Es handelt sich bei dieser freistehenden Zementplastik, um eine nackte, kräftige Frauenskulptur mit oval-förmiger, asymmetrischer Plinthe, welche ebenfalls aus Zement besteht. Ein Betonsockel erhöht die rund 600 kg schwere Vollplastik auf ca. einen Meter. Auf dessen Deckfläche ist eine metallische Platte mit der Inschrift „Ingeborg Hunzinger Die-sich-Erhebende“ eingelassen. Wie der Name der Skulptur es bereits ankündigt, befindet sich die abgebildete Frau in einer Aufwärtsbewegung. Dabei stehen ihre Füße in Kontrapoststellung. Aus der Vorderansicht, der Schauansicht, betrachtet liegt das Gewicht auf ihrem rechten Bein, dem Standbein, aber auch ihr linkes Bein, das Spielbein, verlässt die Plinthe nicht. Sie richtet ihren Körper von ihrer rechten Seite ausgehend, über ihre linke Schulter, auf. Die langen Haare, ihre muskulösen Arme und ihr linkes Bein bilden dabei eine Art Längs-Parallelen. Auffallend ist, dass, obwohl sie ungefähr lebensgroß erscheint, ihre Proportionen von der Realität abweichen. Die Arme sind lang und ihre Hände bemerkenswert groß. Die gesamte Oberflächenbeschaffenheit ist rau und rissig. Diese Ungeschliffenheit findet sich auch im Gesicht wieder. Ihr Mund ist leicht geöffnet und ohne Lippen dargestellt und auch ihre Augen formen sich nur aus Ober- und Unterlid. Und auch die gesamte Oberflächenbeschaffenheit ist rau und rissig. Sie scheint starr und ernst in die Leere zu sehen. Ihr Blick unterstützt den Gesamteindruck: Eine starke Frau mit maskuliner Statur, welche sich schwerfällig erhebt. Und auch ihre „Bewegung“ wirkt durch ihre massiven, langen Arme und obwohl ihre Füße im Kontrapost stehen, nicht sonderlich dynamisch. Wäre der Name nicht so wegweisend, würde es mir als Betrachter schwer fallen zwischen „fallend“ und „erhebend“ zu unterscheiden (Nele Metzig).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Datierungshinweise
2016-2017 saniert und wieder aufgestellt, im Juni 2020 eingelagert
Objektgeschichte
Für Ingeborg Hunzinger waren Kunst- und Lebensauffassung immer eins. Ihre Werke erzählen über Zivil Courage, Wachheit und Ermunterung zum Mut, die eigene Position zu bewahren. Zu ihren wichtigsten Werken gehört unter anderem der ´Block der Frauen´ in der Rosenstraße, eine Erinnerung an den Protest, den Widerstand der Frauen, die 1943 gegen die Verhaftung ihrer jüdischen Männer protestierten. Neben zahlreichen Werken wurde das Motiv der nackten, kräftigen Frau eines ihrer Markenzeichen. So gibt es nicht nur „die sich Erhebende“, sondern auch „die Geschlagene“, „die sich Befreiende“, „die Unvollendete“ und weitere. Die Berliner Woche gab diesen Figuren die Überschrift Weib-Wucht-Widerstand, was allemal passend ist. Die Frauen übermitteln eine Geschichte von Unterdrückung und Widerstand, was angesichts Ingeborg Hunzingers Lebens sicherlich einige Parallelen zu ihrer eigenen Lebensgeschichte aufweist. „Die sich Erhebende“ ist ein Ergebnis ihrer Kunst. Anlässlich Ingeborg Hunzingers 90. Geburtstages am 03.02.2005 wurde die Skulptur in der Nähe der Friedrichshagener Straße auf einer Grünfläche aufgestellt. Da sie allerdings mehrfach durch Vandalismus beschädigt wurde, entfernte man sie im Mai 2006. Sie erhielt 2007 ihren neuen Standort im Luisenhain. Da es sich aber bei dem Luisenhain um einen Touristentreffpunkt handelt, blieb sie auch dort nicht unversehrt. Deswegen veranlasste das Bezirksamt Köpenick 2010 (auf Antrag der Linken) eine umfangreiche Restaurierung der Plastik. Sie wurde zunächst eingelagert und dann aufwändig restauriert. Dabei musste ein fehlender Daumen ergänzt werden, Risse mit Kunstharz verklebt werden und eine Armierung aus Edelstahl wurde zur erhöhten Stabilisierung eingebaut. Im April 2017 wurde sie, nach einer längeren Diskussion über den Standort, wieder im Luisenhain aufgebaut. Nach knapp vier Wochen (laut Berliner Woche) wurde das Kunstwerk wieder massiv durch Vandalismus (vermutlich Fußball Union Anhänger) mit „FCU 1966“ und weiteren Parolen beschmiert. Die Skulptur bekam daraufhin noch einen weiteren Schutzanstrich. Am 11. Juni 2020 wurde die Figur demontiert, laut Medienberichten als Reaktion auf den starken Vandalismus. Sie soll eingelagert werden (Nele Metzig, Aktualisierung Sandra Richter).
Verwendete Materialien
Zement (Gesamt) (Materialarchiv)
Edelstahl (Gerüst innen) (Materialarchiv)
Lasur
Technik
gegossen (Gesamt)
montiert
gestrichen, hellgrau
Inschriften
Plakette (appliziert)
auf dem Sockel, rechts vorne
»Ingeborg Hunzinger/ Die-sich-Erhebende«
Zustand
Vollständigkeit
vollständig, seit der Sanierung 2016
nicht vor Ort
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