Die Flußschiffahrt

Die Flußschiffahrt

Foto: Susanne Kähler, 2006, CC-BY-4.0

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Geyer, Otto (Bildhauer:in)
1879-1880

Datierungs­hinweise

Neuaufstellung 1989

Objekt­geschichte

Die heutige Hallesches-Tor-Brücke, ehemalige Belle-Alliance-Brücke, wurde in den Jahren zwischen 1874 und 1876 als massive Steinbrücke über dem Landwehrkanal neu nach Entwurf von Johann Heinrich Strack (1805-1888) und Erich Dietrich errichtet. Die Brücke galt mit ihren 33,6 Metern als die breiteste Brücke Berlins überhaupt, ihr Bogen überwölbt eine Spannweite von 18,8 Metern. Im Anschluss an die Vollendung der Brücke, von 1877 bis 1880, entstand ihr Skulpturenschmuck (laut M. u. K. Arndt: Der Bildhauer Ferdinand Hartzer, Berlin 1986, S. 141, erfolgte die Aufstellung der Gruppen gleichzeitig mit der Aufstellung der Gruppen Klio und Friede auf dem Belle-Alliance-Platz im März 1979). Vier Bildhauer wurden damit beauftragt, jeweils eine allegorische Marmorgruppe für die Brücke zu schaffen, deren Inhalt mit der Bedeutung des Landwehrkanals im Zusammenhang stehen sollte. Jede der Gruppen wurde auf einem Eckpfosten der Brücke aufgestellt. Der aus Kiel stammende Bildhauer Eduard Lürssen (1840-1891) schuf die heute nicht mehr erhaltene Gruppe Gewerbefleiß, Friedrich Reusch (1843-1906), Schüler von Albert Wolff, entwarf die ebenfalls nicht mehr existierende Gruppe Fruchthandel, Julius Moser (1832-1916) war der Schöpfer der Gruppe Fischfang (siehe Objekt-Nummer 16) und Otto Geyer (1843-1914), Schüler von Hermann Schievelbein, schuf die Gruppe der Flußschiffahrt. Geyer ist in erster Linie durch seine Figurenfriese am Roten Rathaus (1875-1877) und an der Berliner Nationalgalerie (1875-1877) bekannt geworden. 1979 oder 1880 wurden die vier Gruppen auf den Eckpfosten der damaligen Belle-Alliance-Brücke aufgestellt. Bereits 1902 veränderte man die Platzsituation, am 18. Februar 1902 wurde der von Solf und Wichards entworfene Hochbahnhof errichtet, die Hochbahn nahm hier den Verlauf der ehemaligen Akzisemauer ein. Das Aussehen der Brücke wurde verändert, aus ästhetischen Gründen entfernte man die beiden heute erhaltenen Figurengruppen (Flußschiffahrt und Fischfang) und platzierte sie ab 1904 vor der Kreuzberger Melanchtonkirche am Planufer. Hier entgingen die Figuren den Zerstörungen des II. Weltkrieges. 1930 wurde der Hochbahnhof erweitert. Die beiden auf der Brücke verbleibenden Gruppen (Gewerbefleiß und Fruchthandel) fielen dem Krieg zum Opfer, die Figur Gewerbefleiß war nach dem Krieg stark fragmentiert, die Figur Gewerbefleiß ist seitdem in Gänze verschollen. Nach Sprengung der kriegsbeschädigten alten Melanchtonkirche 1957/58 zugunsten des Neubaus des Urban-Krankenhauses versetzte man die Figurengruppen Flußschiffahrt und Fischfang an das Sedanufer in die Nähe der Waterloobrücke. Auf Betreiben des damaligen Leiters des Hochbauamts, Herrn Wolfgang Liebehenschel, wurden die beiden vollständig im Gebüsch eingewachsenen Gruppen 1989 geborgen, restauriert und wieder an ihren ursprünglichen Standorten, den Pfosten der heutigen Hallesches-Tor-Brücke, aufgestellt. Die Brücke selbst ist nach Kriegszerstörung in alter Form 1953, allerdings ohne schmückende Medaillons und Schlusssteine wiederaufgebaut worden. Auf der Brücke am Halleschen Tor stehen mit den Marmorgruppen zwei im Original erhaltene Zeugnisse der Gestaltung um den Mehringplatz aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auf deren konservatorischem Erhalt großen Wert gelegt werden sollte. Die Nähe zur Straße mit großem Verkehrsaufkommen trägt zu ihrer starken Verschmutzung bei. Der inhaltliche Aspekt, der Verweis auf die historische Funktion des Landwehrkanals trägt ebenfalls zur Bedeutung der Objekte bei. Die Gruppe Flußschiffahrt von Otto Geyer erinnert an das Gewerbe der Schifferei auf dem Landwehrkanal und ist stilistisch dem späten Klassizismus zuzuordnen, mit einem bewegten Umriss spannungvoll gestaltet. (Jörg Kuhn)

Maße

(Figurengruppe)
Höhe

3 m

Verwendete Materialien

Marmor (gesamt) (Materialarchiv)

Technik

behauen (gesamt)

Inschriften

Bezeichnung (vertieft)
an der Plinthe
»Otto Geyer 1879«

Zustand

verschmutzt (gesamt, 2006), Verschwärzung durch Ruß
beschmiert (Sockel, )

Vollständigkeit

vollständig


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