Der Mensch baut seine Stadt

Der Mensch baut seine Stadt

Alexander vor Ekbatana, Ecbatane
Dieses Bildwerk ist nicht vor Ort.
Foto: P. H. Feist, 1981, CC-BY-SA-4.0-int., HU Berlin IKB, Slg. Feist, 143.61

Monumentale Stahlplastik eines roboterhaft gestalteten Riesen (Alexander der Große) vor einem monströsen, stalinorgelhaften Katapult. Dem angeblich zum Aufbau einer Stadt – realistisch gedeutet jedoch zur Zerstörung von (Stadt-)Mauern gedachtem – Gerät beigestellt sind populäre Figuren, so genannte „Berliner Typen“ oder heraldisch zu deutende Figuren: „Berliner Bär“ und „Eckensteher Nante“ (eine erfolgreiche Erfindung des Schriftstellers Adolf Glassbrenner aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts), insgesamt ein Kunstwerk, dessen Wirkung eher auf Fernsicht angelegt ist (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Ipoustéguy, JeanKünstler_In1978-1980
Objektgeschichte
Vergrößerte, auf den speziellen Ort abgestimmte Neufassung einer Skulptur von 1965. Entstanden in der Kunstgießerei Tesconi in Pietrasanta. Datiert auf der Fußsohle der Hauptfigur 29. Mai 1979. Einweihung der Plastik am 13. Juli 1980. Im Anschluss an die Fertigstellung des Internationalen Congress Centrums (ICC) kam es im Zusammenhang der vorgesehenen skulpturalen Vorplatzgestaltung zu Kontroversen, über die Vergabemodalitäten. Die Architekten des Gebäudes (Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte) versuchten, eine Direktvergabe an das Bildhauer-Ehepaar Matschinsky-Denninghoff durchzusetzen, was an dem Einspruch des Berufsverbandes Bildender Künstler scheiterte, der ein demokratischeres und transparentes Verfahren einforderte. An dem begrenzten Wettbewerb nahmen Matschinsky-Denninghoff, Alfred Hrdlicka, Engelbert Kremser, Joachim Schmettau, Rolf Szymanski, Jean Tinguely und Jean Ipoustéguy teil. Mit 14 Ja-Stimmen, zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde Ipoustéguys Entwurf mit der Hoffnung gewählt, einen "Beitrag zum Fortschritt" geschaffen und die "Attraktivität der Stadt" erhöht zu haben, was vor allem mit den internationalen Ruhm des französischen Künstlers verbunden war. Über Ipoustéguys Werk wurde jedoch in der Folgezeit heftig gestritten. Die Kritik richtete sich einerseits gegen die Monumentalität und hieratischen Aufstellung der Plastik entlang der Mittelachse des Gebäudes und war andererseits mit dem Titel und den für die damalige Zeit problematischen inhaltlichen Dimensionen des Werks befasst. Alexander vor Ekbatana wurde im Berlin der späten 70er Jahre als Eroberer und feudale Herrscherfigur gelesen. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Alexander der Große die persische Stadt zunächst unterworfen hatte und plündern ließ, bevor er dort eine neue Hauptstadt am Schnittpunkt seines westlichen und östlichen Reichs baute. Statt den generell menschlich-schöpferischen Aspekten, die Ipoustéguy mit der Plastik zum Ausdruck bringen wollte, verlagerte sich deren Sinn auf eine vermeintliche Brutalität der kriegerisch gepanzerten Hauptfigur, unter deren diktatorischem Befehl die kleinfigurigen Bauarbeiter im vorderen Teil der Plastik stünden. Trotz der nachträglich, in Reaktion auf die Kritik, vorgenommene Änderung des Titels in "Der Mensch baut seine Stadt", die von der historischen Lesart der Plastik ablenken sollte, wurde der Kontrast zwischen dem demiurgischen Schöpfertum einer vereinzelten, überlebensgroßen Figur und der "arbeitenden Masse" als nicht mehr zeitgemäß empfunden. Die reparaturbedürftige Plastik und der brüchig gewordene, etwa 70 Tonnen schwere Betonsockel wurden 2005 demontiert. Die Plastik wurde eingelagert. Im April 2019 befand sich die Plastik noch eingelagert (Marc Wellmann).
Maße
gesamtHöhe9 m
Breite5 mm
Länge20 m
Verwendete Materialien
Bronze
SockelBeton
Technik
gegossen
montiert
Zustand
beschädigt, 2005 deponiert
Vollständigkeit
nicht vor Ort

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 14-15.
  • Ehmann, Horst: Berlin: Kunst im Stadtraum, Berlin, 1988, S. 16, 149-150.

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