Mit dem Denkwerk werden die Geschichts-Schichten der Gedenkstätte durch 10 Informations- und Gedenkbänke sowie ein Portal visualisiert. Die Betonobjekte sind thematisch eingefärbt – hellgrau: zum Historischen Ort (A, I, K, L), dunkelgrau: zum Denkmal Zwangsarbeiterlager (B, G, H), gelbbeige zum Denkmal Gartenarbeitsschule (C, E, F) – und in einem Fotobetonverfahren mit einem historischen Datum, mit kurzem Erläuterungstext und einer Illustration gestaltet. Die Betonbänke sind mit einer Sitzfläche versehen, teilweise jedoch gekippt aufgestellt und „unbesetzbar“ (zit. von der Website der Künstlerinnen: http://www.denktafeln.de/krumpuhler-weg.htm [27.03.2020]). Sie sind Gedenkbank, Infotafel und Leitsystem durch die Zeit-Schichten des Ortes zugleich; sie „informieren entlang der ehemaligen Lagerstraße über den Ort, die Menschen und die Bedingungen des Zwangsarbeiterlagers Krumpuhler Weg.“ (Ebenda.). Das Denkwerk will dazu einladen, sich den Historischen Ort spazierend zu erschließen mit der Möglichkeit an den einzelnen Stationen zu verweilen (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Baumeister, Roswitha (Künstler:in)
2008-2010
Meier, Anita (Künstler:in)
Grafikerin
Müller-Altvatter Betonfertigteile GmbH (Beteiligte:r)
Herstellung der Beton-Bänke
Firma Hebau GmbH (Beteiligte:r)
Herstellung der Fotobetonfolien
Helm, Monika (Berater:in)
Datierungshinweise
Eröffnung des Gedenkortes am 20.5.2010
Objektgeschichte
Das Gelände Billerbecker Weg 123A in Berlin-Tegel gehörte bis in die 1930er Jahre zu einem „Bauernheide“ genannten Teil des Nord-Berliner Stadtwaldes Jungfernheide. Anfang der 1930er Jahre parzellierte die Terraingesellschaft „Gross-Berliner Boden- und Bau G.m.b.H.“ diesen in Seenähe gelegenen Teil des Tegeler Stadtwaldes, bebaute ihn ab 1932 mit Eigenheimen und schuf so die Siedlung „Wald-Idyll“. Im Zweiten Weltkrieg, ab Frühjahr 1942, wurde inmitten der Siedlung das „Gemeinschaftslager Krumpuhler Weg“ errichtet, betrieben von den Rüstungsfirmen Altmärkische Kettenwerke (Alkett) und Maget, beide Tochterfirmen der Borsigwerke. Das Lager, das mit einem Areal von über 3300 qm zu den großen in Berlin zählte, erstreckte sich vom Billerbecker Weg bis zum Waldrand. Es wurde bis 1944 ausgebaut, verfügte schließlich über 38 Gebäude und bestand bis Kriegsende. 1.500 Menschen, überwiegend sogenannte Ostarbeiter (Russen, Weißrussen, Ukrainer) aber auch Franzosen, italienische Militärinternierte sowie einige Zwangsarbeiterinnen, waren dort interniert. „Ostarbeiter“ wurden als rassisch minderwertig angesehen und deshalb besonders diskriminiert. Nach dem Krieg übernahm 1955 die bezirkliche Gartenarbeitsschule das Gelände und gestaltete es gärtnerisch. 1996 wurden die gärtnerische Anlage und auch die Baracken unabhängig voneinander unter Denkmalschutz gestellt. 2006 wurden Teile des Areals verkauft und mit einer Wohnsiedlung bebaut. Die Einnahmen aus diesem Verkauf, zusammen mit Zuschüssen des Landesdenkmalamtes und des Bezirks bildeten die finanzielle Grundlage für die Einrichtung des Gedenkortes. Ein wissenschaftliches Team erarbeitete das Konzept für die Schaffung eines das gesamte Grundstück umfassenden Gedenkortes: Alle Zeit-Schichten des Ortes einschließlich seiner Nutzungen nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Volksschule (1952–1971), Erziehungsheim für Mädchen (1955–1996) und Gartenarbeitsschule (1957–1996) sollten dabei berücksichtigt werden. Der Entwurf des „Denkwerks“ von den Künstlerinnen Roswitha Baumeister und Anita Meier (denktafeln . meier | baumeister) ging als Sieger aus einem 2008 durchgeführten Wettbewerbsverfahren hervor. Das auf dem Gelände Vorgefundene hat den Künstlerinnen den Weg gezeigt, „den Ort als Ganzes sprechen zu lassen“ (Meier, Bezirksamt Reinickendorf, 2010, Flyer) . Die auf den Betonbänken wiedergegebenen „Inhalte wurden in der Arbeitsgruppe »Billerbecker Weg« gemeinsam erarbeitet.“ (zit. von der Website der Künstlerinnen: http://www.denktafeln.de/krumpuhler-weg.htm [27.03.2020]). Die Betonobjekte wurden in einem Stück aus Beton gegossen, wobei die liegende Bank und das gekippte Tafelmodul aus ästhetischen Gründen je ein eigenes Schalungsprinzip erhielten. Jede der 4 Bank-Flächen enthält jeweils eine Eisenarmierung. Die Bankauflagen aus Kunststoff wurden später vor Ort angeschraubt. Im April 2016 wurde in einer der ehemaligen Lager-Baracken ein Museum mit Geschichtslabor “als Ort der Information über das ehemalige Zwangsarbeiterlager” (Pressemitteilung des Bezirks Nr. 7293, in: http://www.berlin.de/ba-reinickendorf/aktuelles/pressemitteilungen/2018/pressemitteilung.707386.php [07.05.2020]) eröffnet. (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz)
Maße
Verwendete Materialien
Beton (Bänke) (Materialarchiv) , Fotobeton-Verfahren
Kunststoff (Sitzfläche der Bänke) (Materialarchiv)
Technik
Zustand
Vollständigkeit
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