Denkmal (für) Kurt Schumacher

Denkmal (für) Kurt Schumacher

Gedenkstätte für Kurt Schumacher

Jürgen Tomisch und Barbara Anna Lutz, 2020, CC-BY-4.0

Das Denkmal besteht aus einem Sichtbetonquader mit übergreifender roter Metallform. In eine Mulde des massiven Betonsockels ist eine metallene Querstrebe eingehängt, die sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des Quaders in einer opulenten Rahmung mündet.
Diese aus Hohlelementen aus gebogenem Metallblech bestehende Rahmung, bringt aus röhrenartigen Rundformen, Negativformen (Mulden) und Positivformen (Wölbungen) hervor. Sie wirkt insgesamt technisch bzw. maschinenartig. Zentral in diese tiefe Rahmung eingelassen ist auf der Vorderseite des Blocks hochformatig ein Element des Vorgänger-Denkmals: das bronzene Reliefportrait Kurt Schumachers im Profil, welches „das meditative Zentrum der Plastik im Sinne des indischen »Yantra« bilden“ (Gabriel 1986, S. 5) sollte. Auf der Rückseite ist querformatig eine Bronzetafel angebracht (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Lonas, Joseph Henry (Künstler:in)
1968-1970

Eichler, Viktor (Künstler:in)
Bronzerelief

Datierungs­hinweise

Es gibt unterschiedliche Angaben zum Entstehungsjahr. Hier wird die Angabe von Lonas, in: Lonas, Joseph: Skulpturen, Konstruktionen, Zeichnungen, Ausstellung Haus am Waldsee, Berlin 1973, Ausstellungsverzeichnis übernommen. (Andere: Gabriel 1986, o.S. – 4. S. deutscher Text: 1968/70; Endlich/ Wurlitzer 1990, S.85 sowie Damus/Rogge 1979, S.23: 1971; Klother 1998, S.250: 1969/1971).

Objekt­geschichte

Seit der erfolgreichen Planung und Realisierung eines Jugendfreizeitheims in Borsigwalde (1963-66), und der damit verbundenen Bekanntheit, bekamen Jan und Rolf Rave als Rave Architekten auch Direktaufträge. Die Neugestaltung des westlichen Bereiches des Kurt Schumacher-Platzes durch die Planung von Läden und U-Bahneingängen, 1966-1970, ging auf einen Auftrag des Bezirksamtes Reinickendorf zurück, „[…] wenigstens in diesem Bereich sollte – im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Kurt- Schumacher-Gedenkstätte – eine vor Verkehrslärm geschützte Fußgängerzone entstehen.“(Rolf Rave in: Schäche, 2013, S. 51). Durch den winkelförmigen Baukörper der Ladenzeile wurde ein abgeschirmter Bereich geschaffen, der sich aber zur Kreuzung hin einladend öffnete. Das Denkmal, auf dem offenen Platzbereich stehend, sollte einen Blickfang und Orientierungspunkt von der Gebäudeanlage aus bilden und es markierte den Auftakt in den geschützten Ladenbereich. Joseph Henry Lonas, entwickelte das neue Denkmal für Kurt Schumacher in einer Reihe von Skizzen, Zeichnungen und kleinen Modellen in enger Zusammenarbeit mit Rave Architekten und im Zusammenhang mit ihrer Architektur und Platzgestaltung. Er griff Materialität und Farbigkeit der Bebauung in seinem Denkmal auf. „Der schwere Kubus besteht aus Beton – dem gleichen Baustoff, aus dem der Häuserkomplex errichtet worden ist. Die konstruktiv-technischen Formen der bildhauerischen Arbeit, die den Betonblock einklammern, sind leuchtend rot, eine Farbe, die von den Häusern gleichfalls aufgegriffen wird: das Denkmal ist nicht mehr eine Art Grabstein im Abseits sondern wird einbezogen ins unmittelbare Leben…“ (Ohff, Heinz: Ist das Denkmal noch zeitgemäß?, in: Tagesspiegel, nach: Gabriel 1986, o.S. [5. S. deutscher Text]). Vom Vorgängerdenkmal – einem bearbeiteten Findling mit bronzenem Schriftzug und einem von Viktor Eichler gestalteten bronzenen Reliefportrait Kurt Schumachers, das wohl zwischen 1953 und 1958 dort aufgestellt worden war – übernahm Lonas nicht nur den Aufstellungsort, er integrierte auch das Reliefportrait sowie die Lettern/Ziffern des alten Namensschriftzuges mit Lebensdaten als Kern in das neue Denkmal. In den 1980er Jahren wurde der Platz umgestaltet, das Konzept der ursprünglichen Planung verändert. Seitlich des Denkmals wurden Pflanzbecken angelegt, die Stufen der Platzanlage, die in Bezug zum Denkmal standen, an anderer Stelle angelegt. Der einstige Planungszusammenhang zwischen Architektur und Plastik (vgl. Damus / Rogge, 1979, S.5) ist seitdem nicht mehr unmittelbar erkennbar. Die Denkmalplastik, die ursprünglich „Platzraum und Straße gleichermaßen [beeinflusste]“ (Rolf Rave in: Schäche, 2013, S. 51) steht heute eher versteckt. Auch die Bebauung wurde zwischenzeitlich in ihrer Farbigkeit verändert. Bei der Erfassung der Gruppe Kunst, um 2000, waren der (einstige) Sichtbetonblock hellgrau und die übergreifende Metallform bereits neu in roter Farbe überstrichen worden, das Denkmal aber noch unbeschädigt und gut erhalten. 2020 wurde der ehemalige Sichtbetonblock erneut grau überstrichen. (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

Maße

(gesamt)
Tiefe
Breite
Höhe
(Betonblock)
Höhe
Breite
Tiefe

3.5 m
2.8 m
2.9 m

2.55 m
2.8 m
1.9 m

Verwendete Materialien

Beton (Materialarchiv)
Stahl (Metallkonstrukt) (Materialarchiv) , Es gibt unterschiedliche Angaben zum verwendeten Material. Hier wird die Angabe „Aluminium“ von Lonas, in: Lonas, Joseph: Skulpturen, Konstruktionen, Zeichnungen, Ausstellung Haus am Waldsee, Berlin 1973, Ausstellungsverzeichnis: übernommen. (Andere: Gabriel 1968 o.S. (5. S. deutscher Text): Stahl, Ebenda Abbildungsverzeichnis 56-60: Aluminum ; Klother S. 250: Aluminium, Ebenda: Stahl).
Farbe
Bronze (Relief) (Materialarchiv)

Technik

gegossen (Betonblock)
gebogen (Metall)
farbig gefasst

Inschriften

Bronzetafel (aufgesetzte Lettern; in das Objekt eingelassene Tafel)
am Objekt, Rückseite
»KURT SCHUMACHER 1895-1952«

Zustand

angewittert (Beton, 2020)
beschmiert (2020)
biogener Bewuchs (2020), oberseitig
abgeblättert (Metall, 2020), Farbe
beschmiert (2020)
beklebt (2020)
verbogen (2020), einzelne Bleche
Farbanstrich (Bronze Relief, 2020), goldfarben
beschmiert (2020)
angewittert (2020)

Vollständigkeit

vollständig


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