Das Denkmal zur Ehrung von Carl von Ossietzky stellt den Publizisten und Pazifisten als eine etwas überlebensgroße, stehende Gewandfigur dar. Simon gab der bronzenen aufrechten Gestalt eine typische nachdenkliche Haltung. „Ein überlanger Mantel umhüllt den Körper, der trotz der Größe der Plastik schmächtig und verletzlich wirkt. Die Hände sind tief in den Taschen versenkt, so dass keine gestischen Momente den Gesamteindruck beeinflussten. Die Geschlossenheit der Form assoziiert dabei gleichermaßen Festigkeit und existentielles Bedrängtsein, wie die aufrechte Haltung des Körpers und seine leichte Neigung nach vorn als Motiv für Widerstand zu deuten sind.“ Der Kopf – zwischen den Schultern eingezogen – zeigt klare, porträthafte Gesichtszüge. Der Blick ist besorgt, die Augen sehen zum Boden. Die bronzene Oberfläche der Figur ist grob strukturiert, was der unbewegten Figur Lebhaftigkeit und Spannung verleiht. Die Figur steht auf einer ebenfalls grob strukturierten, konkav gewölbten großen Bronzeplinthe, die auf einem gepflasterten Umfeld aufgestellt ist. In die Stirn- und in die Rückseite der relativ hohen Plinthe sind Inschriften geritzt. Vorne stehen Ossietzkys Name und die Lebensjahre (Jürgen Tomisch).
Standort
Epoche
Bezirk/Ortsteil
unbekannt
Schaffende/
Simon, Klaus Wolf (Bildhauer:in)
1989
Objektgeschichte
Das Denkmal für Carl von Ossietzky wurde 1989 in der seit 1948 nach ihm benannten Straße aufgestellt Es fand seinen Standort auf dem Rasen des Grünstreifens vor der Hauszeile Ossietzkystraße 16-20 und steht nahe dem Haus Ossietzkystraße 24, in dem seine Witwe Maud nach 1945 gewohnt hatte. Maud Ossietzky war in der DDR Herausgeberin der neu gegründeten "Weltbühne" und Bürgermeisterin von Pankow. Anlass für die Denkmalsetzung war Ossietzkys 100. Geburtstag. Zur Vorbereitung der Carl-von-Ossietzky-Ehrung wurde eigens ein Kuratorium eingerichtet. „Auf der Grundlage für die Denkmalgestaltung im Magistratsbeschluss 063/88 vom 8.2.1988 "Plan für die Schaffung von bildkünstlerischen Denkmalen in Berlin 1988 bis 1991", entschied sich der Beirat für Stadtgestaltung beim Oberbürgermeister am 9.6.1988 für den Ausführungsentwurf von Klaus Simon. Simon erläuterte seinen Entwurf und legte dar, daß er Heroisches vermeiden wolle, da es ihm mehr auf den subtilen, mit Willenskraft gepaarten Charakter ankomme.“ Die Enthüllung fand am 2.10.1989, am Vorabend des 100. Geburtstags von Ossietzky, im Beisein der in Dänemark lebenden Tochter Rosalinde von Ossietzky-Palm statt (vgl.: "Carl-von-Ossietzky-Denkmal in Berlin-Pankow enthüllt", in: Neues Deutschland vom 03.10.1989; "Plastik zur Ehrung von Carl von Ossietzky. Das Denkmal schuf der Bildhauer Klaus Simon", in: Neues Deutschland vom 03.10.1989; Neue Zeit vom 3.10.1989; Die Weltbühne 44 (1989), S.1212). Carl von Ossietzky (1889-1938), Friedensnobelpreisträger, langjähriger Autor und ab 1927 Herausgeber der "Weltbühne" und damit Nachfolger von Kurt Tucholsky, war Demokrat und entschiedener Pazifist. Er verurteilte die politische Praxis seiner Zeit. Entschlossen kämpfte er für eine plebiszitäre Demokratie. Unter dem NS-Regime wurde er bereits ab 1933 verfolgt und mehrfach in KZ-Haft genommen. 1935 erhielt er den Friedensnobelpreis, dessen Annahme ihm verwehrt wurde. 1936 wurde er schwerkrank aus der Haft entlassen und verstarb 1938 im Krankenhaus Nordend (Berlin-Niederschönhausen). Am Haus Ossietzkystraße 24 war ursprünglich eine Gedenktafel für Ossietzky angebracht. Eine Porträtbüste Ossietzkys von 1955 (Bildhauerin: Maria Schockel-Rostowskaja) befand sich 1990 vor der Carl-von-Ossietzky-Oberschule in der Görschstraße 42-44 (vgl. St. Endlich: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin 1990, S. 317). Eine Porträtbüste von Klaus Wolf Simon befindet sich in der Wiesbadener Carl-von-Ossietzky-Schule (Jürgen Tomisch).
Maße
Verwendete Materialien
Pflastersteine (Standfläche)
Bronze (Plastik) (Materialarchiv)
Technik
gepflastert (Standfläche)
gegossen (Plastik)
Inschriften
Inschrift (gegossen, Buchstaben waren freihändig in den Gips geritzt)
auf der Plinthe
»CARL v. OSSIETZKY 1889-1938«
Inschrift (gegossen)
Rückseite
»VON MIR IST WEITER / NICHTS ZU SAGEN«
Zustand
Vollständigkeit
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