Denkmal des polnischen Soldaten und der deutschen Antifaschisten im 2. Weltkrieg

Denkmal des polnischen Soldaten und der deutschen Antifaschisten im 2. Weltkrieg

Foto: Susanne Kähler, 2010, CC-BY-4.0

Dominantes Element der Anlage ist eine an auf einer erhöhten Terrasse aufgestellte hohen Stele, gefertigt als ein zweiteiliger grau gefasster Betonturm an dessen oberem Ende ein bronzenes wehendes Fahnentuch angebracht wurde. An den Seiten der Stele befinden sich die applizierten bronzenen Staatswappen der Volksrepublik Polen (Adler) auf der einen Seite und der DDR (Kranz mit Hammer und Sichel) auf der anderen Seite. Hinter der Stele wurde eine Betonstützmauer errichtet. An der Längsseite ist in Granit in monumentalen erhabenen Lettern eine Inschrift in deutscher und polnischer Sprache angebracht. Im rechten Winkel dazu ist ein weiterer Teil der Stützmauer errichtet worden, der mit grobem Waschbeton verkleidet wurde. Darin eingelassen ist ein Relief mit der Darstellung dreier Soldaten, dargestellt als die Repräsentanten der sowjetisch-polnisch-deutschen Kampfgemeinschaft (ein polnischer, ein deutscher und ein sowjetischer Antifaschist). Auf einer in die untere Terrasse eingeschobenen weiteren Terrasse in der mittleren Denkmalsebene steht ein rechteckiger Sockel aus Granit, darauf wurde ein rundes zweistufiges Bronzeobjekt mit strahlenförmiger Oberfläche platziert. Der Deckel ist abzuschrauben, hier kann eine ewige Flamme platziert werden. An der untersten nach Osten weisenden mit Granitplatten verkleideten Stützmauer sind drei Schrifttafeln aus rötlichem Kunststein mit erhabener Schrift angebracht. Die mittlere (zur ursprünglichen Gestaltung des Denkmals gehörend) trägt in polnischer, deutscher und russischer Sprache eine Inschrift (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Wittig, ArndKünstler_In1972
Wolska, ZofiaKünstler_In
Lodziana, TadeuszKünstler_In
Merkel, GünterKünstler_In
Datierungshinweise
1995 Ergänzung durch eine erklärenden Tafel
Objektgeschichte
Das Denkmal des polnischen Soldaten und der deutschen Antifaschisten im Zweiten Weltkrieg ist das Ergebnis der Arbeit eines deutsch-polnischen Künstlerkollektivs aus dem Jahr 1972. Zu der Gruppe zählten folgende Künstler: der polische Bildhauer Tadeusz Lodzian, die polnische Bildhauerin Zofia Wolska, der aus Schwedt stammende Bildhauer Arnd Wittig sowie der Berliner Architekt Günter Merkel. Als Planverfasser wird neben dem im Künstlerkollektiv arbeitenden Architekten Günter Merkel auch der Mitarbeiter Oehring aus dem VE Wohnungsbaukombinat genannt. Initiativen zur Planung des deutsch-polnischen Denkmals gingen, so die schriftlichen Quellen, von den Ministerräten der Volksrepublik Polen und der DDR aus. Am Anfang des Projekts stand ein 1968 ausgelobter polnisch-deutscher Wettbewerb, die Entscheidung im Januar 1969. Ende 1969 fand die Vorstellung des Siegerprojekts statt (Grzesiuk-Olszewska, Irena: Polska rzeźba Pomnikowa w latach 1945-1995 (Polnische Skulptur in den Jahren 1945-1995), Warszawa, 1995, S. 315). Die Entscheidung zur Errichtung scheint in der Abteilung Kultur des Ost-Berliner Magistrats getroffen worden zu sein. Sie stellte am 16.3.1971 einen Antrag für die Standortgenehmigung bei der Kreisplankommission des Rates des Stadtbezirks. Die Kosten für das Denkmal wurden damals auf 1.150.000 Mark geschätzt. Die Standortgenehmigung wurde am 6. Juni 1971 vom Rat des Stadtbezirks erteilt. Die Einweihung des Denkmals fand 1972 statt. Die weiträumige Anlage wurde in der Folgezeit u. a. als Appellplatz genutzt. Auf Antrag des Stadtbezirksgartenamtes vom 30.8.1974 bei der staatlichen Bauaufsicht wurde im Rahmen der „Volkspark-Rekonstruktion“ erfolgte der Bau der oberen Stützmauer am Denkmal. Bemühungen um die Veränderung der Anlage zielten nach der Wende vor Allem auf den Inhalt, weniger auf die Gestaltung des Denkmals. Kritisiert wurde vor Allem die Tatsache, dass es bei dem Denkmal in erster Linie um Heldenverehrung gehe und nicht um Gedanken an Opfer. 1993 gab es Verhandlungen zwischen dem Bezirksamt Friedrichshain und der Außenstelle der polnischen Botschaft zu einer Ergänzungstafel (Vgl. Bericht der Kommission von 1993). 1995 wurde zu der Texttafel von 1972 die ergänzende Tafel hinzugefügt, die die Bedeutung der Anlage kommentiert und der moderneren Sichtweise anpasst (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
SteleBeton
Plastik (Fahne)Bronze
WappenBronze
StützmauerBeton
Waschbeton
LetternGranit
ReliefBronze
rechteckiger SockelGranit
Plastik (rund)Bronze
StützmauerGranit, Platten
SchrifttafelnKunststein, rötlich
Technik
gesamtgegossen
behauen
appliziert
verkleidet
Inschriften
Inschrift (gemeißelt)
an der Stützmauer
ZA NASZA I WASZA WOLNOC – FUER EURE UND UNSERE FREIHEIT
Tafel (gegossen)
untere Stützmauer
DENKMAL DES POLNISCHEN SOLDATEN UND DEUTSCHEN ANTIFASCHISTEN / DIESES DENKMAL ERRICHTET VON DEN REGIERUNGEN / DER VOLKSREPUBLIK POLEN UND DER DEUTSCHEN / DEMOKRATISCHEN REPUBLIK AM JAHRESTAG DES / SIEGES DER ANTIHITLERKOALITION UEBER DEN / FASCHISMUS ERINNERT AN DEN BEWAFFNETEN KAMPF DER POLNISCHEN VOLKSARMEE, DIE AN DER / SEITE DER SOWJETARMEE EINEN RUHMVOLLEN / KAMPFWEG VON LENINO BIS BERLIN ZURÜCKLEGTE / UND EINEN BEITRAG FÜR DIE BEFREIUNG DER / VOELKER EUROPAS VOM FASCHISMUS LEITETE / ES VEREWIGT DIE TATEN DER DEUTSCHEN ANTIFASCHI- / STEN DIE BEI DER VERTEIDIGUNG DER HÖCHSTEN / DEMOKRATISCHEN WERTE IHRES VOLKES GEMEINSAM / MIT DEN SOWJETISCHEN UND POLNISCHEN GENOSSEN / DEN KAMPF GEGEN DEN HITLERFASCHISTISCHEN / TERROR FÜHRTEN UND DAMIT WÄHREND DER / FASCHISTISCHEN DIKTATUR DIE VISION DER KÜNFTIGEN / SOZIALISTISCHEN DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN/REPUBLIK SCHUFEN. / EHRE IHREM ANDENKEN! / (diese Inschrift an gleichem Ort in russischer und polnischer Sprache)
Inschriftentafeln (gegossen)
untere Stützmauer
DIESES DENKMAL WURDE 1972 VON DEN / REGIERUNGEN BEIDER LÄNDER ZUR EHRUNG / DER DAMALS OFFIZIELL ANERKANNTEN HELDEN / IM KAMPF GEGEN DEN NATIONALSOZIALISMUS ERRICHTET. / HEUTE WIRD AN DIESER STELLE AUCH DERER / GEDACHT, DIE ALS SOLDATEN DER ARMEE / DES POLNISCHEN UNTERGRUNDSTAATES, DER ALLIIERTEN STREITKRÄFTE UND DER POLNISCHEN / WIDERSTANDSBEWEGUNG GEKÄMPFT HABEN / UND GEFALLEN SIND, UND ALS ZWANGSARBEITER, / HÄFTLINGE UND KRIEGSGEFANGENE VERSCHLEPPT / UND ERMORDET WURDEN / SOWIE ALLER ANTIFASCHISTEN DES DEUTSCHEN / WIDERSTANDES, DIE IHR LEBEN FÜR DIE / BEFREIUNG VOM NATIONALSOZIALISMUS / GEOPFERT HABEN. BERLIN 1995
ZustandZeitpunkt
gesamtgut2010
beschmiert2010
verschmutzt2010
Vollständigkeit
vollständigSanierung 1993 - 1995

  Nachweise

  • Lesser, Katrin: Gartendenkmale in Berlin, Parkanlagen und Stadtplätze , 2013, S. 114-115.
  • Glabau, Leonie: Gartendenkmale in Berlin : Nachkriegszeit bis Ende der Sechziger Jahre, Petersberg, Kr Fulda, 2018, S. 254.
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 236-237.
  • Eickenjäger, Karl-G.: Berlin-Friedrichshain. Baudenkmale, Gedenkstätten, Plastiken im Stadtbezirk, Berlin, 1979, S. 76-77.
  • Trost, Heinrich: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I, Berlin, 1983, S. 438.
  • Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Berlin, Bezirk Friedrichshain, Berlin, 1996, S. 101-102.
  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung, Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 123-125.

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