Denkmäler der Neuen Königsbrücke

Denkmäler der Neuen Königsbrücke

Auszug des Kriegers, Abschied des Kriegers von seiner Familie

Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

Es handelt sich um eine Dreifigurengruppe auf einem rechteckigen Sockel. Der Sockel mit Standsockel ist mehrfach profiliert und weist eine vorkragende Deckplatte auf, die der überlebensgroßen Dreiergruppe als Standfläche dient. Die Dreiergruppe zeigt den Abschied eines Landwehrsoldaten von seiner Familie, beziehungsweise seines „Auszug“ in den Krieg. Der Landwehrmann steht in der Mitte der Komposition, die beiden ihn flankierenden Figuren an Größe überragend. Sein rechtes Bein ist leicht angewinkelt vorgestellt und zeigt damit eine Schrittbewegung nach vorne. Ihm rechts zur Seite schmiegt sich eine stehende Frauenfigur an. Die Grundform dieser Komposition bildet ein Dreieck. Die Blicke der beiden Ehepartner sind innig einander zugewendet. Er umarmt sie mit seinem linken Arm, sie umfasst ihn am Rücken mit ihrem rechten Arm. Ihrer beider anderen Hände sind vor den Körpern ineinandergelegt. Links des Soldaten steht in ausgreifender Schrittbewegung ein halbwüchsiger Knabe, den Blick zu den Eltern gewendet. Er schultert mit seiner linken Hand am eng vor der Brust angewinkelten das Gewehr des Vaters über der Schulter, während sein rechter Arm seitlich abgewinkelt die leicht erhobene Hand nach vorne streckt. Die zeitgenössische Bekleidung der drei Figuren ist realistisch wiedergegeben, die Gesichter und die Bart- und Haartracht sind bei verhaltener Idealisierung naturalistisch gestaltet. Durch das bodenlange Gewand und die betont sanften Gesichtszüge wirkt die Frauenfigur stärker an klassizistischen Vorbildern orientiert, als die beiden männlichen Figuren. Stilistisch verbinden sich in der Gruppe spätklassizistisch-naturalistische Tendenzen mit den Einflüssen des modischen Neubarock. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Wittig, Hermann (Bildhauer:in)
1864-1874

Calandrelli, Alexander (Entwurf)
Gesamtentwurf der acht Figurengruppen der ehemaligen Königsbrücke

Bluhm, Burkhard (Bildhauer:in der Sanierung)
nach 2004

Datierungs­hinweise

Aufstellung hier 1939; Umfassende Sanierung nach 2004

Objekt­geschichte

Im Zuge des rasanten Ausbaues der alten Residenzstadt Berlin zur Reichshauptstadt und insbesondere durch den Bau der Stadtbahn, die anstelle des Festungsgrabens verlief, wurde der Königsgraben 1882 zugeschüttet und die 1871-1873 nach Entwurf von Johann Heinrich strack und Louis Schrobitz errichtete Brücke abgebrochen. Während die barocken Kolonaden erst 1910 auf ihren neuen Standort transloziert wurden (Kleistpark an der Potsdamer Straße), wurden vier der Figurengruppen von 1874, nämlich die Kriegergruppen, in Nähe des Reichstages am Königsplatz/Alsenplatz aufgestellt, während die vier Strömegruppen seit 1882 am Großfürstenplatz Aufstellung fanden. Die barocken Leuchterfiguren von der spätbarocken Vorgängerbrücke wurden ebenfalls zum Alsenplatz versetzt. Im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Reichshauptstadt Berlin unter Führung des Generalbauinspektors Albert Speer wurden die Denkmäler des Königsplatzes 1938 sämtlich abgeräumt und im Mai 1938 an andere Stellen im Tiergarten versetzt. Die Leuchterfiguren der Alten (und Neuen) Königsbrücke gelten heute als verschollen. Die vier Kriegergruppen erhielten 1939 südlich des Kurfürstenplatzes an der Rüsternallee ihren neuen Standort. Bei der Zerstörung des Tiergartens erlitten die Figurengruppen verschieden starke Beschädigungen. Der Zustand vor der Sanierung, die nach 2004 durch Burkhard Bluhm (kunsthistorische Dokumentation Juliane Bluhm) unter der Obhut des LDA Berlin und des Bezirksamtes Mitte von Berlin durchgeführt wurde, war bedeutend schlechter, als der heutige Zustand. 2003 wurde von den vom Landesdenkmalamt beauftragten Gutachtern Susanne Kähler und Jörg Kuhn festgehalten: "Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, Vandalismus- und Witterungsschäden; rechte Hand der Knabenfigur fehlt, Pickel des Kriegerhelms der Hauptfigur fehlt, Einschusslöcher. Sockel: Angewittert, Ausbrüche, Platten der Verkleidung teilweise gelöst, mit Farbe beschmiert" (Susanne Kähler, Jörg Kuhn, Matthias Gegner).

Maße

(Sockel)
Höhe

2.75 m, ohne Figurengruppe

Verwendete Materialien

Sandstein (gesamt) (Materialarchiv) , Seehauser Sandstein (?)

Technik

behauen (gesamt)
gemeißelt
gemauert (Sockelkern), vermutlich

Zustand

befriedigend (gesamt), nach der Sanierung nach 2004

Vollständigkeit

vollständig, ehemals Teil der Bauplastik der Königsbrücke


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