Das deutsche Volkslied

Das deutsche Volkslied

Das deutsche Lied
Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

In die kleinteilige Mosaikpflasterung des rechteckigen Denkmalplatzes, zu dem ein schmaler, analog gepflasterter Weg vom Hauptweg hin führt, ist eine etwa quadratische Granitplatte eingelassen, die den dreifach durch verschieden starke Einziehungen getreppten Muschelkalksteinsockel trägt. Darauf steht die heute aus Kunststein bestehende figürliche Zweiergruppe. Die hinten rechteckig ausgebildete Plinthe ist nach einer beidseitigen leichten Einziehung nach vorne hin gerundet ausgebildet. Aus der in sehr reduzierter Form oberseitig ein Naturrelief wiedergebenden Plinthe erwächst ein ebenso stilisiert formulierter schmaler Felsblock, auf dem, in inniger und enger Umarmung zwei junge weibliche Wesen sitzen. Die linke Figur ist an Jahren etwas älter gekennzeichnet. Sie trägt ein in antikisierendem Faltenwurf herabwallendes, kostbares Gewand spätbiedermeierlichen Zuschnitts. Schulter und Unterarme bleiben unbedeckt. Die Füße sind unbekleidet. Die linke Fußspitze ragt vorne über den Plinthenrand. Der ideal gebildete Kopf ist leicht gesenkt und zur rechten Figur gewendet. Die analog zum Kleid der späten Biedermeierzeit entstammende Frisur wird von einem Lorbeerkranz gekrönt. Die linke Figur hält mit ihrer Rechten eine Leier, die sie auf dem Knie abstützt. Die Leier wird im oberen Bereich durch eine Metallklammer stabilisiert. Mit dem linken Arm umfasst die Figur das neben ihr sitzende junge Mädchen in Hüfthöhe. Das junge Mädchen ist in eine „altdeutsch“ gemeinte Tracht gekleidet und trägt auf dem leicht in den Nacken gelegten, zur Frontmitte gewendeten Kopf zwei lange, hinten herabfallende geflochtene Zöpfe. Mit dem rechten Arm umfasst sie in Hüfthöhe die Figur neben ihr, mit der angestreckten linken Hand, deren Finger leider fehlen, will sie in die ebenso leider fehlenden Saiten der von der linken Figur gehaltenen Leier greifen. Trotz des idealisierten Naturalismus spätklassizistischer Prägung ist das Bildwerk deutlich ein Produkt der nachklassizistischen Zeit. Die starke Stofflichkeit der Gewänder zeigt den Einfluss des noch formal gemäßigten Neubarock, wie ihn etwa auch Fritz Schaper etwa zeitgleich bei seinen Figuren zum Goethedenkmal zeigte. Die linke Figur mit der Leier, dem Lorbeerkranz und dem reichen Gewand wird allgemein als die Muse der Musik (Polyhymnia) gedeutet, während das schlichter bekleidete Mädchen mit den biederen Zöpfen eben das „deutsche Lied“ darstellen soll. Beide sitzen einträchtig und zumindest vorübergehend gleichberechtigt nebeneinander und musizieren gemeinsam. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Sußmann-Hellborn, LouisBildhauer_In1875
Starcke, HansBildhauer_In der Kopie
Datierungshinweise
aufgestellt 1910 im Großen Tiergarten, Kopie 1993
Objektgeschichte
Die Skulptur wurde im Original 1910 aufgestellt. Durch Vandalismus sehr stark beschädigt wurde sie abgebaut und in den Sockel des Denkmals für die Befreiungskriege auf dem Kreuzberg (Sockel des Kreuzbergdenkmals, Depot der Denkmalpflege u. a.) gebracht. 1993 fertigte der Berliner Bildhauer Hans Starcke eine Kopie der Figurengruppe an.
Verwendete Materialien
KopieKunststein, Original ist aus Marmor
Stahl, Armierung, Lyra-Klammer
SockelMuschelkalk
StandplatteGranit
Technik
Kopiegegossen, Original ist gemeißelt, poliert
armiert
Sockelbehauen
aufeinander gefügt
ZustandZeitpunkt
gesamtbeschädigt, Kopie und Original2003
Sockelbeschmiert
GruppeFehlstellen, Saiten der Lyra, Finger
Vollständigkeit
unvollständigKopie und Original

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 167.
  • Wirth, Irmgard: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Bezirk Tiergarten, Berlin, 1955, S. 220-221.
  • Bloch, Peter: Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert : das klassische Berlin, Berlin, 1994, S. 300. Abb. 253
  • Bloch, Peter: Ethos und Pathos: die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Berlin, 1990, S. 562. Bd. II (Aufsätze), Nr. 382
  • Wendland, Folkwin: Der Große Tiergarten in Berlin, Berlin, 1993, S. 219.

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