Der ehemalige Straßenbahn-Betriebshof und die zugehörigen Wohnhäuser nehmen das gesamte Karree zwischen Müller-, Belfaster- und Londoner Straße ein.
Zu beiden Seiten der Hauptzufahrt zum Betriebsbahnhof in der Müllerstraße flankieren zwei markante, hinter die Straßenflucht gesetzte, expressionistisch gestaltete Türme die Durchfahrt, die zu den Hauptwerken expressionistischer Architektur in Berlin zählen. In den 32 Meter hohen Türmen waren ursprünglich Wasserreservoirs untergebracht. Die Deutsche Bauzeitung beschrieb deren Gestaltung 1927: „Der farbig abwechslungsreiche Turmbau beginnt unten mit ovalbogigen Hallendurchgängen aus rotbläulichen Eisenschmelzklinkern mit weißer und roter strahlenförmiger Fugung. Ein bes. schwarzblaues Keramikstück bildet den prägnanten Schlußstein der Portale. Darüber ist das Mauerwerk, das nicht in ebener Flucht, sondern in flach polygonal gebrochener Wandung hochgeht, bis über die oberste Fensterreihe weinrot abgeputzt, aber alle Fenster sind wiederum von bläulichen Klinkern umrahmt. Der von prismatisch kantigen Profilen mit weit heruntergehenden Konsolstreifen umklammerte Turmoberteil mit seinen hierzu passenden dreieckig spitz geschlitzten Fenstern ist ebenfalls aus Eisenklinker gemauert.“ (Deutsche Bauzeitung, 61.1927, S. 620).
Die Wohngebäude an der Müllerstraße haben fünf Vollgeschosse. Die Wohntrakte an der Londoner und Belfaster Straße hingegen sind dreigeschossig mit Ausnahme der viergeschossigen Mittelbauten. Die rückseitigen Eckgebäude des Baublocks sind als viergeschossige, flach gedeckte Turmhäuser gebildet.
Die rotbraun verputzten Fassaden sind in den Obergeschossen durch vertikale Bänder aus Klinkerlagen und hellen Putzstreifen gegliedert. Die Tordurchfahrten zum Innenhof sind mit scharfkantigen, spitz vorkragenden Wandvorlagen und prismenförmigen Kapitellen betont (Nicola Vösgen).
Kategorie
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Krämer, Jean (Architekt:in)
1924-1927
Objektgeschichte
Der Straßenbahn-Betriebshof und die Wohnanlage mit 380 Zwei- und Dreizimmerwohnungen wurden in den Jahren 1925 bis 1927 im Auftrag der Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH nach Plänen von Jean Krämer (1886-1943) erbaut. Bei der Eröffnung am 5. September 1927 war der Betriebshof der zweitgrößte Straßenbahnhof Berlins (nach dem Betriebshof Lichtenberg). Nachdem der Straßenbahnbetrieb in West-Berlin 1958 vollständig eingestellt worden war, versorgt der Betriebshof seit 1960 die Omnibusse im nordwestlichen Berliner Stadtgebiet. An der Zufahrt in der Müllerstraße stand seit 1927 auf einem hohen Muschelkalkpodest ein in Bronze gegossener Berliner Bär von Artur Hoffmann, der bereits Anfang der 1940er Jahre wieder eingeschmolzen wurde (Nicola Vösgen).
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