Büstendenkmal Rüdiger von Ilgen

Büstendenkmal Rüdiger von Ilgen

Foto: Susanne Kähler, 2012, CC-BY-4.0

Das Büstendenkmal für Rüdiger von Ilgen steht im Gutspark Britz und zwar im Grünbereich zwischen Herrenhaus und Wirtschaftshof unweit der Gartenterrasse. Auf einer quadratischen Bodenplatte aus weiß durchgefärbtem Beton steht der rechteckige Sockel über quadratischem Grundriss. Auf dem Sockel ruht die überlebensgroße Porträtbüste Ilgens, auch sie aus weiß durchgefärbtem Beton. Auf der Sockelfront zur Terrasse hin steht, vertieft angelegt und grau hinterlegt eine Inschrift (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Siemering, RudolfBildhauer_In des Originals1900
Neureuther, HansBeteiligte_r
Abformungs-Kopie nach Siemering
Datierungshinweise
Abformung 1985/1986, mit dem Sockel der Erstaufstellung von 1954/59
Objektgeschichte
1895 wurden von Kaiser Wilhelm II. für den Berliner Tiergarten 32 Skulpturengruppen als Geschenk an die Stadt Berlin angekündigt, die, beginnend mit Albrecht dem Bären und endend mit Kaiser Wilhelm I., die Herrscher der Mark Brandenburg darstellen sollten. Zwischen 1898 und 1901 wurden die aus weißem Marmor gearbeiteten Figurengruppen aufgestellt und zwar entlang der zwischen Siegessäule auf dem Königsplatz (Platz der Republik) und Kemperplatz verlaufenden Siegesallee. Jedes überlebensgroße Standbild erhielt zwei flankierende Büsten, die prominente Zeitgenossen des jeweiligen Herrschers darstellten. Unter der Leitung von Reinhold Begas arbeiteten mehr als zweidutzend zumeist renommierte Bildhauer an dem Projekt mit. Der zu den führenden Bildhauern der Zeit gehörige Rudolf Siemering (1835-1905) erhielt den Auftrag zur Gruppe König Friedrich-Wilhelms I. in Preußen mit den beiden Flankenbüsten für Rüdiger von Ilgen und Fürst Leopold I von Anhalt-Dessau. Die Gruppe konnte am 22.12.1900 eingeweiht werden. Auf Beschluss des Alliierten Kontrollrats im Jahr 1947 sollte die „Siegesallee“ beseitigt werden. Der damalige Berliner Beauftragte für den Denkmalschutz ließ die Mehrzahl der Siegesalleefiguren 1954 im Park am Schloss Bellevue vergraben. Einige wenige Figuren wurden an Orten in Berlin aufgestellt, zu denen der Dargestellte in einem sinnhaften Bezug stand. Dazu gehörte auch die Büste Heinrich Rüdiger von Ilgens. 1950 gelangte sie in die Zitadelle Spandau und 1954 von dort nach Gut Britz, wo sie, spätestens 1959 mit neuem Sockel ausgestattet, im Park von Gut Britz Aufstellung fand (Ein Lageplan von 1958 mit eingezeichnetem Büstenstandort ist im Bestand „historische Pläne“ des Bezirksamtes vorhanden). Durch die Außenaufstellung nahm die Marmorbüste Schaden. Die BVV des Bezirks Neukölln beschloss auf Antrag der SPD am 24. März 1982 die Wiederherstellung des Ilgen-Denkmals und wies den Bezirk Neukölln als Eigentümervertreter an entsprechen tätig zu werden (Beschluss Nr. 183 der BVV vom 24.03.1982 – Drucksache XI/384). Der als Gutachter hinzu gezogene Direktor der Staatl. Schlösser und Gärten, Martin Sperlich, holte sich Rat bei Peter Bloch, dem Direktor der Skulpturensammlung der Staatl. Museen SMPK in Dahlem. Dieser verwies auf die Marmorfragmente der ehemaligen Rundbänke der „Siegesallee“ im Lapidarium am Landwehrkanal und schlug vor, dass der mit der Sanierung der Büste zu beauftragende Bildhauer sich hier „identisches Material“ besorgen könne (Schreiben von M. Sperlich an das Bezirksamt Neukölln, Abt. Gartenbauamt, Herrn Kreuzer, vom 20.04.1982). Sperlich empfahl den Berliner Bildhauer Fritz Becker (1922-2016) als Kopisten für die bei der Ilgenbüste zu ersetzende Nase. Die Berliner Denkmalpflege in Gestalt von Gartenbaudirektor Klaus von Krosigk weist 1984 auf die ab 1985 zur Verfügung stehenden Finanzmittel im Rahmen der Wiederherstellung des Britzer Gutsparks (Vermerk von Herrn Kreuzer vom 15.08.1984). Kreuzer hält fest: „In diesem Rahmen wird die Büste ‚Rüdiger von Ilgen‘ restauriert und geschützt an einem geeigneten Ort aufgestellt. Für den Schloßgarten bzw. für den Gutspark wird eine Kopie angefertigt. Mit den Maßnahmen ist ab Frühjahr 1985 fest zu rechnen“. Bis 1986 wurde die (zu diesem Zweck durch die beim Original verloren gegangene Nase ergänzte) Marmorbüste durch eine Abformung in Kunststein (Beton) ersetzt, der analog zum Marmor eine helle Fassung erhielt. Den Auftrag übernahm vermutlich die Bildhauerwerkstatt Hans Neureuther. Das Ilgen-Denkmal erhielt auf Anraten von Martin Sperlich einen neuen Aufstellungsort, der gegenüber dem bisherigen Aufstellungsort unter Bäumen die Büste besser gegen biogene Belastung schützte. Jürgen Kleeberg vom Landschaftsplanungsbüro „Paul-Heinz Gischow & Partner“ teilte am 22.10.1986 dem Bezirksamt Neukölln – Gartenbauamt – mit, dass „der Abguß der Ilgen-Büste im Gutspark Britz (…) nunmehr fertiggestellt (sei), sodaß das Original an einen sicheren Ort gebracht werden kann. Wir bitten Sie, auch in Verbindung mit Ihrem Kunstamt, uns einen Standort zu benennen, (…)“ (Schreiben Kleeberg vom 22.10.1986 an das Gartenbauamt des Bezirks Neukölln). Das sanierte und durch eine Büstenkopie ergänzte Büstendenkmal für Rüdiger von Ilgen wurde Ende April 1988 bei der feierlichen Übergabe des wiederhergestellten Gutsparks der Öffentlichkeit, am neuen Ort unweit der Terrasse des Gutshauses, vorgestellt. Die originale Marmorbüste Ilgens kam ins Lapidarium am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg und von dort 2009 in die Zitadelle Spandau, wo sie im ehemaligen Materialdepot besichtigt werden kann. Der in den 1880er Jahren im Sinne eines Landschaftsgartens umgestaltete Park von Gut Britz, das sich seit 1924 im Besitz der Stadt Berlin befand, wurde zwischen 1985 und 1988 durch die Gartendenkmalpflege des Landes Berlin, ebenso wie das Herrenhaus, aufwändig wieder hergestellt. Am 29.04.1988 fand die feierliche Übergabe an die Öffentlichkeit statt. Zu diesem Anlass wurde auch die kopierte Ilgen-Büste aufgestellt (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Beton
Technik
gegossen
Inschriften
Inschrift
am Sockel vorne
RÜDIGER VON ILGEN / 1654-1728 / PREUSSISCHER STAATSMINISTER / SEIT 1719 GUTSHERR IN BRITZ
ZustandZeitpunkt
biogener Bewuchs2012
rissig2012
Vollständigkeit
vollständigals Abguss einer Spolie

  Nachweise

  • Daun, Berthold: Siemering, Leipzig, 1906, S. 106.
  • Reclams Kunstführer Berlin, Stuttgart, 1991, S. 367. Ausgabe von 1977
  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 61.
  • Lehnert, Uta: Der Kaiser und die Siegesallee. Reclame Royale, Berlin, 1998, S. 198-199.
  • Berger, Ursel: Enthüllt: Berlin und seine Denkmäler: Zitadelle, Berlin, 2017, S. 126-135, 186.
  • Lesser, Katrin: Gartendenkmale in Berlin, Parkanlagen und Stadtplätze , 2013, S. 214-220.

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