Auf einem Podest aus Muschelkalkstein mit quadratischem Grundriss und antikisierendem Blattfries unterhalb der Deckplatte – ein ehemaliger Grabstein – steht die bronzene Figur des „Betenden Knaben von Sanssouci“, hier eine Kopie des frühen 20. Jahrhunderts.
Standort
Kategorie
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
H. Gladenbeck & Sohn (Bildgießerei) (Gießerei)
1914, Aktiengesellschaft Gladenbeck vormals H. Gladenbeck & Söhne
Fa. H. Noack (Gießerei)
beteiligt an der Restaurierung 1963
Datierungshinweise
nach einem Vorbild um 300 vor Christus in Berlin
Objektgeschichte
Die einem Bildhauer aus dem Umkreis des Lysipp zugeschriebene, um 300 vor Christus in Rhodos gegossene Figur eines unbekleideten Knaben aus Bronze wurde kurz nach 1500 ausgegraben und gelangte über zahlreiche bedeutende Kunstsammlungen in Italien, Frankreich, England, den Niederlanden und Österreich durch Kauf 1747 an König Friedrich II. von Preußen. Die überaus kostbare Figur, der bei der Auffindung auf der der Ritterschaft des Johanniter-Ordens unterstehenden Insel Rhodos die Arme bis auf einen kurzen Rest im Schulterbereich gefehlt hatten, hatte im frühen 18. Jahrhundert erhoben formulierte Arme erhalten, die dazu beitrugen, in der Figur einen Beter oder Erflehenden zu erblicken ("Adorant" von adorare = anbeten, verehren). Der "Betende Knabe von Sanssouci", benannt nach seinem Standort unter Friedrich II. auf der Schlossterrasse des "Weinbergschlosses" Sanssouci, gelangte über eine Aufstellung im Berliner Schloss im Jahr 1830 in das soeben fertiggestellte Museum am Lustgarten. Nach 1945 aus den Staatlichen Museen zu Berlin in die Sowjetunion verbracht, kehrte die Plastik 1958 nach Berlin zurück. Sie befindet sich aktuell im Alten Museum als Teil der Antikensammlung. Schon im 18. Jahrhundert entstanden Abgüsse und Neugüsse der international bekannten Knabenfigur. Besonders im bildungsseligen 19. Jahrhundert mit seinen großen Kunstreproduktionswerkstätten wurde der Betenden Knabe in verschiedenen Größen als Schmuck der öffentlichen und privaten Kunstsammlungen, Ausbildungsstätten, Herrenzimmer, der Gärten und nicht zuletzt der Friedhöfe produziert und auch erworben. Besonders im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts lassen sich Beispiele für eine Verwendung als Grabfigur nachweisen. Auch der "Betende Knabe" vom Leopoldplatz stammt samt seinem ehemals als Grabstein mit Inschrift dienenden Sockel von einem Begräbnisplatz und zwar vom Urnenfriedhof am Krematorium in der Gerichtstraße unweit des Leopoldplatzes. Er bewachte hier das Grab des Geheimen Oberjustizrates und Vortragenden Rats im preußischen Justizministerium, Heinrich Bernhard Arnold Köttgen (1871-1914). Die Erbengemeinschaft Köttgen schenkte nach Ablauf des Nutzungsrechts dem Bezirk Wedding 1963 das Grabmal. Johannes Plonsker, Leiter des bezirklichen Gartenbauamtes, ließ die Figur nach der wegen des U-Bahn-Baus 1962 notwendig gewordenen Neugestaltung des Leopoldplatzes innerhalb eines Lindenrondells nahe der Schulstraße, Ecke Müllerstraße aufstellen. Die Umgestaltungen der folgenden Jahrzehnte, etwa um 1985 und bis 2006 bezogen das Kunstwerk immer mit in Planung mit ein. Die Pflege des Betenden Knaben gestaltet sich im "sozialen Brennpunkt" schwierig, trotzdem erfreut sich die Plastik einer gewissen Beliebtheit auch außerhalb der Sprayer-Szene (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Bronze (Figur) (Materialarchiv)
Muschelkalk (Sockel) (Materialarchiv)
Zustand
Vollständigkeit
Wenn Sie einzelne Inhalte von dieser Website verwenden möchten, zitieren Sie bitte wie folgt: Autor*in des Beitrages, Werktitel, URL, Datum des Abrufes.