Auf einem Betonsockel ist die Sitzfigur des Kriegsgottes Ares (Mars) aufgestellt. Auf der irregulär geformten Plinthe sitzt der Gott unbekleidet auf einem Felsen. Vor ihm ein sitzender Eros (Amor) mit Flügeln, Köcher und Bogen. Hinter dem Liebesgott ruht der Helm des Ares. Ares selbst hat die Hände über dem hochgezogenen linken Knie zusammengelegt und hält ein Schwert. Zu seiner Rechten lehnt ein aufrecht stehender Schild, in dessen Innenseite man die ledernen Halterungen für den Arm sieht. Ein Tuch ist dem Gott um die Hüfte gelegt, ohne jedoch seine Nacktheit zu verhüllen (Jörg Kuhn).
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Lysippos (Künstler:in)
1860-1920
Fa. S. A. ANTONIO FRILLI. FIRENCE (Gießerei)
Florenz, Italien
Auszubildende der Otto-Bartning-Schule (Ausführende:r)
Sockel 1964
Datierungshinweise
nach einem antiken Werk aus der Zeit von 320 / 350 vor Christus (v.u.z.); Einweihung am jetzigen Standort: 12.04.1964
Objektgeschichte
Die Sitzfigur des ausruhenden Kriegsgottes Ares (römisch: Mars) war vermutlich eines der Hauptwerke des antiken griechischen Bildhauers Lysipp/Lysippos (um 390/370 – um 318). Die um 320/350 v. Chr. entstandene Figur hatte auch im antiken Rom ihre Anhänger, so dass Kopien davon hergestellt wurden. Eine römische Marmorkopie gelangte nach ihrer neuzeitlichen Auffindung im 17. Jahrhundert in die Sammlung des römischen Kardinals Ludovico Ludovisi. Die Familie Buoncampagni-Ludovisi besaß das kostbare Kunstwerk über Jahrhunderte. Der heute allgemein verwendete Name für diesen Figurentypus mit „Ares Ludovisi“ rührt hier her. Die beschädigt aufgefundene Skulptur wurde von Giovanni Lorenzo Bernini (1598-1680) restauriert und ergänzt. So stammt der Kopf des kleinen Eros (römisch: Amor) zu Füßen des Kriegsgottes von Bernini. Die römisch-antike Sitzfigur des Ares wurde später im Thermenmuseum in Rom aufbewahrt. 1982 erwarb das Kultusministerium in Rom den Palazzo Altemps im Stadtteil Ponte und ließ ihn zu einem Museum für Antiken aus den Sammlungen Ludovisi und Hohenems (=Altemps) herrichten. Hier befindet sich auch die namensgebende römische Kopie des Ares Ludovisi. Die heute in Spandau aufgestellte Plastik „Ares Ludovisi“ war, zusammen mit weiteren Kunstwerken, auf dem Anwesen Carinhall (auch: Karinhall) aufgestellt, das sich der NS-Politiker Hermann Göring hatte in der Schorfheide errichten lassen. Göring trug hier eine riesige Kunstsammlung zusammen, die nach dem Ende des NS-Staates und dem Selbstmord Görings in Nürnberg je nach Sachlage den ursprünglichen Eigentümern oder deren Erben zurückgegeben oder dem „Staatsvermögen“ zugeführt wurden. Der „Ares Ludovisi“ gelangte mit weiteren Kunstwerken zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Berlin in die Obhut des „Verwaltungsamtes für ehemaligen Reichsgrundbesitz“. „Im Jahr 1943 ließ Göring einen Teil seiner Privatsammlung im Bergungsort Salzbergwerk Altaussee bei Altaussee im Bezirk Bad Aussee in der Steiermark einlagern. Diese Kunstwerke wurden ab 1945 von den Alliierten in Lastwagen zur zentralen Sammelstelle (Central Collecting Point) in München gebracht, die sich im vormaligen Führerbau und im Verwaltungsbau der NSDAP befand. Der andere Teil der Privatsammlung blieb in den Ausstellungsräumen von Carinhall. Im Januar 1945 ließ Göring die Kunstsammlung in Sonderzügen nach Berchtesgaden bringen und dort in Tunneln unterstellen. Die Kunstschätze wurden danach ausgeladen und in Luftschutzbunker gebracht. (…) Am 20. April 1945 verließ Göring Carinhall für immer. Zurück blieb ein kleiner Trupp der Luftwaffe, der beim Näherrücken der Roten Armee die Gebäude des Anwesens sprengen sollte. Als die Rote Armee nur noch wenige Kilometer entfernt war, wurde Carinhall am 28. April 1945 mit über 80 Fliegerbomben gesprengt“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Carinhall). Das „Verwaltungsamt für ehemaligen Reichsgrundbesitz“ lagerte die aus Carinhall übernommenen Kunstwerke im Keller in der Fasanenstraße. Das heute in dieser Form und unter diesem Namen nicht mehr existierende Amt (heute Teil der Sondervermögens- und Bauverwaltung bei der Oberfinanzdirektion) und der Bezirk Spandau schlossen im Dezember 1963 eine Überlassungsvereinbarung für 15 Kunstwerke. So gelangten die drei vorstehend benannten Plastiken, die offenbar schon 1962 in die Zitadelle Spandau transportiert worden waren, in den Verfügungsbereich des Bezirksamtes Spandau. Anderslautende Berichte über abenteuerliche Transporte von Carinhall nach Berlin oder die Zurückhaltung der in Westberlin sanierten Figuren vor dem Rücktransport nach Ostberlin im Zusammenhang mit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 dürften nach den Forschungen von Klaus Beetz von der Sondervermögens- und Bauverwaltung bei der Oberfinanzdirektion in den Bereich der Legende verwiesen werden (vgl.: Martin Kaiser: Das Geheimnis der verschollenen Plastiken, in: Berliner Morgenpost vom 28.09.2000, Teil I; Zeitungsausschnitt im Archiv des Stadthistorischen Museums Spandau, Akten des Kunstamtes). Im Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau befindet sich jedoch ein undatierter Zeitungsausschnitt aus dem Spandauer Volksblatt. Darin heißt es: „Ueber die Geschichte der drei Skulpturen, die gegenwärtig ‚Notaufnahme‘ in der Zitadelle Spandau gefunden haben (das ‚Spandauer Volksblatt‘ berichtete gestern darüber) gab gestern Bezirksstadtrat Flieller vor den Vertretern von Presse und Rundfunk Auskunft. Danach wurden etwa zehn gleichartige Skulpturen aus Bronze nach Kriegsende von ihm in Hermann Görings ‚Karin Hall‘ sichergestellt und dem Lande Berlin übergeben. Wer ihr ursprünglicher Besitzer war, hat sich nicht mehr ermitteln lassen. Jetzt fügte es sich, daß dem Bezirk Spandau eine der Skulpturen als Leihgabe angeboten wurde. Flieller, der wenige Stunden nach dem Angebot am Aufbewahrungsort erschien, entschied sich für die Übernahme aller drei Figuren. (…) Die drei Bronzen (Ares, Apoll, Diana JK) sind vorzüglich erhalten und weisen keinerlei Beschädigungen auf, so daß ihr Erwerb für Spandau einen Gewinn darstellt. Wie Bezirksstadtrat Flieller weiter berichtete, steht es bereits fest, daß Diana auf einer Grünfläche am Hafenplatz aufgestellt wird, während die zukünftigen Plätze von Apoll und Ares noch nicht ausgemacht sind“. Die Einweihung der Aresfigur am neuen Standort fand am 12. April 1964 statt. Den Sockel dazu schufen die Auszubildenden der Otto-Bartning-Schule (Jörg Kuhn).
Maße
Verwendete Materialien
Bronze (Figur) (Materialarchiv)
Beton (Sockel) (Materialarchiv)
Inschriften
Bezeichnung (gegossen)
auf der Plinthe rechts
»S. A. ANTONIO FRILLI. FIRENCE«
Zustand
Vollständigkeit
unvollständig, Bogen des Amor abgebrochen