Apollo

Apollo

Die Sandsteinfigur, Darstellung des Apollo mit Lyra auf einer Felsengruppe sitzend, befindet sich links vom Eingang zum hinteren Gebäudetrakt im Innenhofbereich des Hauptgebäudes der Universität der Künste in der Hardenbergstraße. Apollo ist lediglich mit einem mit einem Umhang bekleidet. Die Beine sind angewinkelt, der Oberkörper nach links gedreht. Locken umrahmen das flächig gestaltete Gesicht. Beide Arme sind leicht abgespreizt, mit seiner Linken hält er die Lyra, die ihn als Gott der Musik auszeichnet, die rechte Hand ist abgebrochen, so dass sich heute nicht ob sagen lässt, ob es ein weiteres Attribut, wie etwa einen Bogen, gegeben hat. Aus der Felsenformation, auf der die Figur sitzt, tritt an verschiedenen Stellen Wasser aus. Die Gruppe ist, bis auf die Rückseite der relativ flachen Skulptur, deren Oberfläche grob bossiert belassen wurde, vollplastisch ausgearbeitet (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Ebenhech, Georg Franz (Künstler:in)
1749, Zuschreibung (durch Susanne Kähler und Jörg Kuhn)

Glume, Friedrich Christian (Werkstatt)
Zuschreibung (durch Erich Köllmann)

Datierungs­hinweise

Aufstellung hier zwischen 1909 und 1913

Objekt­geschichte

Auf dem Grundstück Unter den Linden 8, auf dem sich heute das zwischen 1903 und 1914 errichtete Gebäude der Deutschen Staatsbibliothek von Ernst von Ihne (1848-1917) befindet, wurde als Vorgängerbau 1747 nach Plänen von Johann Boumann (1707-1776) das friderizianische Akademiegebäude errichtet, dass sowohl die Universitätsbibliothek als auch und die Akademie der Wissenschaften beherbergte. Es ersetzte wiederum das 1743 abgebrannte Akademie- und Marstallsgebäude von Johann Arnold Nehring. Das Gebäude von Boumann erfuhr 1836 einen Umbau bzw. eine Aufstockung. Die Hauptfassade des Akademiegebäudes gliederte sich in drei Risalite und zwei Rücklagen, wobei die Risalite durch Bauplastische Figuren (von 1749) gekrönt wurden: jeweils eine mehrfigurige Mittelgruppe und seitlich davon Einzelfiguren. Ein umfangreiches ikonographisches Programm mit Figuren aus der antiken Mythologie, Götterfiguren und Musen als allegorische Darstellung der Wissenschaften und der Künste war hier abzulesen. Diese Figuren wurden von Hans Müller (1896, S. 327) folgendermaßen beschrieben: „Die sehr mittelmäßigen Gruppen und Einzelfiguren auf den Risaliten sind noch die Alten (d. h. 1749) (…) In der Mitte Apoll mit der Leier auf dem Parnass, dem die Hippokrene entspringt. Zu beiden Seiten Musen und Genienfiguren. Das rechte Eckrisalit trägt die Figur der Malerei neben ihrer Lehrmeisterin, der Natur, in Gestalt der Isis, davor Genien mit Geräthen und Instrumenten, die sich auf die Kunst beziehen. Auf dem rechten Eckbau die geflügelte Gestalt der Zeit mit antiken Trümmern und Torsen, an denen die von Genien umgebene Bildhauerkunst ihre Studien macht“. Das gesamte ikonographische Programm ist heute kaum mehr eindeutig zu identifizieren. Einige Darstellungen sind dabei klar auszumachen, andere weniger. Folgende Interpretation hat auch Gerhard Ihlow übernommen: Linker Risalit: Linke Einzelfigur: Doppelfigur Metamorphisis, (Verbleib unbekannt) Mittlere Gruppe: Chronos (heute Hof der UdK) mit weiblicher Assistenzfigur, an der rechten Seite Puttengruppe (heute Hof der UdK) Rechte Figur: Homer als Personifikation der antiken Mythologie) (verbleib unbekannt) Mittelrisalit: Links außen: Polyhymnia (Pantomime und Tanz) (stand bis zum II. Weltkrieg im Hof der Staatsbibliothek, Verbleib unbekannt) Links Mitte: Euterpe o. Terpsychore (stand bis zum Zweiten Weltkrieg im Hof der Staatsbibliothek, Verbleib unbekannt) Mittlere Gruppe: linke Assistenzfigur Thalia (stand bis zum Zweiten Weltkrieg im Hof der Staatsbibliothek, Verbleib unbekannt), daneben: Clio (stand bis zum Zweiten Weltkrieg im Hof der Bibliothek, Verbleib unbekannt), Mitte: Apollo (Heute Hof der UdK), Kaliope (Verbleib unbekannt), Melpomene (heute im Kleistpark) Rechts Mitte: Erato (stand bis zum Zweiten Weltkrieg im Hof der Staatsibliothek, Verbleib unbekannt) Rechts außen: Urania (stand bis zum ZweitenWeltkrieg im Hof der Bibliothek, Verbleib unbekannt) Rechter Risalit: Linke Figur: Hyroglyphie (Isis) (stand bis zum Zweiten Weltkrieg im Hof der Bibliothek, Verbleib unbekannt) Mittlere Gruppe: Malerei (heute im Schillerpark Wedding), Einzelfiguren aus der Gruppe verschollen, neben ihr Fruchbarkeitsgöttin, links von ihr trugen Putten eine Staffelei Rechts von ihr Dreierputtengruppe Rechte Figur: Historie (Homer) (stand bis zum Zweiten Weltkrieg im Hof der Bibliothek, Verbleib unbekannt). Der Bildhauer des Barock, auf dessen Entwurf die Figuren zurückgehen, ist nicht bekannt. Der Biograph von Friedrich Christian Glume beurteilt die Figuren recht negativ, schreibt sie aber trotzdem Glumes Werkstatt zu. Meiner Ansicht nach könnte es sich möglicherweise bei den Figuren allerdings auch um Werke des Bildhauers Georg Franz Ebenhech handeln, der seit 1745 in Berlin und Potsdam tätig war und der 1751 zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt wurde. Ein Vergleich mit Ebenhechs Werken lässt Parallelen in der Gewandbehandlung zu, der Felsen als Quelle des Apoll ist demjenigen sehr ähnlich, auf den Ebenhech seine Figur des Herkules, Pendant eines Apoll (um 1745, Kopie im Tiergarten) stellte. Das Akademiegebäude Boumanns musste 1902 dem Neubau der Bibliothek nach Plänen von Ernst von Ihne weichen. Wie den Generalakten der Bibliothek zu entnehmen ist (zitiert in der Argumentation Gerhard von Ihlow, Neubau der Königlichen Bibliothek, der Universitäts-Bibliothek und der Akademie der Wissenschaften zu Berlin) wurde damals die Verwendung der Attikafiguren für das Neue Gebäude diskutiert. Am 30.4. 1906 schrieb Ernst von Ihne an den Regierungs- und Baurat Adams: „… Ferner bitte ich, da ich die Absicht habe die auf dem jetzigen Akademiegebäude befindlichen Figuren auf dem Hofe des Bibliotheksgebäudes zu verwenden, die Maße der Figuren feststellen zu lassen.“ Am 19. Juni 1909 erklärte von Ihne: "(…) dass ich beabsichtige acht Einzelfiguren für die Balustrade des Hofes I zu verwenden. Am 22. Juni 1909 sind die Einzelfiguren und drei Gruppen von der Attika der alten Akademie herunter genommen worden.“ Ihne integrierte die Figuren zwar nicht in seinen Neubau, einige Figuren (Einzelfiguren und Teile der Mittelgruppen) wurden aber im Hof des neuen Gebäudes aufgestellt. Ihlow hat die Aufstellung anhand von altem Fotomaterial folgendermaßen rekonstruiert: linke Hofseite (von links nach rechts): Clio, Polyhymnia, Euterpe o.Terpsichore, Thalia. Rechte Hofseite: Historie, Hyroglyphie (Isis), Erato, Urania. Der Biograph Glumes, Erich Köllmann, hat die Figuren im Hof der Staatsbibliothek folgendermaßen beschrieben: „Der Tanz, durch eine Frau mit Tambourin dargestellt, das Lustspiel, eine Frau mit Narrenstab, die Geschichte, eine Frau mit Buch, die Dichtkunst, eine Frau mit Buch und Lorbeerkranz, ferner die Philosophie, ein bärtiger sinnender Mann mit einer Rolle, die Astronomie, eine Frau mit Himmelsglobus, die Musik oder irgendeine Wissenschaft, eine Frau mit Schriftrollen, und das Drama (?) ein Mann mit antikischem Bühnenkostüm mit großem Mantel und Schriftrolle. Die Figuren sind nicht besonders gut erhalten. Zum Teil sind sie sehr vom Regen verwaschen, dann wieder überarbeitet. Einige haben neue Köpfe aufgesetzt bekommen. Der heutige Standplatz ist, wenn auch gut gemeint, sicher aus dem Grunde nicht richtig, weil sie auf Untersicht komponiert sind und verschiedene Grobheiten, die früher die Entfernung verbarg, aufweisen. Trotz dieser Mängel zeigen die Figuren Glumes Entwurf.“ (Köllmann S. 86). Über den Verbleib der übrigen Figuren, insbesondere über die Hauptgruppen „Malerei“, „Apollo“ und „Chronos“ wurden bislang keine Akten gefunden. Der Abriss des alten Akademiegebäudes erfolgte etwa gleichzeitig mit dem Neubau des hinteren Traktes an der Hardenbergstraße durch Ludwig Hoffmann. Möglich ist, dass bereits zu dieser Zeit eine Verbringung der Gruppen in den Hof stattgefunden hat und das man aus inhaltlichen Gründen die zentralen Figuren des Apollo und des Chronos (mit dem Torso Belvedere) hierfür ausgewählt hat. Einige Figuren vom Dach des Akademiegebäudes sind von Herrn Gerhard Ihlow in Berliner Parkanlagen gefunden worden. Bei der von Ihlow identifizierten Figur aus dem Schillerpark im Wedding handelt es sich nicht (wie anfangs angenommen) um die Polyhymnia, sondern eindeutig um die Malerei, zentrale Figur des linken Risalites. Eine Sitzfigur im Kleistpark ist identisch mit der Melpomene, einer der Assistenzfiguren der Apollongruppe (Susanne Kähler).

Verwendete Materialien

Sandstein (gesamt) (Materialarchiv)

Technik

gemeißelt (gesamt)

Zustand

verwittert (2005), stark
geschwärzt (2005)
zerkratzt (2005)
fragmentiert (2005)

Vollständigkeit

unvollständig, rechte Hand fehlt


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