Lebensgroße Gruppe einer auf einem ruhig stehenden, ungesattelten Pferd ohne Zaumzeug sitzenden weiblichen Figur. Das Attribut der Streitaxt, welches sie in ihrer auf der Schulter des Pferdes liegenden rechten Hand hält, weist sie als Amazone aus. Sie ist mit einem fast durchsichtigen Chiton bekleidet, das über die linke Schulter fällt und die rechte Brust unbedeckt lässt. Ihre linke Hand ruht entspannt auf der Kruppe des Pferdes. Die Gruppe steht ohne Plinthe direkt auf einem rechteckigen, an der Oberkante profilierten Muschelkalksockel mit abgerundeten Ecken (Nicola Vösgen).
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Tuaillon, Louis (Künstler:in)
1894-1895
Giovanni Battista Bastianelli, Rom (Gießerei)
Datierungshinweise
1894/95 gegossen, 1896 aufgestellt
Objektgeschichte
Louis Tuaillon hatte von 1879 bis 1881 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste studiert und 1882/83 als Meisterschüler in der Werkstatt von Reinhold Begas, dem Hauptvertreter der Berliner neubarocken Bildhauerschule, gearbeitet. 1885 zog Tuaillon nach Rom, wo er seit 1888/90 an der Amazone zu Pferde arbeitete. Den Anstoß für die Beschäftigung mit diesem Thema gaben einige Skizzen, die Hans von Marées 1887 geschaffen hatte und die nach dessen Tod in Tuaillons Besitz übergegangen waren, v.a. dessen Amazonenschlacht. 1894 wurde die Gruppe in der römischen Gießerei Bastianelli im Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen. Die fertige Arbeit sollte auf der Berliner Kunstausstellung 1895 präsentiert werden. Das Kunstwerk traf jedoch Monate zu spät in Berlin ein und ist deshalb in dem Ausstellungskatalog nicht aufgeführt. Erst Ende Juli konnte die lebensgroße Amazone auf dem Pferd nachträglich vor dem Haupteingang des Ausstellungsgebäudes am Lehrter Bahnhof aufgestellt werden (Berliner Börsenzeitung, 24.07.1895, Nr. 341, S. 7). Der bislang weitgehend unbekannte Bildhauer ist mit dieser Arbeit schlagartig bekannt geworden, die Amazone gilt heute als eines seiner Hauptwerke. Gerühmt wurde der klare tektonische Aufbau der Gruppe ebenso wie die spannungsvolle Darstellung und naturalistische Gestaltung. Im Sommer 1896 wurde Tuaillons Erstlingswerk von der Nationalgalerie für 30.000 Mark angekauft und im November 1896 zwischen dem Säulengang des Neuen Museums und der Nationalgalerie aufgestellt (Berliner Börsen-Zeitung, 8.11.1896 und 17.11.1896). Die Augen von Pferd und Amazone waren ursprünglich mit Achat und Elfenbein ausgelegt. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde die Amazone ebenfalls mit großem Erfolg gezeigt. 1903 schuf Tuaillon ein verkleinertes Modell in der Größe 0,845 m, das mehrfach in Bronze gegossen wurde. 1905 wurde Tuaillon von Kaiser Wilhelm II. mit der Schaffung einer vergrößerten Fassung der Amazone für den Berliner Tiergarten beauftragt, die 1906 auf dem Floraplatz Aufstellung fand. 1997 wurde die Amazone zu Pferd an einen Standort östlich der Nationalgalerie vor die Kolonnaden an der Spree versetzt. Anlässlich der Wiedereröffnung des Neuen Museums und der Neugestaltung des Kolonnadenhofes ist sie 2010 an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt (Nicola Vösgen).
Maße
Verwendete Materialien
Bronze (Plastik) (Materialarchiv)
Muschelkalk (Sockel) (Materialarchiv)
Inschriften
Inschrift (graviert)
am Huf des linken Hinterbeins
»G. B. Bastianelli Fuse / Roma 1895«
Signatur (graviert)
am Huf des rechten Hinterbeins
»L. Tuaillon«
Zustand
Vollständigkeit
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