Altes Stadthaus

Gebäude mit baugebundener Kunst

Altes Stadthaus

Foto: Layla Fetzer, 2023, CC-BY-4.0

Baugebundene Kunst (6)

Die vierflügelige Anlage des Stadthauses ist an allen vier Fassaden durch einen hohen Rustikasockel und eine Kolossalordnung mit Pilastern und Säulen toskanischer Ordnung sowie durch Seiten- und Mittelrisalite gegliedert. Den oberen Abschluss zur Jüdenstraße bilden Mansarddächer, an den anderen Seiten Walmdächer. Über dem Dreiecksgiebel der Hauptfront an der Jüdenstraße erhebt sich über einem kubischen Unterbau der ca. 80 Meter hohe Rundturm mit zwei Trommeln und Säulenkranz, der mit einem Kuppelhelm abschließt. Der Turm ist ein Zitat der 1780-1785 von Carl von Gontard (1731 – 1791) entworfenen barocken Türme des Französischen und des Deutschen Domes am Gendarmenmarkt (Nicola Vösgen).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Hoffmann, Ludwig (Architekt:in)
1902-1911

Objekt­geschichte

Aufgrund des schnellen Wachstums Berlins war bereits kurze Zeit nach der Fertigstellung des Berliner Rathauses (dem heutigen Roten Rathaus) die Errichtung eines weiteren Gebäudes erforderlich, in dem die Verwaltung der Stadt untergebracht werden konnte. Nachdem als Bauplatz das Areal am Berliner Molkenmarkt zwischen Jüden-, Parochial-, Kloster- und Stralauer Straße bestimmt worden war, erhielt der Stadtbaurat Ludwig Hoffmann den Auftrag ein repräsentatives Verwaltungsgebäude mit ca. 1.000 Arbeitsplätzen und zwei Sitzungssälen zu entwerfen. Die Bauarbeiten sind im April 1902 aufgenommen worden, im März 1908 konnten die ersten Verwaltungen das neue Gebäude beziehen. Die Fertigstellung des Turmes erfolgte in den Jahren 1908 bis 1911. Am 29. Oktober 1911 wurde das Gebäude durch den Bürgermeister Martin Kirschner in einer feierlichen Zeremonie eröffnet. Aufgrund der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges war das Stadthaus für die Berliner Verwaltung zunächst nicht nutzbar. Die Bestätigung des neu gewählten Magistrats erfolgte deshalb in dem gegenüberliegenden Gebäude der bisherigen Feuersozietät in der Parochialstraße, das seitdem als Neues Stadthaus bezeichnet wird. Zur Unterscheidung trägt das bisherige Stadthaus seitdem die Bezeichnung Altes Stadthaus. Der Wiederaufbau des zu 50 % zerstörten Alten Stadthauses erfolgte in den Jahren 1950 bis 1955. Bis 1989 diente es unter anderem als Amtssitz der Ministerpräsidenten der DDR, seit 1992 waren hier Berliner Außenstellen der Bonner Bundesregierung untergebracht. 1994 begann eine umfassende Renovierung unter der Leitung von Gerhard Spangenberg. Seitdem wird das Alte Stadthaus wieder als Gebäude der Stadtverwaltung genutzt, derzeit sind hier die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport sowie das Landesdenkmalamt Berlin untergebracht. Das hohe Mansarddach des Stadthauses, das beim Umbau 1960-61 durch ein Attikageschoss mit Walmdach ersetzt worden war, ist 1998-99 im westlichen Bereich zur Jüdenstraße wieder in seiner ursprünglichen Gestalt rekonstruiert worden. Im Giebelfeld der Fassade Jüdenstraße befanden sich ursprünglich drei Berliner Stadtwappen von Josef Rauch. Bei einem Umbau des Hauses sind diese um 1976 entfernt und durch das DDR-Staatswappen, Hammer und Zirkel im Ährenkranz, ersetzt worden. Nach der Wende wurde das DDR-Wappen 1990 abgenommen, das Giebelfeld präsentiert sich seitdem schmucklos. Von den ursprünglich 29 überlebensgroßen Muschelkalk-Skulpturen auf den Attiken an der Kloster- und der Jüdenstraße sowie am Turm sind im Zweiten Weltkrieg acht zerstört worden. Die erhaltenen Statuen sind seit Ende 2005 wieder an den Fassaden aufgestellt. (Nicola Vösgen).


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