Adlerkopf

Adlerkopf

Foto: Susanne Kähler, 2004, CC-BY-4.0

Adlerkopf aus Stahl auf Waschbetonsockel

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Lemcke, Walter E.Bildhauer_In1940-1985
des Kopfes
Sagebiel, ErnstArchitekt_In
des Kopfes
Datierungshinweise
Monumentale Adlerfigur von 1940, heutige Aufstellung des Adlerkopfes 1985
Objektgeschichte
Im Zuge der Neugestaltung der Reichshauptstadt in der Zeit der Nationalsozialisten durch Albert Speer begann 1936 der Neubau des Zentralflughafens Tempelhof in wesentlich größeren Dimensionen unter der Leitung des Architekten Ernst Sagebiel in der monumentalisierenden Formensprache der Herrschenden. Bei Kriegsbeginn gerieten die Bauarbeiten ins Stocken und wurden 1942 eingestellt, der Flughafen wurde unter Sagebiel nicht fertiggestellt. Das Zentrum des damals als größter innerstädtischer Flughafen der Welt geltenden Baus war und ist das Empfangsgebäude mit dreigeschossiger Halle und großem Vorhof. Dieser wird von mehreren im Grundriss dem geplanten runden Platz angepassten Verwaltungsbauten flankiert. Die Architektur besteht aus einer mit gelben Muschelkalkplatten und hellem Jurakalkstein verkleideten Stahlbetonrahmenkonstruktion. Die Flankenbauten ließ Sagebiel durch Adlerreliefs seines Bildhauers Walter E. Lemcke schmücken (Objekt-Nummer 3). Für die Mitte des Daches des zentralen Gebäudes schuf Lemcke die Eisenfigur eines aufrecht stehenden Adlers mit ausgebreiteten Flügeln, dessen Kopf nach links gewendet war. Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 wurde der Flughafen zunächst von der Roten Armee besetzt, Photographien belegen, dass Sowjetsoldaten mit ihrer Fahne auf dem Dach auf dem Sockel des Adlers saßen (siehe Schmitz, S. 95). Eine weitere Aufnahme (siehe Schmitz, S. 99) belegt, dass der Kopf des Adlers im Gegensatz zum dunklen Körper bereits heller, vermutlich wie heute silbergrau gefasst war. 1946 wurde ein Teil des Flughafens für die zivile Luftfahrt freigegeben, im Juli 1951 wurde die neue Empfangshalle vor der Enthüllung des Luftbrückendenkmals (Objekt-Nummer 1) eröffnet. Die große Eingangshalle war gegen Kriegsende teilweise gesprengt worden, sie nutzte man erst ab 1962 wieder, im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde die Adlerfigur von den Amerikanern abgenommen und der Kopf ins Magazin des amerikanischen Armeemuseums in Westpoint gebracht, wo er bis 1985 blieb. Anstelle des Adlers stellte man ein Radargerät auf das Dach des Gebäudes. Nach Eröffnung des Flughafens Tegel am 1. Juli 1975 verlegte man den gesamten zivilen Luftverkehr dorthin, der Tempelhofer Flughafen blieb lediglich Militärflughafen der US Air-Force. Seit Anfang der 1980er Jahre gab es wieder in kleinem Rahmen zivilen Flugverkehr in Tempelhof, zunächst durch das Lufttaxiunternehmen Tempelhof Airways USA. Für die Mitarbeiter der Firma Nixdorf wurde ab 1. Oktober 1985 die regelmäßige Linie Tempelhof-Paderborn eingerichtet. Nach dem Fall der Berliner Mauer machte der allgemeine Anstieg der Passagierzahl die Reaktivierung Tempelhofs als Regional- und Ergänzungsflughafen notwenig. Am 23. Juni 1993 verließen die Amerikaner den Flughafen. Am 30. Oktober 2004 soll der Flughafen aufgrund eines Mangels an Rentabilität geschlossen werden. Der Kopf des Adlers von Walter Lemcke wurde 1985 von der US Air Force nach Berlin zurückgebracht und als Denkmal vor dem Eingangshof aufgestellt. In einer feierlichen Zeremonie enthüllten der Flughafenkommandant Oberst Lonnie Spivey und der Tempelhofer Bürgermeister Sigmund Jaroch das Denkmal. Der Hof des sich hinter dem Adler befindlichen Eingangsbereichs war zunächst noch durch einen hohen Zaun abgesperrt. Heute befindet sich anstatt dessen lediglich eine Hecke. Der Bildhauer Walter E. Lemcke (Prellwitz 19. 8. 1891–1955 Berlin), Student des Berliner Kunstgewerbemuseums, ist in erster Linie als Schöpfer von Wappen und Friesen, d. h. bauplastischen Arbeiten bekannt. Während der Zeit des Nationalsozialismus hat Lemcke mehrfach mit Ernst Sagebiel zusammengearbeitet. 1933 schuf er die eingeschnittenen Ordenszeichen und Adler für die neuen Gebäude des Reichsluftfahrtministeriums von Sagebiel in Berlin. Der Architekt des Flughafens Tempelhof, Ernst Sagebiel (Braunschweig 2. 10. 1892 - 5. 3. 1970 Starnberg), studierte in Braunschweig Architektur, unterbrochen dadurch, dass er während des 1. Weltkrieges als Soldat gedient hatte. Zwischen 1924 und 1928 war er Chefarchitekt im Büro von Jakob Koerfer in Köln, dem Erbauer erster deutscher Hochhäuser in den 20er Jahren. Ab 1929 arbeitete Sagebiel in Berlin als Geschäftsführer des Büros von Erich Mendelsohn, das er nach Mendelsohns Emigration nach Amerika 1993 übernahm. Sagebiel gehörte zu den vielbeschäftigten Architekten der Nationalsozialisten, er arbeitete in erster Linie für die Luftfahrt. Als größte Projekte sind hier der Bau des Flughafens, der Bau des Reichsluftfahrtministerium an der Wilhelmstraße (1933-36) und der Umbau des Preußischen Landtages zum „Haus der Flieger (1935-38) zu nennen. Das Denkmal des Adlerkopfes auf dem „Eagle-Square“ hat einen hohen historischen Wert, es gilt die Geschichte der Institution und des Gebäudes des Tempelhofer Flughafens zu vergegenwärtigen. Der kunsthistorische Aspekt fällt dagegen weniger ins Gewicht. Der Adler selbst war eine im Sinne der Architektur des Nationalsozialismus monumentalisierend gestaltete heraldische Figur. Sie war stilisiert und auf die sich aus der Aufstellung als Dachskulptur ergebende, Fernsicht konzipiert. Der Kopf ist ein an seine eigene Geschichte und die seiner Umgebung erinnerndes Fragment.
Maße
KopfHöhe0.71 m
Tiefe0.9 m
Verwendete Materialien
KopfStahl
SockelWaschbeton, mit Kieselsteinen
Technik
Kopfgegossen
geschmiedet
Sockelgemauert, aus gegossenen Waschbetonplatten und -blöcken
Inschriften
Tafel (angeschraubt, vertieft, schwarz ausgelegt)
am Sockel, Vorderseite
EAGLE SQUARE / EAGLE SQARE RECEIVED ITS NAME FROM THE STATUE / OF AN EAGLE WHICH STOOD ON THE ROOF OF THE MAIN / BUILDING OF TEMPELHOF CENTRAL AIRPORT / FROM 1940-1962 / IN 1962 THE STATUE WAS DISMANTLED TO MAKE ROOM / FOR RADAR EQUIPMENT. THE EAGLE HEAD WAS / SUBSEQUENTLEY GIVEN TO THE MUSEUM OF THE UNITED / STATES MILITARY ACADEMY AT WEST POINT N.Y. / DESIGNED BY ARCHITECT E. SAGEBIEL AND MODELLED / BY SCULPTOR W. LEMKE. ONLY THE HEAD REMAINS OF / THE ORIGINAL 4,50-METER-HIGH EAGLESTATUE. THE EAGLES HEAD BEEN RETOURNED BY THE UNITED / STATES AIR FORCE TO BE SHARED WITH THE PEOPLE / OF BERLIN. / DEDICATED AUGUST 1985 / EAGLE SQUARE ERHIELT SEINEN NAMEN VON EINER / ADLERSTATUE DIE SICH VON 1940 - 1962 AUF DEM / DACH DES HAUPTGEBAEUDES DES FLUGHAFEN / TEMPELHOFS BEFAND. / DIE STAUE WURDE 1962 ABGEBAUT UM PLATZ FUER / EIN RADARGERAET ZU SCHAFFEN. DER KOPF DER ADLER / STATUE WURDE DANN DEM MUSEUM DER UNITED STATES / MILITARY ACADEMY IN WEST POINT, US. BUNDESSTAAT / NEW YORK, UEBERGEBEN. VON DER 4,50M HOHEN ADLER / STATUE, ENTWORFEN VON DEM ARCHITEKTEN SAGEBIEL / UND GEFORMT VON DEM BILDHAUER W. LEMKE, IST NUR / NOCH DIESER KOPF VORHANDEN. DIE UNITED STATES AIRFORCE HAT DEN ADLERKOPF ZURUECKGEHOLT, UM IHN DEN BERLINERN ZU ERHALTEN. / IM AUGUST 1985 EINGEWEIHT
Zustand
gesamtgut
verschmutzt, leicht
Inschriftentafelbeschädigt, Schrauben fehlen
Vollständigkeit
Spolie vollständigKopf von einer Monumentalplastik

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 139-140.
  • Badstübner-Gröger, Sibylle: Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Berlin, München, 2000, S. 415.
  • Schmitz, Frank: Flughafen Tempelhof : Berlins Tor zur Welt, Berlin, 1997, S. 95, 99.

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