Das Kriegerdenkmal von Wilhelm Wandschneider steht völlig frei auf der kleinen Platzanlage des Friedhofs.
Das Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Einwohner der Gemeinde Hermsdorf zeigt einen lebensgroßen Krieger in Muschelkalkstein kniend auf einem hohen Sockel. Die jugendliche Gestalt wird in trauernder Pose mit gesenktem Haupt und auf sein linkes Knie gesunken dargestellt. Den Oberkörper nach vorn gebeugt, den Blick gesenkt, umfasst der Krieger mit der linken Hand den Knauf (heute abgebrochen) seines vor sich auf die Spitze gestellten Schwertes, während die rechte einen Kranz aus Eichenlaub über sein aufgestelltes Knie hält. Ein Tierfell hängt drapiert über seinem rechten Oberschenkel. Der Idealfigur antiker Vorbilder folgend, ist der unbekleidete athletische Körper des Kriegers muskulös modelliert. Die Figur fußt mit einer Steinplinthe auf einem würfelförmigen Muschelkalksteinblock, der wiederum auf einem Steinsockel aus neuerer Zeit gesetzt wurde. An den vier Seiten des bauzeitlichen Denkmalsockels standen eingemeißelt über 100 Namen von Gefallenen Hermsdorfern des Ersten Weltkrieges mit ihren Sterbedaten, geordnet nach dem jeweiligen Kriegsjahr ihres Todes. Die vordere Hauptseite trug über den Namen eine Inschrift. Da von den Inschriften aufgrund Absandung und Verwitterung nur noch Fragmente lesbar sind, brachte man Acrylglasplatten, vor den vier Sockelflächen an, in die die ursprünglichen Inschriften in hellgrau eingraviert sind. (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz)
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Wandschneider, Wilhelm (Künstler:in)
1909-1922
Datierungshinweise
1909 Modell, 1921 gefertigt?, 1922 eingeweiht
Objektgeschichte
Das am 10. September 1922 (Quelle: Hermsdorf-Waidmannsluster Wochenblatt 12.09.1922.) eingeweihte Gefallenendenkmal fand seinen Platz auf dem ehemaligen Hermsdorfer Gemeindefriedhof, der 1911 nach einem Entwurf des Gartenarchitekten Ludwig Lesser angelegt worden war. Nach der Bildung von Groß-Berlin 1920 kam das Friedhofsgelände zum Ortsteil Frohnau (heute Städtischer Friedhof I Hermsdorf). Das Ehrenmal für die über Hundert gefallenen Hermsdorfer Einwohner wurde im Südwestteil des Friedhofs auf einer Anhöhe, auf einem kleinen Platz aufgestellt. Den Platz nimmt es noch heute ein. Vermutlich 1921 wurde die steinerne Skulptur des Denkmals gefertigt, die nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Wilhelm Wandschneider einen knienden, trauernden Krieger darstellt. Bereits 1909 hatte der Künstler die lebensgroße Idealfigur als Tonmodell geschaffen. Danach entstanden bis in die 1920er Jahre mindestens neun identische Bronzegüsse oder Steinskulpturen für Kriegerdenkmale des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 und des Ersten Weltkrieges sowie Grabmale mit den Titeln „Kniender Krieger“ oder „Der müde Wanderer“. Die Bronzegüsse wurden von der Gießerei Lauchhammer gefertigt, die das Werk in ihrem Katalog anbot. Folgende Repliken (Quelle: Academic: Wilhelm Wandschneider; https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1512021 und https://www.denkmal- gegen-krieg.de/kriegerdenkmaeler/mecklenburg-vorpommern-c-f/.) sind bekannt: 1910 Saarlouis: für das "Dreißiger-Denkmal", als Regiments-Kriegerdenkmal 1870/71 des Infanterie-Regiments „Graf Werder“ (erhalten) 1910 Güstrow: als kommunales Kriegerdenkmal 1870/71 (erhalten) 1919 Koblenz: als Kriegerdenkmal (Nachweis zum Verbleib fehlt) 1919 Landsberg/Warthe: als Kriegerdenkmal (Nachweis zum Verbleib fehlt) 1919 Chemnitz: als Kriegerdenkmal (Nachweis zum Verbleib fehlt) 1920 Lüdenscheid: als Grabmal der Familie Hermann Wilhelm Noelle (Grabfigur „Müder Wanderer“) auf dem Neuen evangelischen Friedhof (Quelle: http://institut-aktuelle-kunst.de/kuenstlerlexikon/wandschneider-wilhelm (zuletzt aufgerufen 18.03.2020); Bloch et al, 1990, S. 573 Nr. 407) 1922 Crivitz: als kommunales Kriegerdenkmal (erhalten, restauriert) 1922 Berlin-Hermsdorf: als kommunales Kriegerdenkmal (erhalten) 1922 Berlin-Mitte: mit zwei Gedenktafeln als Kriegerdenkmal des VDI (wohl im Zweiten Weltkrieg zerstört) Die Denkmalsanlage steht heute völlig frei auf dem kleinen Platz. Bis 2011 stand die Skulptur mit dem Sockel für die Inschriften auf einer befestigten breiten Plattform mit gärtnerischer Umrahmung. Im Zuge der Anbringung von Inschriftentafeln aus Acrylglas vor den verwitterten Inschriften wurden Plattform und Bepflanzung entfernt. Das Denkmal samt Sockel wurde auf einen zusätzlichen Steinsockel gesetzt, sodass man jetzt direkt an das Ehrenmal herantreten und auf Augenhöhe die Inschriften lesen kann. (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz)
Maße
Verwendete Materialien
Muschelkalk (Skulptur) (Materialarchiv)
Technik
gehauen (Skulptur)
Inschriften
Lettern (ehem.: eingemeißelt; heute: Gravur in Acrylglasplatten)
am Sockel, umlaufend
»Für das Vaterland starben: [...]«
Zustand
Vollständigkeit
, Schwertfragment fehlt
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