Die Fassadengestaltung des Kino International in der heutigen Karl-Marx-Allee 33 trägt den Titel „Aus dem Leben der heutigen Menschen“. Neben der repräsentativ verglasten Hauptfront sind die drei seitlichen Fassadenflächen des freistehenden dreiachsigen Gebäudes mit dem umlaufenden, großflächigen Betonrelief gestaltet. Das geometrische Muster besteht aus zwei strukturell unterschiedlichen und zueinander versetzten rautenförmigen Betonbausteinen. Insgesamt sind 14 figurative Reliefplatten in die Fassadenverkleidung eingebettet. Die Szenen „aus dem Leben der heutigen Menschen“ stellen Bürger:innen der DDR dar. Stilistisch folgen sie der Ästhetik des Sozialistischen Realismus. Die Figuren sind abstrahiert und in vereinfachter Seiten- oder Vorderansicht dargestellt. Sie fügen sich in das geometrische Grundraster ein (vgl. Maleschka, 2019, S.54 ff.; vgl. Worbs 2015, S. 88). Die sozialistische Motivik thematisiert Arbeit, Sport und Kultur, also das Leben der damals “heutigen” Menschen.
Die Szenen bilden “[…] ikonografisch einen Zyklus, eine Art Lebensfries, allerdings nicht in der traditionellen Abfolge der sieben Lebensalter; vielmehr stellen sie Alltagsszenen aus dem damaligen Leben der Menschen in der DDR dar. Der Zyklus beginnt auf der Westwand […] an der Ecke zur Karl-Marx-Allee, setzt sich auf der Nordseite fort und endet auf der Ostfassade.” (Quelle: Worbs 2015, S. 88) Dargestellte Themen sind z. B. Menschen im Theater, Forschung und Lehre oder Gesundheitsfürsorge im Krankenhaus.
(Layla Fetzer)
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Grzimek, Waldemar (Künstler:in)
1960-1961, Entwurf
Schamal, Karl-Heinz (Bildhauer:in)
1962-1964, Ausführung
Schiefelbein, Hubert (Bildhauer:in)
Ausführung
VEB Stuck & Naturstein (Produzent:in)
Herstellung der Reliefplatten im Betonguss u. Montage)
Objektgeschichte
Im Zuge der Errichtung des Kinogebäudes zwischen 1961 und 1964 schufen die drei Bildhauer Waldemar Grzimek (Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee) (Entwurf), Karl-Heinz Schamal (Ausführung) und Hubert Schiefelbein (Ausführung) im Auftrag des Magistrats von Groß-Berlin, die Reliefs an den Außenwänden des Gebäudes. Die Szenen zeigen ein Leben im Sozialismus, welches sich kritisch vom Kapitalismus abgrenzt. Die politische Ebene der Gestaltung verweist nicht nur auf die bau- und bildkünstlerische Bedeutung des Kino International, sondern ist zugleich ein Zeugnis der politischen Dimension der Baugeschichte der DDR-Geschichte (vgl. Worbs 2015, S. 7). Kunst am Bau spielte in der Architektur der 50er und 60er Jahre in der DDR eine bedeutende gesellschaftliche Rolle. Kunst im Stadtraum sollte die soziale Bedeutung der Bauten in der Öffentlichkeit vermitteln und so einen Beitrag zur angestrebten gesellschaftlichen Entwicklung und zu einem “Aufbau des Sozialismus” leisten. Den Entwurf und die thematische sowie gestalterische Entwicklung der Themen entwickelte Waldemar Grzimek (1918-1984) 1960/61 mit seinen Mitarbeitern und formulierte selbst als Thema des Reliefs: das sozialistische Leben. Dieses wurde 1969 von der Deutschen Bauakademie und dem Verband Bildender Künstler Deutschlands zum heutigen Titel abgewandelt (vgl. Worbs 2015, S. 75). Grzimek gab 1961 seine Professur an der Kunsthochschule Weißensee auf, da ihm die sich immer mehr verhärtende Kunstpolitik der SED-Diktatur und die doktrinäre Haltung von Parteifunktionären missfielen (vgl. Worbs 2015, S. 76). Auch lehnte er als West-Berliner Bürger die Aufforderung ab, noch vor dem Mauerbau am 13. August 1961, endgültig nach Ost-Berlin zu übersiedeln. Nach seiner Rückkehr in den Westen widmete sich Grzimek stärker seiner Arbeit als freiplastischer Bildhauer (vgl. ebd., S. 81) . Beeinflusst von Grzimeks Entscheidung, die DDR zu verlassen, führten seine Mitarbeiter Hubert Schiefelbein die Weiterarbeit an dem Relief aus. Jeder schuf in unregelmäßiger Abfolge sieben Reliefs (vgl. Worbs 2015, S. 85, 89).
Maße
Verwendete Materialien
Technik
gegossen (Reliefplatten )
bearbeitet
geschnitten
Zustand
Vollständigkeit
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