Der Brunnen steht unmittelbar hinter der straßenseitigen Einfassungsmauer des kirchlichen Grundstücks, welches erhaben über dem Straßenniveau liegt. Dadurch ist der an der Ecke platzierte Brunnen weithin sichtbar.
Auf recht schmalem, oktogonalem Unterbau steht der in der Art mittelalterlicher Stockbrunnen formulierte Jubiläumsbrunnen. Die profilierten Wandplatten des Brunnenbeckens sind an den Ecken im Verlauf der Profilleisten verkröpft. Die Ecken zum hinteren Bereich werden durch zwei Voluten betont, die die Sicht auf die Rückseite begrenzen und so den brunnen größer erscheinen lassen, als er in Wahrheit ist. Die zur Hochjagdstraße (ehemals Kirchstraße) weisende Hauptansicht weist am Becken die erhaben gegebene Inschrift auf. Die anschliessenden weniger breiten Beckenplatten zeigen Reliefdarstellungen aus dem Bereich der Jagd, etwa ein Jagdhorn. Im Zentrum des Beckens erhebt sich der rechteckige Brunnenstock, der von einer Figurengruppe bekrönt wird. Ein sitzender neubarocker Putto in sparsamer Jagdbekleidung trägt neben einem Jagdhut auch eine Armbrust. Der Putto wird seitlich von einem Jagdhund (Terrier) begleitet. Der als Figurensockel ausgebildete obere Bereich des Brunnenstocks zeigt ein hochovales flaches, gerahmtes Wappenschild (Trophäe, Hirschschädel mit Geweih) und seitlich zwei Wasserspeier (Jörg Kuhn).
Kategorie
Schaffende/
Breitkopf-Cosel, Josef (Bildhauer:in)
1925
John, Max (Steinmetz:in)
Scheybal, Stefan (Steinmetz:in der Sanierung)
Objektgeschichte
Der Waidmannsluster Jubiläumsbrunnen wurde im Jahr 1925 auf Anregung des Pfarrers Herbrechtsheimer der evangelischen Gemeinde anlässlich der 50-Jahr-Feier des Ortsteiles auf dem Kirchengrundstück errichtet und nach dem Festgottesdienst – in der erst 12 Jahre zuvor nach Plänen von Robert Leibnitz fertiggestellten Kirche (1913) – eingeweiht. Der Waidmannsluster Steinmetzmeister Max John fertigte das Kunstwerk nach dem Entwurf des damals schon als Professor in der Kunstwelt bekannten Bildhauers Breitkopf (aus) Cosel. Die Finanzierung wurde ausschließlich durch Spenden der Gemeinde sichergestellt. Die Enthüllung nahm der Lehrer Wilhelm Merten vor, der in seiner Festrede den Bezug des Brunnens zum Ortsteil betonte: “Das ganze Werk entspricht dem Gesetz des Allegorischen, das in dem Brunnen als Verkörperung des Namens Waidmannslust liegt und ist mit seiner behaglich-fröhlichen, aber maßvollen Barockstimmung ein Hinweis auf die Vergangenheit und Zugleich Ausdruck der Hoffnung auf das künftige Leben in Waidmannslust in einer sich liebenswürdiger gestaltenden Zukunft.“ (Manfred Mendes 2004). Vermutlich nach dem Krieg wurde die Mauer der Einfriedung verändert. Auf einer historischen Fotografie ist ein Treppenzugang zum Kirchengrundstück von der ehemaligen Kirchstraße (heute Hochjagdstraße) aus zu sehen, der heute nicht mehr existiert, und auch der Zugang von der Bondickstraße lag damals wohl näher am Brunnen als heute. Anfang 2019 begannen der Förderverein der Königin-Luise-Kirche und die Initiative Waidmannslust sich für die Restaurierung und Instandsetzung des Brunnens einzusetzen. Der Stein war inzwischen stark vergraut und trug deutliche Verwitterungsspuren, das Brunnenbecken wies frostbedingte Aufsprengungen auf, in denen sich Pflanzen angesiedelt hatten und deren Wurzeln bereits weitere Schäden bewirkten. Die Fugen lagen zumeist offen und der hinter dem Brunnen stehende Wacholderbusch war so eng gewachsen, dass die Rückseite des Kunstwerks nicht mehr zugänglich war. Stillgelegt war der Brunnen zu diesem Zeitpunkt schon seit über 25 Jahren (vgl. Ugowski 1993, S.69). Die Restaurierung konnte über Privatspenden und Fondsmittel (Kiezfond des BZA Reinickendorf) finanziert werden und wurde noch 2019 bewilligt. Mit der Restaurierung wurde der Steinmetz Stefan Scheybal beauftragt. Er führte folgende Arbeiten aus: Entfernung von eingewachsenem Wurzelwerk, Erneuerung des Brunnenbodens, fachgerechte Risse-Schließung, neuer Abfluss, komplette Reinigung. Auf die Wiederherstellung der Brunnentechnik wurde schließlich aus Kosten-, Wartungs- und Sicherheitsgründen verzichtet. Die Freilegung der Brunnenrückseite durch Beschnitt der umgebenden Pflanzen ermöglicht heute die Lesbarkeit der rückseitigen Inschrift und den direkten Zugang von der Kirchenseite (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Maße
Verwendete Materialien
Technik
Inschriften
Inschrift (behauen)
Außenseite des Brunnenbeckens
»WAIDMANNSLUST / JUBILÄUMSBRUNNEN / 1875-1925«
Inschrift
Rückseite
»IM WALD UND AUF DER HEIDE / DA SUCH ICH MEINE FREUDE«
Zustand
Vollständigkeit
unvollständig, kein Brunnenbetrieb
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