Die von Bernd Finkenwirth geschaffene Gedenkstele für die vom NS-Regime ermordeten jüdischen Sportler Alfred und Gustav-Felix Flatow besteht aus einem 170cm hohen quaderförmigen geputzten Mauerwerkskörper mit einer gesimsartigen Verdachung, in den eine bronzene Relieftafel eingelassen ist. Der Quader umfasst am Fußpunkt einen Muschelkalksteinblock, der auf der Rückseite der Stele heraus-ragt. Es ist der ehemalige Sockel der Plastik „Agitator“ von Senta Baldamus, die hier 1967 aufgestellt wurde, der in die Stele mit eingearbeitet wurde. Die Wiederverwendung des Sockels erscheint gestückelt und nimmt etwas von der Denkmalwirkung der Stele.
Die große Relieftafel für die Sportpioniere zeigt die Porträts von Gustav Felix Flatow und Alfred Flatow nebeneinander sowie den stilisierten Grundriss der Festung Theresienstadt, die vom NS-Regime zur Anlage des Konzentrationslagers genutzt wurde. Der Umriss der Festung hat Ähnlichkeit mit dem Davidstern. Innerhalb der Festungsbastionen sind dicht ineinander verwoben Opfer des Lagers und ihr Leid dargestellt. Daneben sind symbolhaft Szenen aus dem Turnen festgehalten, was die Sportdisziplin der beiden Olympiasieger war (Jürgen Tomisch / Barbara Anna Lutz).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Finckenwirth, Bernd (Bildhauer:in)
1995
Datierungshinweise
Entstehung
Objektgeschichte
Die Gedenkstele wurde am 14.10.1995 enthüllt. Sie geht auf einen Entwurf des Künstlers Bernd Finkenwirt zurück, der die Relieftafel in Tschechien gießen ließ. Ihre Aufstellung entstand im Rahmen des da-maligen Senatsprogramms 'Schule gegen Gewalt'. Die Idee zur Ehrung der jüdischen Olympioniken ging von einem Schulprojekt der Flatow-Oberschule aus, deren Namen sie seit 1992 trägt. Die Stele fand direkt neben dem Hauptportal der Schule einen würdigen Platz. Sie trat an die Stelle der Bronzeplastik „Agitator“ (1967) von Senta Baldamus, die vor dem linken Gebäudeflügel neu aufgestellt wurde. Das Erinnerungsmal gedenkt der aufgrund ihrer jüdischen Herkunft vom NS-Regime verfolgten und er-mordeten Cousins Gustav Felix Flatow (1875 – Theresienstadt 1945) und Alfred Flatow (1869 – Theresienstadt 1942). Die beiden in Berlin lebenden Turner nahmen erfolgreich an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen teil. Alfred holte 3x Gold und 1x Silber, Gustav Felix 2x Gold. Während des Dritten Reiches mussten sie aus dem Turnverband ausscheiden. Beide wurden 1942, bzw. 1943, ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie elend verhungerten. Die Schüler und Schülerinnen der Flatow-Oberschule, eine Eliteschule des Sports, hatten sich intensiv mit der Lebensgeschichte der Flatow-Cousins befasst. Das Schulgebäude wurde 1955 als FDJ-Schule fertiggestellt. Später wurde der große Baukomplex als Sonderschule der Bezirksleitung der SED (auch SED-Bezirksparteischule Friedrich-Engels) benutzt. Nach der Wende zog die Kinder-und Jugendsports-schule Paul-Gesche aus dem Gebäude der Alexander-von-Humboldt Schule in dieses Gebäude. Es entstand eine sportbetonte Gesamtschule, die später in eine sportbetonte Realschule und ein sportbetontes Gymnasium aufgeteilt wurde. Seit 1992 heißt die Lehrstätte Flatow-Oberschule. Gegossen in einer tschechischen Gießerei (Jürgen Tomisch / Barbara Anna Lutz).
Maße
Verwendete Materialien
Bronze (Tafel) (Materialarchiv)
Muschelkalk (Stele) (Materialarchiv)
Ziegelstein (Stele) (Materialarchiv)
Putz (Stele) (Materialarchiv)
Inschriften
Bezeichnung
am Objekt
»BF 95«
Inschriftenplatte (appliziert, gegossen, ausgelegt)
Unterhalb des Reliefs
»Den Siegern der 1. Olympiade der Neuzeit 1896 in Athen Gustav Felix Flatow und Alfred Flatow geb. 7.1.1875 geb. 3.10.1869 gest. 29.1.1945 gest. 28.12.1942 Die beiden Pioniere der deutschen Sport-bewegung wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft ausgegrenzt, verfolgt und später von den National-sozialisten in das KZ Theresienstadt deportiert. Sie starben dort vor Hunger und Entkräftung.«
Zustand
Vollständigkeit