Die heutige, zwischen 1980 und 1984 errichtete Lessingbrücke entspricht in großen Zügen der 1901-1904 nach Entwürfen von Friedrich Krause und Ludwig Hoffmann geschaffenen Brücke gleichen Namens. Der Straßenverlauf wird bis zur eigentlichen Spreeüberbrückung durch den Stahlbogen von steinernen Brüstungsmauern mit durchbrochen gearbeitetem plastischen Dekor begleitet. Diese mit fantasievollen Gestalten und stilisierten floralen Ornamenten aus dem Themenbereich des Wassers (Frösche, groteske Delphine, Seepferdchen, Wassermänner (samt Gott Neptun), Nixen (Seejungfrauen), Wasserpflanzen, usw.) gefüllte Brüstung ist auf der Seite des Südufers länger als auch der Seite des Nordufers. Im Bereich der Stahlbogenüberbrückung wird der Straßenverlauf durch ein schmiedeeisernes Brückengitter eingefasst. Um den Materialsprung vom rötlichen Sandstein der Brüstung zum graufarbenen Metall des kunstvoll geschmiedeten Gitters architektonisch auszugleichen, setzte Hoffmann an diese Stellen vier massige Sandsteinpfeiler mit neubarocken Aufsätzen und bronzenem Reliefdekor. Die ursprünglich zwölf und heute vier schmalen Reliefs im oberen Bereich der vier Pfeileraufsätze der oberen Brückenarchitektur zeigen jeweils in der Reliefmitte eine frontal dargestellte Eule mit gespreizten Flügeln, umgeben von je zwei symmetrisch angeordneten brennenden Fackeln, Lorbeerzweigen und zwei Schlangen. Hinter jeder Eule ist eine wappenartig geschlungene Schriftrolle angelegt. Weisheit und Ruhm der Aufklärung werden hier im Zusammenhang mit G. E. Lessings Wirken symbolisiert. Die vier großen Reliefs darunter mit den Schlussszenen aus G. E. Lessings Bühnenstücken sind jeweils an den Innenseiten der vier Pfeiler eingelassen (Jörg Kuhn).
Standort
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Lessing, Otto (Bildhauer:in)
1901-1904, der ursprünglichen Reliefs 1901-1904
Hoffmann, Ludwig (Architekt:in)
1901-1904
Krause, Friedrich (Architekt:in)
1901-1904
Datierungshinweise
Reliefs 1983-1984 nachgeschaffen
Objektgeschichte
Die Lessingbrücke über die Spree liegt im Verlauf der nach der Straßenkreuzung Bachstraße, Ecke Altonaer Straße, Ecke Levetzowstraße beginnenden Lessingstraße und der nördlich daran anschließenden Stromstraße am Nordwestrand des Großen Tiergartens (Hansaviertel) und am Südwestrand von Moabit. Anstelle eines älteren Vorgängerbaus von 1877 wurde zwischen 1901 und 1904 im Auftrag des Magistrats von Berlin ein Neubau nach Plänenvon Friedrich Krause und Ludwig Hoffmann errichtet. Im Januar 1902 erhielt der Bildhauer Otto Lessing durch einen Beschluss der städtischen Kunstdeputation den Auftrag zu den Reliefs der Lessingbrücke. Die Modelle zu den vier Reliefs mit Darstellungen der Schlussszenen aus Gotthold Ephraim Lessings bekanntesten Bühnenstücken wurden dann auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1903 gezeigt. Die vier großen und die 12 kleinen Bronzereliefs wurden während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen, die Brücke stark beschädigt. Die Notbrücke von 1951 wurde bis 1984 durch einen Neubau ersetzt, in den erhaltene Teile der Brücke von 1904 eingefügt wurden. Der Bildhauer August Jäkel erhielt den Auftrag vier kleine und vier große Reliefs nach historischen Fotografien nachzuschaffen. was ihm kongenial gelang. Die Reliefs zeigen Schlussszenen aus bekannten Bühnenstücken G. E. Lessings, verschränken sie jedoch mit anderen Szenen der jeweiligen Stücke (Jörg Kuhn).
Verwendete Materialien
Bronze (Reliefs) (Materialarchiv)
Sandstein (Brüstungen) (Materialarchiv) , rötlich
Inschriften
Inschrift (eingemeißelt)
am südwestlichen Pfeiler, Innenseite
»Emilia Galotti«
Inschrift
am nordwestlichen Pfeiler Innenseite
»Minna von Barnhelm«
Inschrift
am nordöstlichen Pfeiler, Innenseite
»Nathan der Weise«
Inschrift
am südöstlichen Pfeiler, Innenseite
»Miss Sara Sampson«
Zustand
Vollständigkeit
vollständig, nach Rekonstruktion von 1984
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