4 Gruppen auf hohen Sockeln im Verlauf der Brüstungen der Carl-Zuckmayer-Brücke über dem U-Bahnhof Rathaus Schöneberg (früher „Stadtpark“). Die Motive sind der Antike entnommen, beziehen sich am konkreten Ort deutlich auf das nahe Standesamt der ehemals selbständigen Stadt Schöneberg und stehen auch für das behütet Naturhafte des Stadtparks. in vier Varianten sind Gruppen dargestellt, jeweils aus einem männlichen Mischwesen (Hippokampen) und einer ideal gebildeten weiblichen Reiterfigur (Nymphen) bestehend, der in einem Fall ein Säugling, in einem anderen ein Füllhorn als Atribut beigegeben ist. Weitere Elemente der dekorativen Ausstattung der Brücke befinden sich an den Treppenabgängen zum Park. Dabei handelt es sich um auf Pfeilern stehende, dekorative, steinerne Deckelvasen, die mit antikisierenden Festons und Masken verziert sind (Jörg Kuhn).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Objektgeschichte
Die Carl-Zuckmayer-Brücke mit ihrer figürlichen Ausstattung stellt einen wesentlichen Teil der Anlage des Rudolph-Wilde-Parks dar. Sie bildet eine Überbrückung der Parksenke über der hier überirdisch verlaufenden U-Bahn. Der Architekt Johann Emil Schaudt, in Berlin vor Allem wegen seiner Realisierung des 1907 eröffneten Kaufhauses des Westens bekannt, reichte 1907 drei Alternativentwürfe zur Gestaltung der Haltestelle „Stadtpark“ (heute Rathaus Schöneberg) ein. Die vorausgegangene Strukturierung des Geländes stammt von dem Architekten Friedrich Gerlach. Einer der Entwürfe Schaudts zur U-Bahn-Gestaltung wurde 1909/1910 ausgeführt. Die architektonische Gesamtlösung an dieser Stelle beinhaltet Teich, Treppenanlagen, Pergolen, Rasenrabatten und Böschungsmauern. Die U-Bahnlinie durchquert die Mulde des alten Fenngeländes überirdisch, Großflächenfenster öffnen den Blick von der U-Bahnhaltestelle zu Park. Sie sind durch zu beiden Seiten durch sieben Achsen und an jeder Seite durch zwei massive Pfeilern gegliert, auf deren Verlängerungen die Tritonengruppen stehen. Die Konstruktion der U-Bahn-Haltestelle besteht aus Stahlbeton, die nach außen sichtbaren Teile wurde mit Muschelkalkteilen verkleidet. Die U-Bahn-Haltestelle zählt zu den reizvollsten in Berlin. Nach Kriegsschäden musste die nordwestliche Gruppe 1951 erneuert werden. Zwischen 1979/1980 erfolgte die Neubauanlage der Innsbrucker Straße von der Freiherr-vom-Stein-Straße aus bis zum Innsbrucker Platz. Schaudt selbst hatte die Tritonengrupen als Schmuck konzipiert und folgendermaßen erklärt: Die Figuren „stellen Tritonen aus mythischer Zeit dar, die auf ihrem Rücken Nymphen über das einstmals aus einer Seenkette bestehende Fenngelände von einem Ufer zum anderen tragen. Sie sollen die vier menschlichen Temperamente versinnbildlichen“ (zitiert nach Bohle-Heintzenberg, 1980, Anm. 106). Versucht man die Figurengruppen tatsächlich den Temperamenten zuzuordnen, so gelangt man möglicherweise zu folgendem Ergebnis: die nordwestliche Gruppe, die nach dem Krieg ersetzt wurde, könnte am ehesten den Choleriker versinnbildlichen. Die südwestliche Gruppe mit Kind als Ausdruck der Freude könnte dem Sanguiniker zuzuordnen sein, die südöstliche Gruppe (Frau mit geneigtem Kopf) entspricht der Melancholie, die nordöstliche Gruppe mit dem beleibten behäbigen Triton entspricht dem Pflegmatiker (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Verwendete Materialien
Muschelkalk (gesamt) (Materialarchiv)
Technik
behauen (gesamt)
Zustand
Vollständigkeit
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