Die Figur der Melpomene befindet sich im Gebüsch nahe des Weges an der südlichen Seite des Kleistparks. Die Sandsteinfigur wurde hier auf einem niedrigen mehrfach abgetreppten Kunststeinsockel mit quadratischem Grundriss platziert. Die Rückseite dieser Figur, die ursprünglich als Attikafigur für eine Aufstellung in großer Höhe geschaffen worden war, wurde grob bossiert belassen. Melpomene, sitzt auf einem Felsen, der Oberkörper ist leicht nach links gedreht, die rechte Hand ruht auf dem linken Obenschenkel, die linke Hand ist auf einen nicht näher zu bestimmenden Gegenstand aufgesetzt. Ihre Füße sind gekreuzt. Das lange Gewand ist, die rechte Brust entblößend, vorne zusammengeknotet. Ihre Haare sind am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengefasst (Susanne Kähler).
Standort
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Ebenhech, Georg Franz (Künstler:in)
1749, Zuschreibung
Glume, Friedrich Christian (Werkstatt)
Zuschreibung durch Erich Köllmann, 1935
Datierungshinweise
um 1903 Abnahme der Skulptur vor dem Abbruch des Akademiegebäudes
Objektgeschichte
Ehem. Attikafigur der Akademie der Wissenschaften (vgl. hierzu: Jacobs & Hübinger, Büro für Gartendenkmalpflege und Landschaftsplanung: Staatsbibliothek Unter den Linden, Außenanlagen, Historische Dokumentation - darin Aufnahme des alten Akademiegebäudes, Südwestansicht der Lindenfront mit den Attikafiguren. Aufnahme der Abrißdokumentation der Königlichen Meßbildanstalt 1902, August 1997; Susanne Kähler: Erfassung / Inventarisation von Werken der bildenden Kunst in öffentlichen Gartendenkmälern von Charlottenburg, erstellt im Auftrag des Landesdenkmalamts Berlin, Gartendenkmalpflege 2005 mit Ergänzungen, Nr. 115 – 117 von 2006). Melpomene, der griechischen Mythologie entsprechend eine der neun Musen, Tochter des Zeus und der Mnemosyne, steht für die tragische Dichtkunst, hat in der Regel die Attribute einer tragischen Maske und einer Keule (wegen ihrer Beziehung zu Herkules). Bei der Figur aus dem Kleistpark sind heute keine Attribute mehr erkennbar, ihre Deutung ergibt sich aus ihrem ursprünglichen Kontext. 1747 wurde auf dem Grundstück Unter den Linden 8 nach Plänen von Johann Boumann (1707-1776) das Gebäude der Akademie der Wissenschaften errichtet. Kurz zuvor, 1743, war der Vorgängerbau, das Akademiegebäude von Johann Arnold Nehring abgebrannt. Das Gebäude von Boumann erfuhr 1836 einen Umbau bzw. eine Aufstockung. Zwischen etwa 1910 und 1914 wurde der Bau durch die nach Plänen von Ernst Eberhard von Ihne (1848-1917) errichtete Deutschen Staatsbibliothek ersetzt. Von den Attikafiguren des Akademiebaus von Boumann sind heute einige in Berlin verstreut, bei den meisten Figuren ist der Verbleib unbekannt. Die Hauptfassade des Akademiegebäudes von 1747 gliederte sich in drei Risalite und zwei Rücklagen, wobei die Risalite durch bauplastische Figuren aus dem Jahr 1749 gekrönt waren: jeweils eine mehrfigurige Mittelgruppe und seitlich davon Einzelfiguren. Ein umfangreiches ikonographisches Programm mit Figuren aus der antiken Mythologie, Götterfiguren und Musen als allegorische Darstellung der Wissenschaften und der Künste war hier abzulesen. Diese Figuren wurden von Hans Müller (1896, S. 327) folgendermaßen beschrieben: „Die sehr mittelmäßigen Gruppen und Einzelfiguren auf den Riasaliten sind noch die Alten (d. h. 1749) (…). In der Mitte Apoll mit der Leier auf dem Parnass, dem die Hippokrene entspringt. Zu beiden Seiten Musen und Genienfiguren. Das rechte Eckrisalit trägt die Figur der Malerei neben ihrer Lehrmeisterin, der Natur, in Gestalt der Isis, davor Genien mit Geräthen und Instrumenten, die sich auf die Kunst beziehen. Auf dem rechten Eckbau die geflügelte Gestalt der Zeit mit antiken Trümmern und Torsen, an denen die von Genien umgebene Bildhauerkunst ihre Studien macht“. Das gesamte ikonographische Programm ist heute kaum mehr eindeutig zu identifizieren. Einige Darstellungen sind dabei klar auszumachen, andere weniger. Die Interpretation hat auch Gerhard Ihlow übernommen, Grundlage waren Meßbilder von 1902 (vgl.: Gerhard Ihlow: Argumentation für die Wiederaufstellung der Musen des Apollo im Brunnenhof der Staatsbibliothek zu Berlin, unveröffentlichtes Manuskript, Januar 2006) (Susanne Kähler).
Verwendete Materialien
Sandstein (Skulptur) (Materialarchiv)
Kunststein (Sockel) (Materialarchiv)
Beton (Fundament) (Materialarchiv)
Zustand
Vollständigkeit
fragmentiert, Teile des Gewandes, der Haare, der Nase, sämtliche Finger der rechten Hand, einige Teile der linken Hand fehlen
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