Zwei barocke Puttengruppen

Zwei barocke Puttengruppen

Foto: Susanne Kähler, 2009, CC-BY-4.0

Beide Figurengruppen stehen auf längsrechteckigen Plinthen. Die mit einem Naturrelief belebten Plinthen stehen ihrerseits auf längsrechteckigen Platten, die der Gruppe zusätzlich Halt geben, was notwendig ist, da die Plinthen vermutlich schon ursprünglich nicht aus einem Stück bestanden, sondern Anstückungen aufweisen. Beide Puttengruppen zeigen ein tanzendes Paar, jeweils links den Kavalier und rechts die Dame. Beide Figurengruppen haben hinten als Teil der Kavaliersfigur eine Stütze in Gestalt eines Baumstumpfes. Dieses trägt zur Stabilisierung der gesamten Gruppe, aber insbesondere der beiden Kavaliersfiguren bei, denn deren Beine sind freier ausgearbeitet, als die unteren Partien der weiblichen Figuren, deren Stabilität durch die Darstellung eines langen und damit massiven Rockes gewährleistet ist.
Die linke der beiden Gruppen zeigt links eine stehende weibliche Putte, rechts eine männliche Putte. Die linke Figur hat ihren linken Arm nach hinten abgewinkelt und führt den Arm hinter ihrem Rücken leicht nach unten. Der größere Teil des Armes ist vom Schleier verdeckt, der der Figur vom mit langen Haaren bedeckten Haupt hinten herabfällt. Das Gewandt ist faltenreich. Es gliedert sich in einen langen Rock, der die Schuhspitzen unbedeckt lässt und ein Hemd, dessen halblange Ärmel oberhalb des Ellenbogens geschnürt sind. Der restliche Hemdteil wird von dem ornamental geschmückten Obergewand verdeckt. Dieses Obergewand, dessen Kragen von blattförmigen Spitzen gebildet wird, läuft in Hüfthöhe in blattartige Spitzen aus. Darüber wird es mit einem verzierten Gürtel eng am Körper zusammen gehalten. Der rechte Arm ist zum Kavalier hinübergeführt und hält diesen bei der Hand. Der Kavalier rechts legt der weiblichen Figur einen Blütenkranz auf das ihm leicht zugewandte Haupt. Von dem Kranz ausgehend fällt ein Schleier in zwei Bahnen den Rücken herab. Die rechte Stoffbahn des Schleiers ist windbewegt und berührt den Kavalier. Festliche Kleidung und Schleier legen es nahe, in der weiblichen Figur eine Braut zu sehen, beziehungsweise eine Putte, die eine Braut „spielt“. Der Kavalier neben ihr, beziehungsweise die männliche Putte, die einen Kavalier darstellt, trägt eine dreiviertellange Hose, gepolsterte Seidenstrümpfe, Schnallenschuhe und einen Oberrock, dessen Ärmel blattartige Manschetten als Verzierung zeigen. Auch der Kragen des Obergewandes zeigt ein herabfallendes Blattmotiv. Wie ein antiker Feldherr trägt er einen faltenreichen Umhang, den er über die Schulter geworfen hat. Das lockig-strähnige Haar des der weiblichen Figur zugewandten Kopfes ist unbedeckt. Mit der linken Hand setzt er der Putte neben ihm einen Blütenkranz auf. Die die Figur des Kavaliers stabilisierende Stütze in wie ein Baumstumpf gestaltet, aus dem Blätter hervor wachsen.
Das andere Puttenpaar rechts ist vergleichbar aufgebaut. Links steht eine weibliche Putte, rechts eine männliche Putte. Beide zeigen eine vergleichbar reiche Bekleidung, wobei erkennbar differenziert wird. Die Ärmel des Oberhemdes sind zum Beispiel nicht geschnürt, sondern fallen fein gefältelt herab. Der Arm ist auch nicht hinter den Rücken geführt, sondern am Körper herab. Die Hand greift in die Schärpe. Der rechte Arm ist dem Kavalier zugeführt. Dieser ergreift mit seiner rechten Hand jene der Dame und hält mit seiner linken Hand Blattwerk an das Haar der Dame gedrückt. Der Kavalier selbst trägt auch Schule, Strümpfe und Hosen wie sein Pendant bei der linken Gruppe. Sein Oberrock sieht jedoch mehr aus wie ein Lederwams mit Lambrequinartigen Enden unterhalb des schmalen Gurtbandes. Der Kragen ist in Gestalt von Blättern geformt. Besonders Schmuckreich ist der Helm, der in pseudoantiker Weise mit vegetabilen Formen geschmückt ist. Der zugehörige exotische Federbusch ist abgebrochen. Die rechte Gruppe ist insgesamt stärker bewegt. So wird, wenngleich „spielerisch“, sowohl die „kriegerische“ als auch optional die „wilde“ Komponente des Paares betont. (Jörg Kuhn)

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Unbekannt (Künstler:in)

Objekt­geschichte

Die beiden Puttengruppen sind in den 1960er oder 1970er Jahren dem technischen Leiter des Botanischen Gartens, Herrn Kraft, aus Privatbesitz geschenkt worden. Sie befanden sich vor der Überführung in den Botanischen Garten im Garten des Hauses Thielallee 12 in Berlin-Dahlem. Die beiden Figurengruppen sind allerdings nicht für den Garten des Hauses Thielallee 12 geschaffen worden, sondern sind zu einem vorläufig unbekannten Zeitpunkt dorthin gebracht worden. Möglicherweise hat der private Vorbesitzer die zwei Gruppen im Kunsthandel erworben. Die beiden Figurengruppen sind mit Sicherheit für einen Garten geschaffen worden, wobei nicht mit abschließender Sicherheit die Frage zu beantworten ist, ob sie auf einem Sockelpostament frei innerhalb eines barocken Gartens gestanden haben, oder eingebunden in eine Gartenarchitektur, wie Kolonnaden oder eine Tor- oder Traillagensituation. Die Zierlichkeit schließt weitgehend eine sehr hohe, betrachterferne Aufstellung aus. Eine gewisse Unteransichtigkeit scheint aber eine Aufstellung mindestens in Augenhöhe des Betrachters zu belegen. (Jörg Kuhn, Susanne Kähler)

Verwendete Materialien

Sandstein (Skulptur) (Materialarchiv)

Technik

behauen (Skulptur)

Zustand

verwittert (Skulptur, 2009)
bestoßen (2009), mit Abplatzungen

Vollständigkeit

fragmentiert

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