Traum vom Fliegen

Traum vom Fliegen

Foto: Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz, 2020, CC-BY-4.0

Die Plastik mit dem Titel „Traum vom Fliegen“ befindet sich auf dem birnenförmigen Parkplatzgelände zwischen den Zufahrtsrampen auf einem Rasenstück. Das Kunstwerk von Joachim Wendler ist ein filigranes Geflecht aus Eisen- und Stahlrohren. Es stellt einen Fesselballon mit Pilotenkorb dar, der von vier schrägen Rohren wie von Tauen am Boden gehalten wird. Diese sind auf Fundament-Betonblöcken verankert. Die luftige biegsame Konstruktion ist leicht windschief, was die Illusion eines gerade abhebenden Ballons verstärkt. Das zwischen den Verkehrsrampen auf einem Rasenstück platzierte Abbild eines historischen Fluggeräts „ähnelt eher einer lebendigen Libelle als einem technischen Flugobjekt, wirkt altmodisch und passt […] in die massive Flughafen-Umwelt wie die Faust aufs Auge.“ (Endlich/Gindhart, 1987, S. 26.). Das Objekt stellt ein skurriles Gegenbild zur Nüchternheit moderner Flugzeuge dar. (Vgl. Endlich/ Wurlitzer, 1990, S.96). Die Einzelteile der Plastik mussten vor Ort vom Künstler verschweißt und mit einem Kran aufgerichtet werden (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Wendler, Joachim (Künstler:in)
1984

Objekt­geschichte

Das Kunstwerk „Traum vom Fliegen“ von Joachim Wendler ging prämiert aus einem Kunst-Wettbewerb für den Flughafen Berlin Tegel hervor. Um die Attraktivität des 1974 eröffneten Flughafens zu erhöhen, wurde 1983-85, in Zusammenarbeit mit der Berliner Flughafen Gesellschaft (BFG) Tegel, aus dem zentralen Fonds „Kunst im Stadtraum“ ein umfassendes Skulpturen- und Gemäldeprojekt zur Berliner Gegenwartskunst durchgeführt. Als Teil dieses Programms wurde 1982 ein (West-)Berlin offener Wettbewerb für Bildhauer zur Gestaltung der im Außenbereich liegenden Besucher- und Restaurantterrassen des Flughafens ausgeschrieben. Die zu planenden Objekte sollten „unter dem Thema »Technik und Fliegen« stehen und den Erlebniswert der Terrasse steigern.“ (Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin (Hrsg.), Preisgerichtsprotokoll [...], 1982, S.7). Die siebenköpfige Jury, der auch der Architekt des Flughafens, Meinhard von Gerkan, angehörte, wählte zehn Arbeiten aus und entschied, einige dieser Objekte „außerhalb der vorgesehenen Standorte auf den Terrassen, [...] an besser geeigneten Plätzen aufzustellen.“ (Ebd.). Durch die modifizierte Standortwahl sollte zum einen die Kunst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zum anderen wollte man dem Risiko entgegen wirken, dass „der Eindruck einer heterogenen musealen Häufung von Kunstgegenständen“ entstehen könnte und auch den Kunstwerken einen Standort geben, „die aufgrund ihrer Größe auf einer der Terrassen in einen zweifelhaften Konflikt mit der Architektur geraten könnten.“ (Ebd.). Vier Arbeiten wurden für die Besucherterrasse ausgewählt, zwei für die Restaurantterrasse. Für die Arbeit von Wendler wurde ein Standort an der Gabelung der Flughafenzufahrt auf einem Rasenstück gewählt.(Vgl. ebd.). Vermutlich wurde die Plastik in den 2000er Jahren auf einen weiter nördlich liegenden Aufstellungsort beim Parkplatz versetzt, da der Platz für die Aufstellung eines großen Werbegerüsts benötigt wurde. Der unter Denkmalschutz stehende Passagier-Flughafen Berlin Tegel (Tegel-Süd) „Otto-Lilienthal“ entstand 1969-1975 nach Plänen der Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels. Der für seine kurzen Wege bekannte Flughafen wurde nach der Eröffnung des neuen Flughafens in Berlin-Schönefeld (BER) Ende Oktober 2020 stillgelegt und soll einer neuen Nutzung zugeführt werden. Dem vorgebenden Thema „Technik und Fliegen“ des Skulpturenwettbewerbs suchte Joachim Wendler sich mit der Verfremdung eines Fluggeräts aus der Pionierzeit der Luftfahrt zu nähern. Sein in den Himmel ragender fragiler Fesselballon empfängt den Reisenden oder Besucher unmittelbar bei der Einfahrt in den Flughafen Tegel. Eine vom Künstler bewusst gewollte Irritation gegenüber der technoiden futuristischen Airport-Welt des damals hochmodernen Flughafens. So kommt der „Traum vom Fliegen“ „aus einer vergangenen Zeit und scheint sich in der neuen nicht gerade wohlzufühlen. Dem Reisenden aber scheint für einen Moment die Nüchternheit der Technik, die Straffheit des Jet-Sets verflogen, er fühlt sich leicht, und dabei erleichtert, daß er bald ein verläßlich-kompaktes Flugzeug besteigen wird und sich nicht diesem skurrilen Ding anvertrauen muß.“ (Endlich/Gindhart, 1987, S.26). Das Motiv Verfremdung spielt im Werk von Joachim Wendler eine zentrale Rolle (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

Maße

(gesamt)
Höhe
(Fundamentblöcke)
Höhe
Breite
Tiefe

9 m

m, unterschiedlich
0.4 m
0.4 m

Verwendete Materialien

Edelstahl (Objekt) (Materialarchiv)
Eisen (Materialarchiv)
Granit (Sockel) (Materialarchiv)

Zustand

gut (2020)
verschmutzt (2020), teilweise
gereinigt (2020), vermutlich im Rahmen der Umsetzung gereinigt


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