Knabe mit Fisch

Knabe mit Fisch

Foto: Susanne Kähler, 2013, CC-BY-4.0

Der Bereich um den Brunnen ist platzartig gestaltet und mit Sitzbänken bestückt. Der Brunnen selbst besteht aus dem runden Becken aus grob bossierten Steinen und Abdeckplatten aus Kunststein. Nach der Art von Stockbrunnen steht im Zentrum des Beckens ein Vierkantpfeiler als Brunnenstock aus natursteinimitierendem Kunststein mit betonter Wulstverfugung. Im oberen Bereich des Brunnenstocks ist auf allen vier Seiten je ein Wasseraustritt eingearbeitet, aus dem das Wasser bogenförmig in das Becken fällt. Auf dem Brunnenstock steht über rechteckiger Plinthe eine puttenhafte Knabenfigur, die mit beiden Händen einen Fisch hält. Gleichwohl der Fisch sein Maul aufreißt, dient diese Stelle nicht zur Aufnahme eines Wasseraustritts (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
KRA/NOL/DAKünstlergruppe1958
Datierungshinweise
Einweihung am 06.09.1958
Objektgeschichte
Der Brunnen zitiert deutlich Brunnen aus der Zeit der Jahrhundertwende und passt insofern zu der an der Anton-Saefkow-Straße 2-26 und der Greifswalder Straße 52-62 liegenden historisierenden Wohnanlage von 1939. Der Brunnen ist ein Gemeinschaftswerk der Künstlergruppe „Kranolda“ von 1958. Hinter diesem Kunstnamen verbergen sich drei Bildhauer. Biographisch fassbar sind der Bildhauer und Holzschnitzer Erwin Damerow (1906-1978) und der Bildhauer Fritz Nolde. Nolde wurde aufgrund seiner kommunistischen Gesinnung im „Dritten Reich“ drangsaliert und in das im Oktober 1942 installierte „Strafbataillon 999“ „zur Bewährung“ gezwungen. „In den 999er Einheiten schoben etwa 70 Prozent Kriminelle und von der NS-Justiz gebrandmarkte Outlaws Dienst - Schwarzschlächter, Schleichhändler und Wilderer, Banknotenfälscher und Tresorknacker, Totschläger und Mörder. Aber auch Regimegegner und Regimekritiker, kommunistische Spanienkämpfer und Zeugen Jehovas, Sozialisten und Sozialdemokraten, Mitglieder der konservativen österreichischen ‚Vaterländischen Front‘ oder, vereinzelt, oppositionelle Nationalsozialisten, beispielsweise Anhänger der ‚Schwarzen Front‘ des Hitler-Gegners Otto Strasser. Der Großteil dieser rund 8000 politischen 999er gehörte zur Linken, die Hälfte war kommunistisch. Wolfgang Abendroth zum Beispiel, der Jurist und Politikwissenschaftler, der Bildhauer Fritz Nolde, der Komponist Kurt Schwaen und der frühere Reichstags-Abgeordnete Wilhelm Agatz aus Essen taten Dienst im ‚Bewährungsbataillon‘.“ (Der Spiegel 20/1988, vom 16.05.1988, via Internet). Über die Identität des dritten Künstlers besteht offenbar Unklarheit. In der Vergangenheit wurde er als vornamenloser „Krause“ aufgeführt, in jüngerer Zeit wohl nach Informationen „eingeweihter Kreise“ als, ebenfalls vornamenloser, „Kratochwill“ oder „Kratofil“. Der Brunnen ist durchaus eine Bereicherung der durch die Nähe zur vielbefahrenen Greifswalder Straße doch recht unwirtlichen Teils des Anton-Saefkow-Parkes. Er vermeidet die kostengünstige Ödnis jener „modernen“ Brunnen, die aus in den Boden eingelassenen, rechteckigen Trögen bestehen. Trotzdem berührt besonders den eingeweihten Betrachter die historisierende Gestalt unangenehm, zumal sie nicht die gestalterische Kraft der etwa 50 Jahre früher entstandenen Vorbilder (zu denken ist etwa besonders an den Bildhauer Ignatz Taschner) aufweist. Die vermutlich auch unter dem Aspekt einer humorigen Brechung altbekannter Brunnenfiguren in ihrer Funktion als Wasseraustrittsdekoration formulierte Figur ist letztlich eine recht uninspirierte Nachschöpfung (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Maße
BrunnenbeckenDurchmesser6 m
BeckenrandBreite0.5 m
BrunnenstockHöhe2 m
BrunnenplastikHöhe0.68 m
Verwendete Materialien
PlastikBronze
BrunnenKunststein
Sandstein
Technik
Plastikgegossen
Brunnengegossen
behauen
ZustandZeitpunkt
gesamtverschmutzt2013
Plastikkorrodiert2013
Brunnenbeckenrissig2013
DeckplattenFehlstellen2013
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Bezirksamt Pankow von Berlin: Natur entdecken in Berlin-Pankow, Prenzlauer Berg, Weißensee, Berlin, 2017, S. 149f..
  • Hoerisch, Malwine: Prenzlauer Berg - Kunstspaziergänge, Berlin, 2004, S. 156-157.

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