Viktoria auf Sockel

Viktoria auf Sockel

Foto: Susanne Kähler, 2020, CC-BY-4.0

Auf einem hohen Sockel mit quadratischem Grundriss erhebt sich eine geflügelte, antikisch gewandete Siegesgöttin, ausgestattet mit Palmwedel und zwei Lorbeerkränzen (der in der rechten Hand ist verloren). Ein stilisierter Baumstamm dient als Stütze. Die Figur ist – vermutlich modern polychrom gefasst. Das Gewand leuchtet in einem kräftigen Blau. Auf der Rückseite der Plinthe ist der Herstellerstempel zu sehen (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Rauch, Christian Daniel (Künstler:in)
1839-1900, des Modells

Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne (Beteiligte:r)
Umsetzung

Datierungs­hinweise

Modell von 1839/40, Ausführung in Terracotta durch die Fa. March später

Objekt­geschichte

Christian Daniel Rauch (1777-1857), Schüler von Johann Gottfried Schadow und Bertel Thorwaldsen in Berlin und Rom, schuf seit den 1830er Jahren verschiedene Viktorienfiguren, darunter jene für die Befreiungshalle in Kehlheim, die Walhalla bei Donaustauf und 1839/40 zwei Viktorienfiguren für den Schlosspark Charlottenburg (für den Parkbereich vor dem Sommerpavillion König Friedrich Wilhelms III, dem heute so genannten Schinkelpavillion). An diesen beiden Figuren orientiert, schuf Rauch auch Viktorienfiguren für den Brunnen auf dem Belle-Alliance-Platz, für den Schlosspark von Babelsberg usw. Die Viktorienfiguren wurden in verschiedenen Materialien von verschiedenen Firmen hergestellt und verkauft und dies weit über den Tod Rauchs hinaus bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die bekannte Charlottenburger Terracotta-Manufaktur von Ernst March, nach dem Tod des Gründers 1847 weitergeführt und ausgebaut von seinen Söhnen und Enkeln (besonders durch den Sohn Paul March), führte die beiden Charlottenburger Viktorienfiguren Rauchs in ihrem Produktprogramm. Hier konnten sie von solventen Hausbesitzern zum Schmuck von Haus und Garten (und auch für das Mausoleum) erworben werden und zwar in der Regel in dem hellgelben Terracottafarbton. Passend konnte ein Sockel in antikisierenden oder klassizistischen Formen ausgewählt und kombiniert werden. Der Bauherr und Entwerfer des Hauses Hauptstraße 18, also jenes in Höhe des repräsentativ umbauten Kaiser-Wilhelm-Platzes in Schöneberg stehenden Gebäudes, Fritz Flatow, erwarb die Figur sicherlich selbst im Geschäft der Fa. March Söhne. Eine spätere Einbringung der Figur ist zwar denkbar, aber nicht wirklich wahrscheinlich. Interessant erscheint ein Vergleich mit der neubarocken Zinkgussplastik im Innenbereich des Hauses Stierstraße 14-15 (vgl. Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Berlin, Bezirk Schöneberg, Ortsteil Friedenau, Berlin 2000, S. 114-115 mit Abb. 165). Die Figur ist der anspruchsvolle Schmuck eines kaiserzeitlichen Miethauses. Die Verwendung belegt die anhaltende Gültigkeit des künstlerischen und vermutlich auch inhaltlichen Wertes der Bilderfindung von Rauch. Ebenso belegt die Skulptur die weite Verbreitung bekannter Bildwerke durch Reproduktionsfirmen wie E. March. Obgleich Terracotta-Figuren nicht übermäßig witterungsempfindlich sind, haben sich auf Grund von Vandalismus, Abbruch, Missachtung und Kriegszerstörung nur noch wenige Beispiele dieser für das 19. Jahrhundert charakteristischen Kunst- und Kunstgewerbeproduktion in privaten Innenhof- und Gartenanlagen erhalten. Um so kostbarer das erhaltene Beispiel in Schöneberg. Die im Jahr der Erfassung 2008 stark geschädigte Figurenanlage wurde in jüngerer Zeit offenbar saniert. Dabei entfiel die blaue Farbfassung (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

Verwendete Materialien

Terrakotta (Plastik) (Materialarchiv)

Technik

geformt (Plastik)
gebrannt
bemalt, polychrom

Inschriften

Stempel (gestempelt in nassen Ton)
Rückseite der Plinthe

Zustand

verwittert (Plastik, 2008)
verschmutzt (2008)
saniert (2018)

Vollständigkeit

beschädigt


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