Staehle-Denkmal

Staehle-Denkmal

Foto: Jürgen Tomisch, Barabara Anna Lutz, 2020, CC-BY-4.0

Auf der so genannten Bastion wurde 1985 die Erinnerungsstätte für den ersten und einzigen Kommandanten der Frohnauer Invalidensiedlung, Oberst Wilhelm Staehle, eingerichtet. Hierfür schuf der Architekt Franz-Wilhelm Garske einen hohen Glockenturm aus einem filigranen Stahlgerüst für die offene Aufhängung der Glocke aus dem alten Invalidenhaus. Oberhalb der Glocke ist quer ein breiter Doppel-T-Stahlträger angebracht, wodurch sich das Bild eines Kreuzes ergibt. Vor der Glocke befindet sich eine quadratische Holztafel mit einer runden Aussparung, die den Blick auf die Glocke freigibt. Vor dem Glockengerüst ist ein Gedenkstein aus gemauerten Ziegelsteinen aufgestellt, der pultähnlich eine bronzene Gedenktafel trägt mit einer als Hochrelief gesetzten Inschrift. Die Bronzeglocke aus dem alten Invalidenhaus wurde 1893 von Gustav Collier gegossen und hat ein breites Band aus Blüten und Bändern. Eingefasst wird die Stätte rückwärtig von einer halbkreisförmigen bauzeitlichen Ummauerung der Bastion aus Backsteinquader. Hier ist die leere Stelle auf der rechten Seite noch sichtbar, in die die Gedenktafel 1985 zunächst eingelassen worden war (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Garske, Franz-WilhelmKünstler_In1985
Objektgeschichte
Am 5. Juni 1985 wurde das neue Denkmal für den Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime Oberst Wilhelm Staehle feierlich eingeweiht. Der Berliner Architekt Franz-Wilhelm Garske zeichnete für die Gestaltung der Erinnerungsstätte verantwortlich. Bis dahin war lediglich zur Erinnerung an den früheren Kommandanten der Invalidensiedlung 1971 ein Teilstück des Hubertusweges in Staehleweg umbenannt worden. Für die Errichtung des Denkmals wurde mit der Bastion ein prägnanter Ort der Siedlung gewählt. Die in der Achse des ehemals nördlichen Hauptzuganges zur Siedlung gelegene Bastion ist der nördliche architektonische Abschluss der in der Mitte der Siedlung vertieft liegenden Grünanlage. Sie ragt in sie hinein. Vor dem Zweiten Weltkrieg war hier ein preußisches Feldgeschütz aus dem Jahre 1780 aufgestellt. Neben dem Glockenturm war eine Gedenktafel in die rechte Seite der Umfassungsmauer der Bastion eingelassen. Sie wurde später auf einem Gedenkstein angebracht, der vor dem Glockenturm seinen Platz fand. Die unter Denkmalschutz stehende Invalidensiedlung entstand 1937-1938 für kriegsinvalide Offiziere nach einem Gesamtplan des Heeresbauamtes I Berlin (Regierungsbaumeister Kallmeyer und Hagen). Die soziale Einrichtung trat an die Stelle des 1748 eröffneten Invalidenhauses an der Scharnhorststraße 34/35, das wegen der Neugestaltung Berlins aufgegeben werden musste. Aus dem alten im Krieg zerstörten Invalidenhaus stammt auch die Glocke für den freistehenden Glockenturm der Gedenkstätte. Zu Staehles Geburtstag am 20. November und zu seinem Todestag am 23. April wird die Glocke von Mitarbeitern der Stiftung fünf Minuten lang geläutet. Der Erinnerungsstätte der Invalidensiedlung kommt ein hoher geschichtlicher Denkmalwert zu. Sie ist ein bedeutsamer Berliner Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus. Mit ihr wird an das Wirken des einzigen und letzten Kommandanten der Siedlung, Oberst Wilhelm Staehle (1877-1945), erinnert, der zum aktiven Widerstand gegen das NS-Regime gehörte. „Der konservative Offizier der Abwehr Wilhelm Staehle hatte Kontakte zu führenden konservativen Oppositionellen und gehörte zum Gesprächskreis der Widerstandskämpferin Hanna Solf, in dem sich NS-Kritiker aus dem diplomatischen Dienst zusammenfanden. Staehle und seine Frau Hildegard halfen Verfolgten mit gefälschten Papieren, Versteckadressen und Lebensmitteln und bot manchen in seiner eigenen Wohnung Unterkunft. Nach einer Denunziation 1944 wurde er verhaftet gefoltert und zu zwei Jahren Haft verurteilt. In der Nacht des 22. auf den 23. April1945 wurde er mit anderen Häftlingen des Zellengefängnis Lehrter Straße 3, darunter Albrecht Haushofer und Klaus Bonhoeffer, von einem SS-Kommando erschossen. Seine Frau Hildegard, die nach Ravensbrück gebracht und in den letzten Kriegstagen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war, überlebte (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Maße
Tafel Breite0.8 m
Länge0.37 m
Verwendete Materialien
Tafel Stahl
Holz
Technik
Tafelgegossen
Glockegegossen
Inschriften
Tafel (gegossen)
auf Sockel
OBERST WILHELM STAEHLE / * 20.11.1877 t 23.4.1945 / Dem Kommandanten der Invalidensiedlung, / der wegen seiner Teilnahme am Widerstand / gegen das Hitler-Regime unmittelbar vor Ende des Krie- ges / von den Nationalsozialisten ermordet wurde. / Zum Gedenken.
ZustandZeitpunkt
biogener Bewuchs, stark2020

  Nachweise

  • Wille, Klaus-Dieter: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar, Berlin, S. 239.
  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung : Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 371.
  • Sternbeck, Wolfram: Die Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau. Die Geschichte der Stiftung Invalidenhaus Berlin. Ein vergessenes Erbe Preußens, Erfurt, 2007, S. 145 f., 205-207.
  • Endlich, Stefanie: Gedenkstätten in Berlin [In: Puvogel, Ulrike; Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd. II], Bonn, 2000, S. 149.

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