Zwischen einem Wohnhaus im Plattenbaustil, Altenhofer Str. 40, und dem Flachbau eines Kiezcafés steht Werner Richters bronzene Genregruppe „Schäfer“ (1980) auf einem niedrigen Sockel aus Sandstein inmitten einer Grünanlage.
Die Freiplastik aus Bronzeguss, bestehend aus vier einzelnen Teilen. Die Figuren sind etwas abstrahiert und gleichzeitig in einem realistischen Stil gestaltet. Sie stehen auf einem rechteckigen 28 Zentimeter hohen Sandsteinsockel. Diese Bodenplatte ist aus zwei Teilen zusammengefügt und misst 2 x 2,2 Meter. Zentral und hünenhaft, mit einer Körpergröße von 2,20m, steht der kräftig gebaute Schäfer. Er ist voll bekleidet, samt Hut, Stiefeln und eines Umhangs mit realistisch gestaltetem Faltenwurf. Auf seinem nach Innen gebeugten rechten Arm hält er ein Lamm schützend an seinen Brustkorb. Links hält er einen großen Stab, auf dem er sich abstützt. Zu seiner Rechten sitzt ein Schäferhund mit weit auseinanderstehenden Vorderpfoten. Die langen Gliedmaßen des Hundes wirken leicht disproportioniert im Vergleich zum Körper. Seine Kopfhöhe beträgt 90 Zentimeter. Auf der linken Seite des Schäfers stehen zwei Schafe mit krausem Fell. Das vordere Schaf schaut mit ausgestrecktem Kopf geradeaus mit einer Gesamthöhe von 75 Zentimetern und einer Länge von 1,25m. Das hintere, etwas kleinere Schaf, misst mit erhobenem Haupt sowohl 90 Zentimeter in der Höhe als auch in der Länge. Die gräulich dunkle Bronzeoberfläche der Figurengruppe, insbesondere das Fell der Tiere, ist bewegt modelliert und weist eine leichte Patinierung auf. Der Sandsteinsockel ist an einigen Stellen leicht abgesplittert. An den Seiten befindet sich biogener Bewuchs. Die Hauptbeschädigungen an der Plastik entstanden durch Reibung und Schmierereien. Insbesondere die Ohren und Rücken der Tiere, die Pfoten des Hundes sowie die Stiefelspitzen des Schäfers sind glänzend poliert. Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des Schäfers befinden sich Graffiti-Tags. Das Gesicht des Hundes wurde angemalt, im Gesicht des Schäfers ist unterhalb des linken Auges ein Stern aufgezeichnet. Zudem klebt auf dem Gesicht des hinteren Schafes ein größtenteils abgezogener weißer Sticker. Insgesamt befindet sich das Kunstwerk jedoch in einem guten Zustand. Die ländlich anmutende Freiplastik stellt einen Kontrast zum Plattenbau der Umgebung dar und harmonisiert andererseits mit der Natur der Grünanlage (Dorote Josaf).
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Richter, Werner (Bildhauer:in)
1979-1980
Datierungshinweise
Erwähnung in Akten von 1977, Abnahme 1980, Aufstellung vermutlich 1982
Objektgeschichte
Bei der Datierung der Genregruppe gibt es je nach Quelle Abweichungen. Während Ernst Goder die Bronzeplastik mit 1982 datiert (vgl. Goder, S.241), findet sich im Ausstellungskatalog „Skulptouren“ die Datierungen 1979 und 1982 (vgl. Reichmuth, S.30). In der Objektliste wiederum ist 1980 angegeben. Auch beim Titel gibt es Unterschiede. In der Liste von Bildhauerei in Berlin wird das Kunstwerk als „Schäfer mit Hund und zwei Schafen“ bezeichnet, in „Skulptouren“ sowohl „Schäfer mit Hund“ als auch nur „Schäfer“. Letzteres ist auch in der Publikation von Ernst Goder zu finden. Eine erste Erwähnung findet die Plastik in einer Konzeption aus dem Jahr 1977, die zahlreiche neue Kunstwerke für den Bezirk Weißensee vorsieht. In Bezug auf den IX. Parteitag der SED sei es eine Aufgabe sozialistischer Kunst und Kultur „neue Werke der bildenden Kunst zu schaffen, die mit hoher Meisterschaft tiefwirkende Kunsterlebnisse vermitteln und ein anregendes kulturvolles Leben fördern“ (siehe Rat des Stadtbezirks Weißensee, 1977, S.1). In „Anlage 1“ ist das für das „Wohngebiet Hohenschönhausen I“ vorgesehene Werk „Schäfer mit Tieren“ genannt, jedoch noch ohne festes Datum (vgl. ebd. Anhang 1). Ein Protokoll vom 10.März 1980 bezieht sich auf „die Abnahme des Gußmodells am 7.2.1980“ (siehe Büro für Städtebau – Planungsgruppe Kunst, 1980, S.1), was durchaus ein Hinweis darauf ist, dass „Schäfer“ nach 1979 entstand. Ferner legen zwei Zeitungsartikel nahe, dass die Figurengruppe zwischen 1982 und 1983 an ihren jetzigen Standort in der Nähe der Altenhofer Str. 40 in Hohenschönhausen zog (siehe Berliner Zeitung und Neues Deutschland), zum damaligen Zeitpunkt eine neu errichtete Wohnanlage. Der Kontrast von Plattenbauten und der Thematik des Kunstwerks soll von Werner Richter gewollt gewesen sein und einerseits „an den ehemals dörflichen Charakter von Hohenschönhausen“ (siehe Berliner Zeitung, 22./23.01.1983, S.8) erinnern. Andererseits soll das Motiv „das vom Wunsch nach Harmonie geprägte Verhältnis von Mensch und Natur“ darstellen (siehe Reichmuth, S.29). Die Bronzeplastik steht nun seit beinahe 40 Jahren an diesem Ort und scheint, bis auf die Patinierung und einige Schmierereien, die Zeit gut überdauert zu haben. In Kombination mit den mittlerweile hoch gewachsenen Bäumen der Grünanlage wirkt „Schäfer“ auch von Plattenbauten umgeben harmonisch (Dorote Josaf). Weitere Quellen: Berliner Zeitung (1983) Schäfer. Ausgabe Nr. 18, 22/23.01.1983, S.8 Digitalisat via Zefys: https://dfg-viewer.de/show/?setmets=https://content.staatsbibliothek-berlin.de/zefys/SNP26120215-19830122-0-0-0-0.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=8 Bezirksamt Lichtenberg von Berlin (ohne Datum) Zeitreise durch Alt-Hohenschönhausen. https://www.berlin.de/ba-lichtenberg/ueber-den-bezirk/ortsteile/artikel.153039.php Neues Deutschland (1983) Schäfer in Hohenschönhausen. Ausgabe 06.06.1983, S.8 Digitalisat via Zefys: https://dfg-viewer.de/show/?setmets=https://content.staatsbibliothek-berlin.de/zefys/SNP2532889X-19830706-0-0-0-0.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=8
Maße
Verwendete Materialien
Bronze (Plastik) (Materialarchiv)
Stein (Sockel) (Materialarchiv)
Technik
gegossen (Plastik)
behauen (Sockel)
zusammengefügt
Zustand
Vollständigkeit
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