Mutter-Kind-Brunnen

Mutter-Kind-Brunnen

Foto: Susanne Kähler, 2009, CC-BY-4.0

Die Grundform des Mutter-Kind-Brunnens ist ein irregulär geformter, gestufter Muschelkalkpfeiler mit den für den Expressionismus typischen kristallinen Formen. Der Pfeiler ist mit vollplastischen Figuren und Reliefs bestückt. Die bekrönende Figur auf dem Pfeiler ist die Namensgeberin: eine auf einem niedrigen Block sitzende weibliche Aktfigur mit kurzen Haaren. Sie kniet auf ihrem linken Bein, das rechte Bein ist etwas angewinkelt, mit beiden Händen hält sie das auf ihrem Schoß spielende Kind. Vom Betrachter aus gesehen links unter ihr steht auf einem Absatz eine Schwangere, die den Blick nach oben richtet und mit beiden Händen ein um die Hüften geschwungenes Tuch vor ihrem Bauch festhält. Seitlich darunter befindet sich ein Relief mit drei Aktfiguren im Profil: Eine Kuppelszene mit zwei Frauen und einem Mann. Darunter befindet sich ein bronzener Wasserausfluss mit einem Drachenkopf über einem Auffangbecken. Auf einem Absatz unterhalb der „Schwangeren“ steht der „Geizige“, ein bärtiger Mann, der – sich über die Schulter blickend – in seinen Geldbeutel greift und diesen an sich presst. Die Figuren, die an der linken Seite des Sockels platziert sind, sind allesamt männlich. Ein lauschender (oder vielleicht tauber) Greis steht auf einer Konsole, die mit einem Fries verziert ist, aus denen im Hochrelief e zwei Gruppen bärtiger Männer ausgearbeitet worden ist. Ihre Tätigkeit oder die Beziehung in der sie zueinander stehen, sind aufgrund des Verwitterungsgrades des Steins schwer zu erkennen. Zwei scheinen miteinander zu ringen, die Gruppe an der Vorderseite könnte Würfel spielen. Eine jugendliche männliche Aktfigur auf dem Absatz links vom Hauptpfeiler hält in seiner Linken eine Schale, in die er aus einem Schlauch Wein (?) füllt, vielleicht ist ein Säufer gemeint. Ein weiteres wichtiges Element der Gestaltung ist ein flacher Brunnenausfluss, der bei Betrieb Wasser an der Vorderseite über eine pultförmige Schräge nach unten fließen lässt. Der Gesamtaufbau steht auf einem niedrigen Muschelkalkfundament (Susanne Kähler).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Hasemann, ArminiusBildhauer_In1927-1939
Datierungshinweise
vermutlich um 1933
Objektgeschichte
Die Entstehung des Mutter-Kind-Brunnens ist im Zuge der Errichtung der Gartenstadt Südwestkorso zu sehen, die seit 1990 unter Denkmalschutz steht. Ausgangspunkt für den Bau der Gartenstadtteile im Südöstlichen Bereich 1927 bis 1933 war die Initiative der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA). Sozial nicht abgesicherten Künstlern und Schriftstellern sollte preisgünstiger und attraktiver Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. In diesem Zeitraum wird Hasemann mit der Errichtung des schmückenden Brunnens beauftragt worden sein. Bei dem Brunnen zu einer Gesamtdeutung zu gelangen, ist insofern problematisch, als dass sich die Figuren zum Teil nicht eindeutig interpretieren lassen. Es scheint, als habe Hasemann am Brunnenpfeiler menschliche Eigenschaften und „sündige“ Verhaltensweisen gesammelt, eher „zwielichtige“ Gestalten versammelt, um zu zeigen, dass mit der Geburt des Kindes und dem Heranwachsen der neuen Generation immer wieder ein Neubeginn stattfindet. Einen Bezug zur (ehemals) theaternahen Bewohnerschaft der GDBA-Häuser herzustellen, erscheint zumindest ebenso reizvoll (Susanne Kähler).
Maße
gesamtHöhe4 m
Verwendete Materialien
gesamtMuschelkalk
Bronze
Metall
Technik
gesamtbehauen
Wasserspeiergegossen
geschmiedet
ZustandZeitpunkt
gesamtverwittert2008
beschmiert2008
biogener Bewuchs2008
Ausflickungen2008
Vollständigkeit
vollständigverschiedene Erneuerungen

  Nachweise

  • Jahrbuch 2000 für Zehlendorf, Berlin, 2000, S. 73-81. dort Aufsatz: Detlev Lorenz: Auf allen Sätteln, zwischen allen Stühlen. Der Zehlendorfer Bildhauer Arminius Hasemann - ein deutsches Künstlerleben im 20. Jahrhundert
  • Krosigk, Klaus von: Botschaften zur Gartendenkmalpflege : Festschrift für Klaus-Henning von Krosigk ; ein bunter Strauß von Aufsätzen und Essays von Gartendenkmalpflegern und Freunden zum Abschied aus dem Landesdenkmalamt Berlin, Petersberg, 2011, S. 146-149.

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