Moltke-Denkmal

Moltke-Denkmal

Moltkedenkmal
Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

Das Standbild stellt Helmuth Graf von Moltke in schlichter Uniform dar. Im Zentrum des Denkmalplatzes an der Nordostseite der nördlichen Platzbegrenzung des „Großen Sterns“ steht der originale monumentale Marmorsockel des Moltke-Denkmals, jedoch ohne seinen ursprünglich hier noch untergebauten Inschriftenstandsockel. Durch den Wegfall des mehrteiligen Standsockels steht heute der marmorne Hauptsockel des Standbildes auf einem ursprünglich nur ein schmales Zwischenglied bildenden niedrigen Treppensockel, der 1938 unten durch einen flachen weiteren einstufigen Standsockel ergänzt wurde. Das Sockelzwischenglied über dem 1938 ergänzten Sockelteil ist in seiner Stufung gekehlt und an den vier Ecken abgeschrägt und leicht vorgezogen. In gleicher formaler Bildung ruht darauf der oben profiliert abschließende Unterbau des Sockelblocks. Der Sockelblock zeigt analog zu den darunter liegenden Zonen vier abgeschrägte und leicht vorgezogene Ecken, die durch kannelierte Voluten betont werden. Die Voluten mit kleineren Einrollungen am oberen Ende und größeren Einrollungen nach unten sind trotz Abtreppung unten recht flach ausgebildet. Das neubarocke Motiv ist damit dem jugendstiligen Zeitgeschmack auch formal angepasst worden. Auf der Hauptsockelfront ist als Ersatz des 1938 beseitigten Wappens ein gegenüber dem Zustand von 1905 reduziert erscheinendes Wappen in Ritzzeichnung vertieft eingearbeitet worden. Der Hauptsockel schließt mit einer mehrfach profilierten Deckplatte, die sich nach oben geschweift verjüngend in der Art einer Dachausbildung bis zur quadratischen Plinthe des Standbildes fortsetzt. Das Standbild Moltkes steht auf einer quadratischen Plinthe. Die Plinthe trägt an der linken Seite vorne die vertiefte Künstlerbezeichnung. Uphues zeigt den „Sieger von 1871“ (Anspielung auf Moltkes herausragende militärische Rolle im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871) in einer für den Generalfeldmarschall typischen, auch vom „Hofmaler“ Anton von Werner wiederholt in Öl gemalten Haltung. Moltke, gegen einen von zwei mächtigen dorisierenden Säulen flankierten Brüstungsblock (gemeint ist wohl ein repräsentativer Verhandlungstisch, dessen Schmalseite der Betrachter hier zu sehen erhält) gelehnt, scheint gerade seine Generäle und Beamten zum Rapport bestellt zu haben und lauscht konzentriert deren Vortag. Der Paradesäbel, dessen Knauf und die mit Quaste verzierte Handschlaufe bei der Betrachtung des Standbildes von der rechten Seite her sichtbar wird, verläuft hinter der Figur und damit bei frontaler Betrachtungsicht verborgen. Der von den Säulen gestützte, an der oberen Kante mit einem floralem Friesband verzierte Querbalken der Figurenstütze trägt an den Seiten Jahreszahlen. Am rechten Balkenende steht: 1864, am linken Balkenende: 1866. Auf der Rückseite des Balkens steht: 1870-1871. Die Jahreszahlen beziehen sich auf die drei sogenannten Reichseinigungskriege von 1863/64 (Deutsch-Dänischer Krieg), 1866 (Deutsch-Österreichischer Krieg) und 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg). Die Figur Moltkes ist in strenger, frontaler Achsialität angelegt. In aufrechter Haltung, die Beine übereinandergeschlagen und die Hände in Hüfthöhe vor dem Körper ineinandergelegt, steht Moltke an die hinterfangende Stütze gelehnt. Er ist in zeitgenössischer Generalsuniform gekleidet, der Kopf mit einer zur Uniform gehörenden Mütze bedeckt (Jörg Kuhn).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Uphues, JosephKünstler_In1904-1905
Datierungshinweise
Einweihung: 25.07.1905; 1938 zum Großen Stern umgesetzt, dabei Sockel verändert.
Objektgeschichte
Das Standbild stellt Generalfeldmarschalls Helmuth Carl Graf von Moltke (1800-1891) in schlichter Uniform dar. Gesicht und Hände sind im Sinne des Neubarocks krass realistisch formuliert. Hier konnte Uphues auf die 1891 von Otto Lessing (1846-1912) im Gebäudes des Generalstabs am Alsenplatz der Leiche Moltke abgenommenen Totenmaske und Handabformungen zurückgreifen. Die strenge Haltung der Figur, die Blockhaftigkeit der Stütze mit den dorisierenden Säulen, die zurückgenommene Dekorierung des Sockels und auch der Duktus der Inschrift weisen jedoch stilistisch bereits über den Neubarock hinaus und zeigen Uphues durchaus vorhandene Bindung an den Kreis der Secessionisten und die Abhängigkeit von moderneren Stilentwicklungen im Sinne des Neuklassizismus und des um 1900 modischen Jugendstil. Die Einweihung des Denkmals unweit des Generalstabs erfolgte am 25.07.1905. An seinem ursprünglichen Standort am Westrand des Königsplatzes, überragt von der spätklassizistischen Tempelfassade (Ostfassade) von „Kroll’s Etablissement“, stand das ehemals insgesamt 11,50 Meter hohe Monument mit der gesockelt aufgestellten Standfigur innerhalb einer in etwa halbkreisförmigen, breiten Sockelarchitektur mit achtstufigem Unterbau und einer hinterfangenden Brüstung. Im Rahmen der gewaltigen Umbauplanungen für die Reichshauptstadt Berlin wurde das Moltke-Denkmal 1938 abgetragen. Bei der Neuaufstellung an der Nordseite des „Großen Sterns“ wurde die großartige Sockelarchitektur nicht wieder errichtet, vielmehr durch eine von Albert Speer entworfene neue Einfassung des neuen Denkmalplatzes ersetzt, in der nun das Moltke-Denkmal auf seinem Standsockel ohne den alten Unterbau seinen Platz fand. Grund der Höhenreduzierung war der Wunsch, das Denkmal dem kleineren Roon-Denkmal anzupassen. In die das Moltke-Denkmal hinterfangende Mauer ist mittig eine höhere und tiefere Mauerlage der sonstigen Mauereinfassung vorgelegt. Hier ist die fünfzeilige Inschrift eingetieft: HELMUTH GRAF VON MOLTKE / PREUSSISCHER GENERAL FELDMARSCHALL UND CHEF DES / GENERALSTABES DER ARMEE GEB. 26.10.1800 GEST. 24.4.1891 / NACH SEINEN FELDZUGSPLÄNEN WURDEN DIE KRIEGE 1864 . 1866 . 1870-71 SIEGREICH GEFÜHRT. Die beiden neu geschaffenen Ummauerungen der Denkmäler für Roon und Moltke umfassen jeweils einen annährend rechteckigen Denkmalplatz und sind zum „Großen Stern“ hin geöffnet. Die neue Denkmaleinfassung aus Kalkstein entspricht der Einfassung des Roon-Denkmals, das sich seit 1938 an der Nordwestseite der nördlichen Begrenzung des Großen Sterns befindet (Marc Wellmann, Jörg Kuhn).
Maße
gesamtHöhe
bei Aufstellung 1905
11.5 m
FigurHöhe5.5 m
Verwendete Materialien
Marmor, Laaser Marmor
Technik
gesamtbehauen
gemeißelt
poliert
Sockelkerngemauert
Inschriften
Inschrift (gemeißelt, vergoldet)
am Sockel, Vorderseite
MOLTKE
Bezeichnung (gemeißelt)
an der Plinthe linke Seite
J. UPHUES.1904
Inschrift (gemeißelt)
am Objekt
1864 1866 1870-1871
Inschrift
an der Mauereinfassung der Denkmalanlage
HELMUTH GRAF VON MOLTKE / PREUSSISCHER GENERAL FELDMARSCHALL UND CHEF DES / GENERALSTABES DER ARMEE GEB. 26.10.1800 GEST. 24.4.1891 / NACH SEINEN FELDZUGSPLÄNEN WURDEN DIE KRIEGE 1864 . 1866 . 1870-71 SIEGREICH GEFÜHRT.
ZustandZeitpunkt
gesamtbefriedigend2003
Oberflächenverwittert, mittelschwer2003
rissig, wenig2003
Materialausbrüche, wenig2003
verblasst2003
Vollständigkeit
vollständig1938 Unterbau weggelassen, Sockel verändert

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 173.
  • Wirth, Irmgard: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Bezirk Tiergarten, Berlin, 1955, S. 218.
  • Müller-Bohn, Hermann: Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild, Berlin, 1905, S. 67.
  • Bloch, Peter: Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert : das klassische Berlin, Berlin, 1994, S. 267-269. Abb. 367
  • Wendland, Folkwin: Der Große Tiergarten in Berlin, Berlin, 1993, S. 218.
  • Ingwersen, Erhard: Standbilder in Berlin, Berlin, 1967, S. 91-92. Abb. 40
  • Bloch, Peter: Ethos und Pathos: die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Berlin, 1990, S. 334-337.
  • Reclams Kunstführer Berlin, Stuttgart, 1991, S. 200-201.
  • Kaul, Brigitte: Joseph Johann Ludwig Uphues (1850 - 1911). Ein Bildhauer im Wilhelminischen Zeitalter, Berlin, 1982, S. 141-142,191-193, 292-294. Kat.-Nr. 1904:1, Abb. 18

Ihre Information ist gefragt