Märchenbrunnen

Märchenbrunnen

Deutscher Wald, Symbol des Waldesdomes

Foto: Susanne Kähler, 2012, CC-BY-4.0

Der Brunnen besitzt ein Becken, das an den Längsseiten bogenförmig ausschwingt. In das Becken eingestellt ist eine hohe, baldachinartige, jedoch nach oben und durch eine Pfeilerstellung rundum offene Architektur über hohem Sockel. Der Sockel birgt unterhalb der leicht vorkragenden Deckplatten der Einfassung des inneren Wasserbeckens die plastisch gestalteten Wasserausläufe. An den Schmalseiten des Sockels sind rechteckige Sockelkompartimente angefügt, auf denen seit 1970 die beiden aus Kalkstein gearbeiteten Figurengruppen „Brüderlein und Schwesterlein“ und „Aschenbrödel“ stehen. Die Pfeiler- oder Säulenarchitektur stellt in symbolistisch stilisierter Form bewachsene und von Tieren (Vögel, Frösche, Eidechse) bevölkerte Baumstämme dar. Im Wasserbecken ist eine kelchförmige bronzene Brunnenplastik für den zentralen Wasseraustritt (Fontäne) vertieft aufgestellt. In die bewegte Architektur sind im oberen Bereich innen und außen insgesamt 16 Kinderfiguren (Putti) eingestellt, wobei immer vier Putti die gleiche Gussform hatten. Sie zeichnen sich durch eine individuelle Gestaltung und insbesondere durch ihre teilweise vergoldeten oder heller patinierten Attribute (Ananas, Huhn, Fisch, Kanne, Krone) aus. Die geschweiften Wandfelder zwischen den Pfeilern sind im oberen Bereich durch malerisch angelegte figürliche Reliefszenen gestaltet: Auf der zum großen Wasserbecken (Spiegelbecken), der zentralen Wasserachse des Schulenburgparks ausgerichteten Seite, ist eine Gruppe Reihervögel zu sehen, dazu deren Beutetiere Fisch und Frösche. Auf der dem grünen Rasenplatz zugewandten Seite sind ein Adler und eine Eule dargestellt, Tag und Nacht andeutend. Die rechte Schmalseite ist offenbar der Eule thematisch zugewiesen und zeigt Mond und Sterne. Die linke Schmalseite zeigt eine Darstellung der Sonne (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).

Fakten

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Geyger, Ernst-Moritz (Bildhauer:in)
1915-1918

Szelinski-Singer, Katharina (Bildhauer:in)
der beiden neuen Figurengruppen aus Bronze von 1970

Bogučevskaja, Anna (Bildhauer:in)
der Puttenfiguren im oberen Aufsatzbereich

Datierungs­hinweise

Aufstellung 1935, Einweihung: 11.08.1935; Ergänzung durch neue Figuren 1970 und 2001

Objekt­geschichte

Die Stadt Rixdorf, die seit 1912 den Namen Neukölln trug, wollte seinem zu internationalen Ruhm gelangten Sohn der Stadt, Ernst Moritz Geyger, mit dem Brunnen ein Denkmal setzen. 1915 schuf Ernst Moritz Gegyer, der in Florenz lebte, die Entwürfe für einen Brunnen mit Bronzefiguren unter dem Titel Symbol des Waldesdomes. Das lebensgroße Gipsmodell wurde erst 1918 kurz vor Ende des 1. Weltkriegs fertig. Als Ende November 1918 Spartakisten im Rathaus Neukölln regierten und gar eine Republik Neukölln proklamierten, war an eine Aufstellung des Brunnens nicht mehr zu denken. Auch war die Standortfrage noch nicht entschieden. In der Diskussion war der Platz vor dem neu errichteten Rathaus und der Hertzbergplatz, doch es konnte keine Einigung erzielt werden. Das Modell kam, wie auch die in Muschelkalk ausgeführten Formteile des Brunnens, zunächst in ein Straßenreinigungsdepot. Erst 15 Jahre nach seiner Fertigstellung rückte dann der Brunnen wieder in das öffentliche Interesse. 1934 entschloss sich die Stadtverwaltung, Geygers Brunnen im Schulenburgpark aufzustellen, wo er 1935 eingeweiht wurde. Geygers Bezeichnung für den Brunnen Deutscher Wald wurde nicht zuletzt aufgrund der Einweihungsfeier am 11. August 1935 im Volksmund durch Märchen-Brunnen ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bronzefiguren eingeschmolzen und der Brunnen wurde durch Bomben weitgehend zerstört. In den 1950er Jahren erfolgte eine Wiederherstellung unter dem Thema Märchenbrunnen. Im April 1968 haben Jugendliche fast alle Brunnenfiguren zerstört, und der Brunnen ging außer Betrieb. Anstelle der ursprünglichen Bronzehirsche wurden 1970 zwei Muschelkalksteinsskulpturen von Katharina Szelinsky-Singer mit Märchenmotiven geschaffen. In den Jahren 2000 und 2001 wurde der Brunnen umfangreich saniert. Im Rahmen dieser Brunnensanierung wurde ein Kunst-am-Bau Wettbewerb ausgeschrieben. Ziel des Wettbewerbs war die Gestaltung von Figuren, die die ursprünglich vorhandenen Putten ersetzen sollten. Zur Ausführung kam der Entwurf von der in Berlin lebenden russischen Bildhauerein Anna Bogouchevskaia. Sie entwickelte die Originalkonzeption in der ihr eigenen Formensprache weiter. Die 16 Bronzefiguren stellen Zitate aus Märchen und frei erfundene Szenen dar, die das historische Gesamtbild durch zeitgemäße Kunst ergänzen (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).

Zustand

beschädigt (2012), einige Säulenspitzen abgebrochen, Taubenflügel beim Aschenbrödel fehlt und einem Vogel der Rückseite fehlt der Kopf
beschmiert (2012)
alt geflickt (2012)
ersetzt (Figurengruppen, ), 1970, 2001
erneuert (Innenschale, ), 2001

Vollständigkeit

unvollständig, zahlreiche Fehlstellen


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