Grabmal Friedrich und Marie Althoff

Grabmal Friedrich und Marie Althoff

Foto: Susanne Kähler, 2009, CC-BY-4.0

Das zentrale Monument steht erhöht auf einem gestuften Podest. Aus Muschelkalkstein ist ein mächtiger rechteckiger Block gestaltet, dessen Form an einen gewaltigen Sarkophag erinnert. Die aus der Grabkunst des Altertums entlehnte Anmutung wird durch die freie Verwendung aus der Antike herrührender Formen unterstrichen, so etwa durch die Riefelung der in der Gestalt breiter Lisenen das zentrale Mittelfeld der Front rahmenden Architekturglieder. Das rechteckige, leicht erhaben vorstehende Mittelfeld, zeigt im oberen Bereich das nach links gewandte Profilporträt Althoffs im flachen Relief. Der knappe antikische Halsabschnitt des mit einer profilierten Rahmung vom Grund abgesetzten Porträtreliefs kontrastiert mit der vergleichsweise naturalistischen Darstellung der Gesichtszüge und der Haar- und Barttracht. Unter dem Bildnis ist mit bronzenen Lettern die Inschrift appliziert. Das auf Althoffs Wirken bezogene Zitat aus den Schriften des Hl. Kirchenvaters Augustinus lässt sich etwa übersetzen mit: Eindeutigkeit (oder Einigkeit) bei Notwendigkeiten, Freiheit im Zweifelsfall, Liebe in Allem. Als Bekrönung des Deckels und von diesem sockelhaft getragen ist durch Krücke(n)berg auf gering hoher Plinthe die sitzende Marmorfigur einer Frau gestaltet worden, die durch ihre Attribute, Buch und Lorbeerkranz, als Allegorie der Wissenschaft zu lesen wäre, die dem Verstorbenen dauerhafte Ehre erweist und seinen Tod betrauert. Die antikische Nacktheit, durch ein Gewandstück mehr betont als kaschiert, deutet die Zeitlosigkeit der Trauer und Ehrung an. Ergänzt durch die großzügige, ein rechteckiges Pflanzbeet umrahmende Einfassung mit Muschelkalksteinschwellen und durch die beiden seitlich aufgestellten, flankierenden Bänke aus Muschelkalkstein mutet die Grablege wie ein heiliger Ort, wie eine Art Themenos, an. (Jörg Kuhn)

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Krückeberg, HansBildhauer_In1908-1911
Seeck, FranzArchitekt_In
Objektgeschichte
Das Grabmal befindet sich im Ehrenhain im Botanischen Garten unweit der großen Gewächshäuser. Der Jurist Friedrich Theodor Althoff (19.2.1839-20.10.1908), Ministerialdirektor im Preußischen Kultusministerium, war einer der einflussreichsten Kulturpolitiker des preußischen Kaiserreichs. Er, der von 1882-1907 der Hochschulabteilung des Ministeriums vorstand, gilt als führende politische Kraft bei der Verlagerung des Botanischen Gartens aus Schöneberg nach Dahlem. 1907 wurde Althoff im Auftrag des preußischen Kultusministeriums von Fritz Schaper (1841-1919) porträtiert (Büste in der Sammlung des Botanischen Museums; hiernach 1990 ein Abguss für den Althoffplatz, vgl. Objekt-Nr. 33), weitere Ehrungen folgten. Entsprechend seinem Rang und seiner Bedeutung erhielt er nach seinem Tod 1908 ein vermutlich vom preußischen Staat veranlasstes, vielleicht von Prof. Adolf Engler angeregtes, Begräbnis auf dem Gelände des Botanischen Gartens. Im Lageplan des Botanischen Gartens von 1908 ist die Grabstätte bereits eingezeichnet. In einer gewissen Entsprechung zu den Grablegen der Großgrundbesitzer in den Parken ihrer Güter, erhielt Althoff eine repräsentative Grabanlage an einer nicht zentralen Stelle im Park, jedoch inmitten einer aktiven, das heißt aus wissenschaftlichen Überlegungen heraus angelegten Abteilung (ehem. Biologisch-Morphologische Abteilung I), und nicht an einer reinen Schmuckstelle. Offenbar war die Sichtbeziehung zwischen Grablege und Schauhäusern beabsichtigt, auch wenn eine gewisse Hinterpflanzung der Grabanlage vorgenommen worden ist, wie eine bald nach Fertigstellung um 1911 gemachte Aufnahme (vgl. Henker, Grabmalskunst, 6. Folge, Tafel 28; Schoenichen, 1929, S. 3) belegt. Die ganze Anlage liegt erhöht und ist vom Erschließungsweg nur über einen modern angelegten Pfad zu erreichen. Der Berliner Architekt Franz Seeck (1874-1944), ein führender Vertreter der Grabmalreform und Mitbegründer der reformorientierten Werkstätten für Grabmalskunst in Tempelhof (im Bereich der Steinmetzfirma Carl Schilling), und der Berliner Bildhauer Hans Krückeberg (auch geschrieben zu finden als: Krückenberg) sind die namentlich bekannten Schöpfer der Grabanlage. (Jörg Kuhn)
Verwendete Materialien
GrabmalMuschelkalk
Technik
Grabmalbehauen
Figurgemeißelt
Reliefgemeißelt
Inschriften
Lettern (gegossen und appliziert)
unter dem Relief
FRIEDRICH ALTHOFF / GEBOREN 19. FEBRUAR 1869 / GESTORBEN 20. OKTOBER 1908 / MARIE GEB. INGENNOHL / GEBOREN 26. JANUAR 1843 / GESTORBEN 16. NOVEMBER 1925
Inschrift (vertieft)
auf dem Aufsatz umlaufend
IN NECESSARIIS UNITAS / IN DUBIIS LIBERTAS / IN OMNIBUS CARITAS
ZustandZeitpunkt
gesamtveralgt, leicht2009
verwittert, leicht2009
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 126.
  • Schoenichen, Walther: Geweihte Stätten der Weltstadt : Grabdenkmäler Berlins und was sie uns künden, Leipzig, 1929, S. 3.
  • Henker, Karl Richard: Grabmalkunst: Eine Sammlung von Meisterwerken erschaffen zum Gedächtnis der Toten von Künstlern unserer Tage / Hrsg. von Karl Richard Henker, Berlin, um 1914. Tafel 28

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