Auf einem vierstufigen aus Gusssteinelementen errichteten oktogonalen Unterbau steht der offene freistehende Gartenpavillon in einem ehemals zur Villa Kuthe gehörenden Gartenteil. Die tragenden Teile der Architektur dieses Pavillons sind aus feinem Kunststein gegossen. Acht Pfeiler, deren Innenseite um eine Kante eingezogen, ist tragen das ziegelgedeckte Dach. Zwischen den Pfeilern ist – abgesehen von der Vorderseite – ein schlichtes Holzgeländer montiert. Die achteckige Fußbodenfläche ist mit Mosaikfliesen bestückt.
Die Architekturteile sind mit zahlreichen, sehr feinen Ornamenten und Reliefs bestückt, die im Kunststein mit gegossen worden sind. Jeweils eine Fläche der acht Pfeiler ist mit einem Relief verziert. Es handelt sich um ein Wappen in einer Rundmulde, ein nach links gewendeter Löwenkopf in einer Rundmulde, ein viereckiges Relief mit einem Rosenstrauß in einer Vase, ein viereckiges Relief mit der Darstellung der Fassade der Villa Kuthe, darüber ein Spruchband mit folgender Inschrift: HAUS KUTHE ERBAUT – A – 1903 – O.
In die den Eingang rahmenden Pfeiler ist an der Außenseite rechts und links je eine feine Figur im Relief (als Kniestück) integriert, rechts ein Bacchant, der mit seiner rechten Hand einen Weinkelch zum Mund führt. Mit seiner Linken hält er eine Weintraube samt Weinlaub neben seinem Kopf. An dem linken Eingangspfosten ist Flora dargestellt. Sie trägt ein antikes Gewand, einen Blumenkranz auf dem Kopf und weitere Blumen, die sie im linken Arm vor den Bauch hält. Mit der rechten Hand stützt sie ihr Kinn. Beide Figuren sind sehr fein gearbeitet und gegossen und als qualitativ gute Arbeiten zu bezeichnen. Der Bildhauer ist nicht bekannt. Über den Figuren ist jeweils ein Lorbeerkranz im erhabenen Relief dargestellt.
Die Außenseite des Gebälks ist mit einem erhabenen Ornament, bestehend aus ineinander verschränkten Kreisen, umlaufend verziert. An der Innen- und Unterseite des Gebälks befinden sich Bemalungen. Bei den Bemalungen an der Innenseite handelt es sich um ein umlaufendes Ornament aus grünen stilisierten Lorbeerkränzen mit bordeauxfarbenen Zierbändern, an der Unterseite des Gebälks ist es ein bordeauxfarbenes, wellenförmiges Ornament. Auch die Dachbalken weisen Reste einer Bemalung (in goldgelb) auf. Jörg Kuhn, Susanne Kähler)
Standort
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Unbekannt (Künstler:in)
1914, vermutlich von Arnold Kuthe entworfen
Objektgeschichte
1896 wurde die Firma Kuthe gegründet, 1903/04 wurde die Villa Kuthe auf dem Grundstück Drakestraße 70 nachweislich nach Plänen des Firmengründers Arnold Kuthe selbst gebaut. Vermutlich ist auch der Pavillon eine Schöpfung Arnold Kuthes, der erst Ende der 1920er Jahre die aktive Mitarbeit in seiner Firma aufgab. Der Pavillon der Villa Kuthe ist wohl in der Zeit kurz vor dem I. Weltkrieg entstanden. Es charakterisieren ihn in der reformorientierten Architektur neobiedermeierliche Formen und Motive (Kränze, Schleifen, Rosenstrauß) sowie antikisierende Jugendstilelemente (Wellenornament). Mit dem Dekor des Pavillons kommt ein eindeutiges inhaltliches Programm zum Ausdruck. Es geht zum einen um den Ruhm Arnold Kuthes und seiner Familie - ausgedrückt durch den Löwen, das Wappen, die Hausfassade und den Lorbeer -, zum anderen geht es um die heiteren Gartenfreuden, die der Funktion des Pavillons als Ort der Entspannung entsprechen. Dieses wird ausgedrückt durch den Rosenstrauß, die Flora und den Bacchanten. (Jörg Kuhn, Susanne Kähler)