Der Ring

Der Ring

Foto: Layla Fetzer 2020, CC-BY-4.0

In das westliche, ockergelb-gefasste stählerne Gitter der Potsdamer Brücke und zwar in der zum Schöneberger Ufer gelegenen südwestlichen Hälfte des Gitters, ist ein stählerner (bronzener) „Ring“ beweglich hineingeschmiedet. Der „Ring“, der in Größe und Form einem Rettungsring oder dem Schlauch eines Autoreifens entspricht, umfasst zwei der stählernen Geländerstreben eben an einer Stelle, an der das Geländer im Zusammenhang mit einer Dehnungsfuge unterbrochen ist und in der Höhe der beiden hier aneinanderstoßenden Geländersegmente ein leichter Höhenunterschied besteht. Der „Ring“ verklammert quasi die beiden Geländersegmente, ohne dass ihm eine statisch bedeutsame Funktion zukäme. Er markiert gleichsam die Fugenstelle. Der „Ring“ ist nicht mit dem Geländer oder dem Brückenbelag verbunden, ist also beweglich und wird dadurch durch Passanten immer wieder in seiner Position durch leichte Verlegung verändert, wobei aufgrund des begrenzten Spielraumes diese Veränderungen der Position letztlich immer nur marginal sein können. Auch das erhebliche Gewicht des Stahlringes verbietet eine größere Bewegung. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Radermacher, NorbertKünstler_In1985-1998
Fa. H. NoackGießerei
Datierungshinweise
Ring von 1985 gestohlen, 1998 Zweitausführung
Objektgeschichte
Das Kunstobjekt „Der Ring“ entstand 1985 anlässlich der Ausstellung "1945-1985. Kunst in der Bundesrepublik Deutschland’ in der Neuen Nationalgalerie. „Lucius Grisebach, der zusammen mit Jürgen Schweinebraden die Ausstellung leitete, hatte Radermacher zu einem Beitrag im Berliner Stadtraum eingeladen. Der Künstler realisierte schließlich zwei voneinander unabhängige Werke in der direkten Umgebung der Nationalgalerie: den ‚Ring’ an der Potsdamer Brücke und die Arbeit ‚Der Turm und der Bauer’ in der Sigismundstraße. Beide Werke wurden bewusst ohne Genehmigung der Behörden angebracht, ein bei Radermacher übliches Vorgehen, das seine Arbeiten nicht weniger bewusst einem beträchtlichen Risiko aussetzt. So wurde ‚Der Turm und der Bauer’, der einen skulpturalen Kommentar zur ‚Möblierung’ der Straßen mit Verkehrspollern und Ähnlichem formulierte, inzwischen bei Straßenarbeiten zerstört und entfernt. Auch der heutige Zustand des ‚Rings’ entspricht nicht mehr dem ursprünglichen. Bei umfangreichen Sanierungsarbeiten an der 1964/65 neu errichteten Brücke in den Jahren 1997-1998 wurde das Werk von Bauarbeitern ‚entsorgt’. Mit finanzieller Unterstützung eines Mäzens konnte es jedoch ein zweites Mal von der Bildgießerei Hermann Noack gegossen und angebracht werden – diesmal mit Genehmigung des Bezirksamtes. In jüngerer Zeit ergab sich schließlich eine Veränderung am Geländer, das ursprünglich mit einem dunkelgrauen Schutzanstrich versehen war und nun eine gelbe Farbe erhielt. Der bronzene Ring ist dadurch deutlich auffälliger als in der ursprünglichen Version“ (Thomas Beck, in: Kunst in der Stadt, 2003, S. 33-34). Radermacher hat das Objekt „Der Ring“ im Übrigen so installiert, dass er ein Stück aus dem Stahlring heraussägte, um die unbeschädigten Gitterstäbe des Geländers legte und dann das aus dem Ring zuvor herausgesägte Segment wieder sorgfältig eingepasst, verschweißt und patiniert hat (Kuhn/Kähler).
Verwendete Materialien
Stahl
Technik
gegossen
geschmiedet
gesägt
patiniert
ZustandZeitpunkt
verschmutzt, leicht2003
zerkratzt, leicht2003
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Dickel, Hans: Kunst in der Stadt : Skulpturen in Berlin 1980 - 2000, S. 33-35. Beitrag von Thomas Beck

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