Das Deportationsdenkmal an der Putlitzbrücke besteht aus zwei hintereinander gestellten flachen Stelen aus silbrig mattem Stahl, deren Standfuß aus einer grauen Granitplatte besteht. Die hintere der beiden Stelen ist nach etwa einem Drittel nach hinten abgeknickt und ragt dramatisch über das Brückengeländer hinaus. Im oberen Bereich löst sich die Stele in einzelne Rechtecke auf und bildet das Motiv einer einstürzenden Treppe. Die davor stehende Stele ist etwa halb so hoch und meint formal einen jüdischen Grabstein. Dieses Element neigt sich nach vorne in Richtung Gehsteig. Der obere Abschluss wird durch den teilweise plastisch nach oben herausragenden ‚Mogen David’ (Schild Davids, sogen. Davidstern) gebildet. Die obere Zacke ist Teil der Kontur, die Rückseite dieser ersten Stele zeigt den ‚Magen David’ in plastischer Form, der mit schwarzen patinierten Linien gezeichnet wurde. In der unteren Hälfte dieser Stele befindet sich vertieft ein Inschriftenfeld, es wurde schräg in die Stele eingearbeitet. Die Schriftgestaltung spiegelt das Treppenmotiv der hinteren Stele wieder. Eine rechteckige Inschriftentafel wurde links im Bereich des Brückengeländers 1993 hinzugefügt (Susanne Kähler, Jörg Kuhn).
Standort
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Haase, Volkmar (Künstler:in)
1986-1987
Datierungshinweise
Einweihung 12.10.1987, ergänzt 1992/93 nach einem Sprengstoffanschlag
Objektgeschichte
1941 hatte die Gestapo die Liberale Synagoge in der Levetzkowstraße als Sammellager für die jüdischen Bürger missbraucht. Von hier aus wurden die Opfer durch die Straßen zu den Bahnhöfen Grunewald und Putlitzstraße – dem ehemaligen Güterbahnhof - getrieben. Die Bahnhöfe waren von Oktober 1941 bis April 1945 Ausgangspunkte von insgesamt 63 Transporten mit etwa 37.500 Berliner Juden, wobei sich die genaue Zahl der vom jeweiligen Bahnhof abgefahrenen Züge heute nicht mehr genau feststellen lässt. Der erste dieser Transporte mit über 1.000 Menschen verließ am 18. 10. 1941 den Bahnhof Putlitzstraße in Richtung Litzmannstadt (Lodz). Weitere grausame Transporte, gingen nach Minsk, Riga, Warschau, Majdanek und Auschwitz. Viele Juden überlebten schon den Transport nicht, andere hatten bereits am Bahnhof den Freitod gewählt. Zusätzlich verließen 117 sogenannter Alterstransporte mit fast 15.000 Menschen den Anhalter Bahnhof Richtung Theresienstadt. 1987 gedachte man dieser Deportationen mit der Errichtung dieses Denkmals. Es entstand in einem internen Wettbewerb der Bildhauer Georg Seibert, Gerson Fehrenbach und Volkmar Haase, initiiert durch den damaligen Bezirksbürgermeister Martin Quell in Berlin-Tiergarten (heute Mitte von Berlin). Die Putlitzbrücke und damit auch das Geländer, an dem das Denkmal montiert worden ist, stammt aus dem Jahr 1977. Der in das Denkmal integrierte Inschriftentext war bereits 1960 von Volkmar Haase formuliert worden. Haase schuf sein Deportationsdenkmal im Auftrag des Bezirks Tiergarten im Jahre 1987. Die Initiative zur Denkmalserrichtung war von der Alternativen Liste in der Bezirksabgeordnetenversammlung ausgegangen. Es wurden mehrere Denkmalslösungen vorgeschlagen und diskutiert, darunter auch eine Zweiteilung des Denkmals auf beide Gehsteige – quer über die Fahrbahn verlegte Platten sollten eine Verbindung schaffen. Am 12. 10. 1987 wurde das Mahnmal an die Öffentlichkeit übergeben (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Maße
Verwendete Materialien
Edelstahl (gesamt) (Materialarchiv)
Granit (Bodenplatte) (Materialarchiv)
Technik
geschnitten
geschweißt
geschmiedet
poliert, teilweise
mattiert, teilweise
geschwärzt, teilweise
montiert, 10 rückwärtig zu sehende Schrauben
eingeschlagen (Inschrift), nach Volkmar Haase
Inschriften
Inschrift
am Objekt
»STUFEN / DIE KEINE / STUFEN / MEHR SIND / EINE TREPPE / DIE KEINE TREPPE / MEHR IST / AUFGEBROCHEN / SYMBOL DES WEGES / DER KEIN WEG MEHR WAR / FUER DIE / DIE / ÜBER RAMPEN / GLEISE / STUFEN / UND TREPPEN / DIESEN LETZTEN WEG GEHEN MUSSTEN. / VOM BAHNHOF PUTLITZSTRASSE / WURDEN IN DEN JAHREN / 1941-1944 / ZEHNTAUSENDE JÜDISCHE MITBÜRGER BERLINS IN VERNICHTUNGSLAGER / DEPORTIERT / UND / ERMORDET.«
Tafel
am Geländer nahebei
»DAS MAHNMAL / über den Gleisen des ehemaligen Deportationsbahnhofs Putlitzstraße / 1987 eingeweiht / seither Ziel diffamierender Schändungen / ein Sprengstoffanschlag am 29. August 1992 beschädigte das Mahnmal / teilweise schwer / restauriert und wieder aufgestellt im März 1993 / SCHULD / die nicht verjährt / betroffen sind wir alle / NIE WIEDER«
Zustand
Vollständigkeit
vollständig, 1993 ergänzt
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