Das Denkmal für die Gefallenen der Gemeinde Frohnau befindet sich auf einer dreieckigen Platzerweiterung am nördlichen Ende der Wiltinger Straße. Es ist Teil einer Grünanlage und steht auf einer kleinen Anhöhe vor der Baumkulisse des Ludwig-Lesser-Parks. Das Gefallenendenkmal des Ersten Weltkrieges ist ein architektonisches Monument, das sich in vielfachen Stufen blockhaft nach oben verjüngt. Über einem quadratischen Putzsockel, der an den Seiten je zwei eingelassene Konsolsteine hat (zwei Steine fehlen), erhebt sich hoch das eigentliche konische Postament aus bayerischem Muschelkalkstein. Mit eigener Grundplatte, gedrungenen stilisierten Ecksäulen sowie Architrav mit Mutuli erinnert es in an antike Mausoleum-Architektur. An allen vier Seiten sind Schrifttafeln aus Muschelkalk eingelassen. Darüber schließen in mehren Stufen Platten und Quader, die obersten wiederum antik stilisiert, den Aufbau ab, der als Sinnbild der Soldaten des Weltkrieges von einem Stahlhelm, der auf einem Eichenlaubkranz ruht, bekrönt ist. An drei Seiten des Mittelteils tragen die Tafeln eingemeißelt die Namen der 22 Gefallenen Frohnauer Bürger. Die vierte vordere Tafel, dem Zentrum Frohnaus zugewandt, wurde mit einem Zitat von Theodor Körner versehen. Da die Inschriften aufgrund Absandung und Verwitterung kaum noch lesbar sind, haben die Tafeln mit Abstand vorgelegte Acrylglasplatten erhalten, in die die ursprünglichen Inschriften eingraviert sind (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).
Kategorie
Schaffende/
Poser, Paul (Architekt:in)
1922
Datierungshinweise
Einweihung 1922, nach 1945 ergänzt
Objektgeschichte
Die Errichtung des Denkmals geht auf eine Initiative der Frohnauer Einwohnerschaft zurück, die auch die Finanzierung übernahm. Der Entwurf zur Ausführung wurde anhand eines Wettbewerbs unter fünf Teilnehmern ermittelt, die 12 Vorschläge einreichten. Ausgewählt wurde vom Denkmalausschuss ein Entwurf des Frohnauer Architekten Paul Poser. Am 17. September 1922 fand die feierliche Einweihung statt. Das Denkmal war den 22 aus Frohnau stammenden Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmet. Für den Standort wurde eine vom Gartendirektor Ludwig Lesser 1909-10 gestaltete kleine Platzanlage ausgewählt die am nördlichen Ende der Wiltinger Straße zum angrenzenden Erholungspark, heute Ludwig-Lesser-Park, überleitet. Der damalige Platz V hatte einen über kleine Freitreppen zugänglichen abgesenkten Sondergarten, eingefasst von Formhecken und Sitzbänken und ein in der Mitte aufgestelltes Kapitell aus dem 1893 abgerochenen Berliner Dom, das heute sich im Ludwig-Lesser-Park befindet. Das Denkmal von Poser fand auf der Nordseite des Platzes vor der Baumkulisse des Erholungsparks seinen Platz, repräsentativ auf einen Rasenhügel gestellt. An der Ausführung der Steinarbeiten soll Paul Poser als gelernter Steinmetz beteiligt gewesen sein. Nach 1945 kam es zunächst zu einer Würdigung auch der Opfer des Zweiten Weltkrieges. Die Gedenktafel wurde auf Veranlassung des „Grundbesitzer-Vereins Berlin-Frohnau e. V.“ am 5. Juli.1959 am Sockel angebracht, ohne die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs aufzunehmen. Allerdings fand eine Auseinandersetzung mit der kriegsverherrlichenden Aussage des Denkmals mit dem menschenverachtenden Satz des patriotischen Dichters Theodor Körner nicht statt. Erst 1995 brachte man an der oberen Sockelfläche eine weitere Tafel an, die mit Hinblick auf die Entstehungszeit des Denkmals das Körner- Zitat hinterfragt und den Betrachter zum Nachdenken auffordert. In den 2000er Jahren fanden eine Restaurierung des Denkmals und eine Herrichtung der Anlage einschließlich der Grünanlage nach historischem Vorbild mit Unterstützung des Frohnauer Grundbesitzervereins und des Bezirks Reinickendorf statt. Nach einer ersten Sanierung des Ehrenmals 2004 mit Hilfe von Schülern des Oberstufenzentrums Bautechnik I der Knobelsdorff-Schule kam es 2008 zu einer umfassenden Restaurierung. Sie fand im Rahmen einer Projektarbeit „Denk mal an Berlin“ mit Schülern der Carl-Benz-Oberschule und in Zusammenarbeit mit einem Restaurator und der Künstlerin Anna Zosig statt. Dabei wurde die Vermosung beseitigt und die stark verwitterten Inschriften, soweit es möglich war, wieder sichtbar gemacht. Um die Substanz des Muschelkalksteins zu schützen, wurden die alten Eintragungen mit Acrylglasplatten überdeckt, in die die ursprüngliche Schrift eingraviert wurde (vgl. Unser Frohnau. Zeitschrift der CDU Frohnau, März 2005, S.26; Dezember 2008, S.31.). Das Kriegerdenkmal befindet sich im Bereich des Gartendenkmals Straßen- und Grünflächensystem Frohnau (Jürgen Tomisch, Barbara Anna utz).
Maße
Verwendete Materialien
Muschelkalk (Materialarchiv) , Bayerischer
Inschriften
Inschrift (eingemeißelt)
Nordseite
»Fritz Retzlaff Tapiau / Otto Trier / Franz Damrau / Alfred Pausner / Ludwig Becker / Rudolf Gennert Nord Bonvillars / Friedrich Schwenteck La Neuville / Gustav Behrendt«
Inschrift (eingemeißelt)
Westseite
»Dr. Theodor Poppe Wirballen / Wilhelm Theiler Sarre / Paul Brandenburg Skole / Albert Gekel / Dr. Gustav Rudolphson Douai / Otto Schudowa / Johannes Klemm«
Inschrift (eingemeißelt)
östliche Seite
»Graf Ulrich von Schlieben Verdun / Graf Georg von Schlieben Fontenoy / Ewald Schmidt Clermont / Lothar Lehmann Chemin des Dames / Hermann Wilda Gavrelle / Rudolf Wilda Jasien / Wolfgang Eisermann Verdun«
Inschrift
Vorderseite
»Zum Opfertode für die/ Freiheit und die Ehre/ seiner Nation ist keiner/ zu gut, wohl aber sind/ viele zu schlecht dazu!/ Th. Körner 1813/ 1914 - 1918«
Bronzetafel (montiert)
Sockelfront
»DEN TOTEN/ DES ZWEITEN WELTKRIEGES/ ZUM GEDENKEN/ DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG«
Bronzetafel (montiert)
»Zum Gedenken an die Kriegsgefallenen des 1. Weltkrieges wählt man bei Errichtung des/ Denkmals im Jahre 1922 diesen Spruch des Dichters Theodor Körner (1791-1813), der/ im Alter von 21 Jahren in den Befreiungskriegen 1813/1815 fiel. Angesichts der Opfer/ zweier Weltkriege muß diese Inschrift die heute Lebenden zum Nachdenken aufrufen.«
Zustand
Vollständigkeit
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