Die Brunnenanlage ist, wie für barockisierende Brunnenanlagen aus der späten Kaiserzeit nicht unüblich, wie eine Bühne inszeniert. Ein langes Becken schwingt nach vorne zum begrünten Platz bogenförmig aus. Der Beckenboden ist aus Beton gefertigt. Die Beckenränder sind aus gelblichem Granit gearbeitet, teils massiv, teils als Platten zur Verkleidung der Betonarchitektur. Zwei rechteckige flankierende Sockel tragen Steinschalen mit Wasserdüsen. Zum Becken hin sind an den Sockeln schwarz gefasste, wohl eiserne Löwenmasken als Wasserspeier angebracht, vielleicht Überreste des alten Brunnens oder diesen nachempfunden. In das rückwärtige Rund des auch hier bogig ausschwingenden Beckens ist ein hohes rundes Brunnenbecken mit hoch liegendem Boden eingeschoben. Auch hier verkleiden Granitplatten den Betonträgerbau. Der Beckenrand ist mit Granitplatten belegt und kragt vor. Im Zentrum des Beckens steht eine Brunnenschale mit hohem Fuß, darin wiederum über polygonalem Sockelfuß eine Säule aus Granit, die die aus Kupferblech gearbeitete Gruppe eines tanzenden Mädchenpaares zeigt. Eines der Mädchen hält einen Hund an der Leine. Die Plastik ist stilisiert und auch formal abstrahiert gebildet. Sie adaptiert das Motiv der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brunnenfigur von Heinrich Mißfeldt, die eine Personifizierung von zwei Figuren namens „Mining“ und „Lining“ aus Fritz Reuters bekanntem mundartlichen Roman „Ut mine Stromtid“ darstellte. Unterhalb der Figurengruppe sind vier Wasserspeier angebracht, aus denen bei Betrieb das Wasser in die Schale und von dort vorhangartig in die runde Brunnenschale läuft. Von hier wird das Wasser in das große Becken geleitet, das auch durch die Wasserzuläufe an den Flankensockeln Wasser erhält. Das rückwärtige Rund des großen Beckens wird von einem schmiedeeisernen Gitter gegen die dahinterliegende Pflanzfläche und die aus Stahl gefügte Pergola des Umganges abgegrenzt (Jörg Kuhn).
Standort
Kategorie
Epoche
Schaffende/
Fromlowitz, Peter (Künstler:in)
1988-1992
Fa. H. Noack (Gießerei)
Objektgeschichte
Am 14. Juni 1914 wurde zur Erinnerung an den Schriftsteller und Mundartdichter Fritz Reuter (1810-1874) auf dem Fritz-Reuter-Platz für etwa 18.400,- Mark ein Brunnen aufgestellt. Der Bildhauer Heinrich Mißfeldt entwarf den Brunnen 1913 und schuf insbesondere hierfür die Figurengruppe „Liening“ und „Miening“, zwei Gestalten aus dem Werk Reuters. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Brunnen weitgehend zerstört. Der Bildhauer Karl Wenke schuf zwischen 1949 und 1950 unter Verwendung der erhaltenen Brunnenschale von Mißfeldt einen neuen Brunnen. Dieser Brunnen wurde nun in einem runden Pflanzbeet aufgestellt und zwar ohne den „Brunnenstock“ und ohne figürlichen Schmuck. Karl Wenke wurde dann damit beauftragt, den Brunnen mit einer Figur zu schmücken. Als Bekrönung wählte er 1957 eine sitzende Mädchenfigur aus Muschelkalkstein. Der durch Vandalismus in den 1970er und 1980er Jahren stark beschädigte Brunnen wurde um 1988 abgetragen und die Überreste in der Hasenheide gelagert. Die Mädchenfigur wurde auf dem Kinderspielplatz des Fritz-Reuter-Platzes aufgestellt. In formaler Anlehnung wurde nach Entwurf von Peter Fromlowitz ein neuer Brunnen aus Beton und gelblichem Granit bis 1992 geschaffen. Dieser wurde von der kupfernen Figurengruppe zweier tanzender Mädchen bekrönt. An den alten Brunnen, an dessen im Durchmesser sieben Meter messenden Beckenschale acht Wasserspeier Wasser in das Brunnenbecken spien, erinnern am neuen Brunnen zwei eiserne Löwenkopfspeier, die an den zum Becken gerichteten Seiten der Flankenpodeste mit den Springbrunnenschalen angebracht sind. Unter Verwendung der alten Teile des Fritz-Reuter-Brunnens wurde 1992-1993 vor dem Neuköllner Rathaus ein neuer Brunnen errichtet (Jörg Kuhn).
Maße
Verwendete Materialien
Granit (Materialarchiv) , gelblich
Beton (Materialarchiv)
Kupferblech (Gruppe)
Brunnentechnik
Eisen (Materialarchiv)
Schmiedeeisen (Gitter)
Inschriften
Inschrift
an der Brunnensäule
»FRITZ / REUTER / *7.11.1810 / +2.7.1874«
Zustand
Vollständigkeit
Wenn Sie einzelne Inhalte von dieser Website verwenden möchten, zitieren Sie bitte wie folgt: Autor*in des Beitrages, Werktitel, URL, Datum des Abrufes.