Königin Luise-Denkmal

Königin Luise-Denkmal

Foto: Susanne Kähler, 2003, CC-BY-4.0

Das Denkmal zeigt das Standbild der Königin Luise auf einem mehrzonigen Rundsockel über polygonaler Standplatte über Granitunterbau. Auf der Rückseite des Rundsockels ist eine Inschrift zu lesen. Der Rundsockel weist eine reich gestaltete, umlaufende Reliefzone auf. Die Sockelreliefs stellen Szenen aus den sogenannten Befreiungskriegen 1813/15 dar, die in allegorisch überhöhter Form Abschied, Barmherzigkeit, Trauer und Freude über das Wiedersehen nach erfolgreich geführtem Kampf symbolisieren. „Mindestens zwei der Szenen betitelte Encke eigenständig als Gruppen ‚Abschied’ und ‚Wiedersehen’“ (Ausst.-Kat. Ethos und Pathos, 1990, Bd. 1, S. 94). Bei den Reliefs ist insbesondere die Rolle der Frau, Mutter und Braut im Zusammenhang mit dem Wohle des staatlichen Gemeinwesens und des Krieges herausgestellt. Inhaltlich sind die vier Themenbereiche jedoch traditionell aufgefasst, was ein Vergleich mit den sogenannten Kriegergruppen der ehemaligen Königsbrücke (Objekt-Nummern 12-15) aus der Zeit von 1864/70 verdeutlicht. Das Standbild auf runder Plinthe zeigt die Königin in quasi halbprivater Auffassung, nämlich sowohl als mütterliche Frau und als Herrscherin. „Die Figur ist in verhaltener Schlichtheit gegeben. Encke bemühte sich um eine Auffassung, die, weg von der junoisch empfundenen Luise Christian Daniel Rauchs, eine modern-realistische Variante bot. Er zeigte die Landesmutter im seidenen Empirekleid mit Spitzenschleier“ (Sibylle Einholz; vgl. Ausst.-Kat. Ethos und Pathos, 1990, Bd. 1, S. 94). Die ponderierte Stellung der Beine ist unter dem schweren Gewand weitgehend verborgen. Allein das Knie des linken Spielbeins zeichnet sich deutlicher ab. Die rechte Hand der Königin greift in Brusthöhe zum hier zusammengeführten Brusttuch, die Linke greift in die Falten der lang herabwallenden und über den Plinthenrand reichenden Schleppe. Der Kopf ist leicht geneigt und zur Seite gewendet. Die Standfigur besticht durch die geschlossene Kontur und verleiht dem Abbild Würde und Ruhe. Das Denkmal wird von einem polygonalen, mit Rosen bepflanzten Schmuckbeet umgeben. Das Beet ist von grauen Granitschwellen über oktogonalem Grundriss eingefasst. Die Schwellen tragen das aufwändige, in neubarocken Formen gestaltete Schmuckgitter. Das Gitter mit seiner schwarzglänzenden Lackierung kontrastiert effektvoll mit dem Weiß des Denkmals und der Beetbepflanzung. Der Denkmalplatz, von Norden her (also vom Ahornsteig) über eine von gerundet verlaufenden Mauerkompartimenten flankierten, dreistufige Treppenanlage aus Granit zu betreten, ist mit einer wassergebundenen Deckung versehen. Der Denkmalplatz wird von einem dreiseitigen, schmalen Rasenband eingefasst, das vor einer Pflanzung aus Rhododendrenbüschen, Azaleen, Buchsbaum usw. hinterfangen wird. Vereinzelt haben sich in der Denkmalumgebung alte Bäume erhalten, die in die 1986-1987 erfolgte Rekonstruktion der historischen Platzgestaltung effektvoll mit einbezogen worden sind. (Susanne Kähler/Jörg Kuhn)

Fakten

Kategorie

Denkmal   

Bezirk/Ortsteil

unbekannt

Werkdaten

Schaffende/Datierung

Encke, Erdmann (Bildhauer:in)
1876-1880

Datierungs­hinweise

Einweihung: 10.03.1880; 1982 Original deponiert und 1986 durch Kopie ersetzt, 1987 Gitter rekonstruiert, am 13. Juni 2013 Wiederaufstellung des originalen Standbilds im Großen Tiergarten

Objekt­geschichte

1809 ließen die Bewohner des Tiergartens auf der Kleinen Luiseninsel durch Johann Gottfried Schadow ein kleines Gedenkmal, einen blumenbekränzten Zippus mit bekrönender Schale, aufstellen. Das kleine Monument war dem Gedenken an Königin Luise gewidmet, die sich hier öfters aufgehalten haben soll. Das Gedenkmal verschwand schon im 19. Jahrhundert. Der Bildhauer Erdmann Encke, von 1860-1865 Schüler der Berliner Akademie und in der Werkstatt von Albert Wolff, erhielt 1876 von Verehrern der Königin Luise (1776-1810; reg. 1797-1810) den Auftrag, für das von Drake 1849 für den Tiergarten geschaffene Denkmal König Friedrich Wilhelms III. ein Pendant zu schaffen. Gestalterische Vorgabe an den Künstler war denn auch die Orientierung am Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. Encke hat sich besonders bei der Gestaltung des Sockels daran gehalten und auch die Königin analog als Standbild verewigt. Die Auftraggeber des Königin Luise-Denkmals widmeten das Monument ihrem Sohn, dem seit 1871 als Deutscher Kaiser Wilhelm I. regierenden preußischen König, zu seinem 80. Geburtstag am 22. März 1877. Zum 104. Geburtstag der Königin, am 10. März 1880, konnte das Monument feierlich auf einer Tiergarteninsel eingeweiht werden. Das Schmuckgitter wurde erst nach der Einweihung aufgestellt (vgl. Photographie von Hermann Rückwardt in: Das kaiserliche Berlin; Erstveröffentlichung 1886, auszugsweise Neupublikation 1980). Der Sockelfries vom Denkmal für Königin Luise fand im Übrigen beim 1880, also zeitgleich errichteten „Germania“-Denkmal im Kleinen Tiergarten, ein Werk des bei Rudolf Siemering ausgebildeten Bildhauers Richard Neumann (1848-?), eine exakte Wiederholung. Auch die Germania war in Anlehnung an Enckes Standbild der Königin Luise gestaltet. Das „Germania“-Denkmal wurde vermutlich im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen, der Rest nach 1945 beseitigt. Der Aufstellungsort des Denkmals der Königin Luise war durch das Vorhandensein der Kleinen Luiseninsel (heute Standort des Denkmals „Jung-Wilhelm“ von 1904), einem der angeblichen Lieblingsaufenthalte der Königin, und durch das heute dem Luisendenkmal gegenüberstehende Denkmal ihres Gemahls vorbestimmt. Die aufwändige gartenarchitektonische Gestaltung des Denkmalumfeldes unternahm Eduard Neide (1818-1883). Im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal vergleichsweise wenig beschädigt, jedoch das Gitter abgebaut und eingeschmolzen. Die aufwändige gartenarchitektonische Gestaltung der Großen Luiseninsel wurde nach 1945 nicht wiederhergestellt, so dass das Denkmal mitten auf einer ungegliederten Wiese stand. Das Denkmal der Königin Luise, durch Vandalismus und Verwitterung stark gefährdet, wurde um 1982 ins Lapidarium am Landwehrkanal verbracht und 1982/1983 am originalen Standort durch eine Zementkopie ersetzt. Das zuerst nicht mit abgeformte Sockelrelief wurde wenig später ebenfalls abgeformt und der Kopie im Tiergarten hinzugefügt. Die ausnehmend prächtige schmiedeeiserne Gittereinfassung mit glänzender schwarzer Lackierung wurde bis 1987 nach historischen Photographien durch die Metallrestaurierungswerkstatt Winkelhoff rekonstruiert (vgl. u.a.: Klaus von Krosigk: "Königin Luise im Berliner Tiergarten, in: MuseumsJournal, 24. Jg. 2010, Heft 1, S. 21-23). Ebenfalls wiederhergestellt nach historischen Plänen und Abbildungen wurde die gärtnerische Anlage der Denkmalumgebung. 2013 kehrte das restaurierte, originale Standbild der Königin Luise wieder in den Großen Tiergarten und an den originalen Aufstellungsort zurück (Wiedereinweihung durch das LDA Berlin, Gartendenkmalpflege, am 30.10.2013), die Kopie wurde in der ständigen Ausstellung "Enthüllt" in der Zitadelle Spandau untergebracht (vgl.: Helmut Caspar: "Restauriertes Luisendenkmal zurückgekehrt", in: Berliner Woche vom 08.07.2013 - https://www.berliner-woche.de/mitte/profile-101/helmut-caspar?type=article, abgerufen am 16.04.2019) (Jörg Kuhn).

Verwendete Materialien

Marmor (Denkmal) (Materialarchiv)
Granit (Sockelunterbau) (Materialarchiv)
Schmiedeeisen (Gitter)

Inschriften

Inschrift (gemeißelt)
am Sockel, Rückseite
»ZUM ANDENKEN / DER KÖNIGIN / LUISE / VON IHREN VEREHRERN / DEM KAISER / WILHELM / ZUM 22.ten MAERZ 1877 / GEWIDMET«

Bezeichnung (gemeißelt)
am Sockel
»Erdmann Encke fec. 1876-1880«

Zustand

alt geflickt (Denkmal, 2013)

Vollständigkeit

vollständig, nach Sanierung 2012


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