Bei dem 1986 enthüllten Gedenkmal handelt es sich um eine konstruktive Pfeilerreihung über einer Standplatte „in Form eines Hauses oder Schiffes“ (Endlich, 1990, S. 165). Die Pfeiler sind so angeordnet, dass sich die abstrakte Form einer Menora (bezw. Chunukka-Leuchter) ergibt. Die oberen Enden der Pfeiler sind pultartig abgeschrägt. Die abgeschrägte Fläche des mittleren Pfeilers ist dem vom Wullenwebersteig kommenden Besucher zugewandt, während die abgeschrägten Flächen der anderen Pfeiler jeweils in Richtung des Mittelpfeilers gewendet sind. Das Gedenkmal weist deutsche und hebräische Inschriften auf. Wenige Schritte von dem zentralen Denkmal von 1986 ist eine rechteckige geringstarke Metallstele aufgestellt, die formal die traditionelle Form jüdischer Grabzeichen aufnimmt. Die Stele trägt durch das Metall gestanzte Lettern, angeordnet in drei Inschriftenblöcke, deren Inhalt gleichlautend ist. Die obere Inschrift ist in Hebräisch (mit hebräischen Schriftzeichen) verfasst, die linke Inschrift darunter in englischer Sprache, die rechte in deutscher Sprache (in lateinischen Lettern) (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Standort
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Seibert, Georg (Künstler:in)
1985-1986
Datierungshinweise
Einweihung: 25.06.1986, erweitert 1989, zweite Einweihung: 17.09.1989
Objektgeschichte
Mahnmal für die Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel). Zum 100. Jahrestag der offiziellen Anerkennung der Gemeinde von 1885 veranstaltete der damalige Bezirk Tiergarten (heute Bezirk Mitte von Berlin) im Jahre 1985 eine Gedenkfeier und die Alternative Liste (AL) beantragte in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV Tiergarten) die Errichtung eines Erinnerungsmales am Standort der 1924 eingeweihten Gemeindeeinrichtungen in der Straße Siegmundshof 11. Mehrere Künstler wurden um Gestaltungsvorschläge gebeten. Der Planungsbeauftragte der BVV ließ sich vom Konzept des Bildhauers Seibert überzeugen. Auftraggeber war der Bezirk Tiergarten, nicht „Adassianer“. Der Geschäftsführer der um Wiederanerkennung ringenden „Adassianer“, Mario Offerberg, „schaltete sich erst während der Koordinationsphase ein“ (Hausmann, 1997, S. 273). Die Finanzierung erfolgte aus Landes- und Bezirksmitteln. Die feierliche Einweihung erfolgte am 25. Juni 1986. Nach dem Fall der Berliner Mauer bemühte sich die Adass-Jisroel-Gemeinde um Rückübertragung ihres Eigentums in der ehemaligen Artilleriestraße (heute: Tucholskystraße) in Berlin-Mitte. Aus Anlass des in Aussicht stehenden Wiederaufnahme des Gemeindebetriebs am angestammten Ort in der Tucholskystraße 40 (im Dezember 1989) wurde das 1986 errichtete Denkmal bereits am 17. September 1989 um eine Inschriftenstele erweitert (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Maße
Verwendete Materialien
Inschriften
Inschrift
Pfeiler der Südseite
»RABBINAT VON / ADASS JISROEL / RABB DR ESRA MUNK / RABB DR MEIER / RABB DR HERMANN / KLEIN«
Inschrift
Pfeiler der Südseite
»BERLIN NW 87 / SIEGMUNDSHOF 11 / VOLKS-& GRUNDSCHU / LE OBERLYZEUM / REALGYMNASIUM / SCHÜLERHORT / SYNAGOGE«
Inschrift
Pfeiler der Südseite
»REKTOREN / MAX SINASOHN / GRUNDSCHULEN / DR NACHMAN SCHLE / SINGER OBERSCHULEN«
Inschrift
Pfeiler der Südseite
»BERLIN CHARL 4 / KAISER- / FRIEDRICH STR 66/67 / GOETHEPARK 3. GE / MEINDE SYNAGOGE«
Inschrift
Pfeiler der Südseite, pultartige Schräge oben
»hebräische Inschrift«
Inschrift
Pfeiler der östlichen und der westlichen Schmalseite
»ISRAELITISCHE SYNA / GOGEN-GEMEINDE / (ADASS JISROEL) ZU / BERLIN / ALS AUFGEKLÄRTE / ORTHODOXE GEMEIN / DE 1869 VON / RABBINER DR ESRIEL / HILDESHEIMER / MITBEGRÜNDET / HIER WURDEN AM / JÜDISCHEN NEUJAHR / 5685 (1924) DAS / SCHULWERK UND / EINE SYNAGOGE EINGE / WEIHT / 1939 WURDEN ALLE / GEIMEINDEEINRICH / TUNGEN VON DEN NA / ZIS ZERSCHLAGEN / MITGLIEDER LEH / RER UND SCHÜLER / WURDEN ENTRECHTET / UND GEQUÄLT VIELE / VERSCHLEPPT UND / UMGEBRACHT / DAS ANDENKEN DER / GERECHTEN SEI / GESEGNET / BERLIN 25 JUNI 1986«
Inschrift
Pfeiler der Nordseite
»BERLIN N 24 / ARTILLERIESTR 31 / SYNAGOGE VERWAL / TUNG RITUELBÄDER / RELIGIONSSCHULE / RABBINERSEMINAR / ZU BERLIN«
Inschrift
Pfeiler der Nordseite
»BERLIN N 24 / ELSASSER STR 24 / GEMEINDEEIGENES / “ISRAELITISCHES / KRANKENHEIM“ & / “ALTERSHEIM“«
Inschrift
Pfeiler der Nordseite
»FRAUEN- & WOHL / FAHRTSVEREIN / PATENSCHAFTSKOMI / TEE DES SCHULWERKS / FERIENHEIM / BEERDIGUNGS / BRUDERSCHAFT«
Inschrift
Pfeiler der Nordseite
»BERLIN WEISSENSEE / WITTLICHER STR / FRIEDHOF DER GE / MEINDE / ADASS JISROEL«
Bezeichnung
am Objekt, Nordseite, liegende Eisenbalken
»GEORG SEIBERT / 1985/86«
Inschrift
an der Stele nahe des Mahnmals
»GEDENKE! Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass / Jisroel) zu Berlin: Als aufgeklärte orthodoxe / jüdische Gemeinde 1869 gegründet, Dr. Esriel / Hildesheimer war ihr erster Rabbiner. Hier, in / Siegmundshof 11, wurden am jüdischen / Neujahr 5685 (1924) das Schulwerk und eine / Synagoge eingeweiht. 1939 wurde alle / Gemeindeeinrichtungen von den Nazis / zerschlagen. Mitglieder, Lehrer und Schüler / wurden entrechtet und gequält, viele sind / verschleppt und umgebracht worden. / Das Andenken der Gerechten sei gesegnet! Seit dem 18. Dezember 1989 ist die / Israelitische Synagogen-Gemeinde / (Adass Jisroel) zu Berlin, K.d.ö.R., / religiös, kulturell und sozial zum Wohle des / jüdischen Lebens und der Stadt in ihrem / angestammten Gemeindehaus in / Berlin-Mitte Tucholskystr. 40, / wieder tätig. / 17. September 1989 / 26. Elul 5758«
Zustand
Vollständigkeit
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