Auf den aus schweren Basaltblöcken mit leicht konischem Kantenverlauf gefügten Endstücken der beiden Brüstungen der Moabiter Brücke stehen die vier Bärenfiguren von Anlauf in spiegelsymmetrischer Anordnung bei sonst gleicher Formulierung. Die Figuren zeigen eine sehr graphisch aufgefasste, den Tierkörper jeweils in eine sehr kompakte, vergleichsweise gering tiefe, gerundete Grundform eingebundene Gestaltung. Auf eine „natürliche“ Darstellung wurde bewusst verzichtet. Die insgesamt sehr flächigen Figuren zeigen ein großes Maß an Abstraktion, jedoch handelt es sich bei den Figuren eindeutig erkennbar um Bären, die, den flach in die restliche Oberfläche eingebundenen, quasi halslosen Kopf neugierig zur Fahrbahnseite gewendet halten (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Kategorie
Epoche
Bezirk/Ortsteil
Schaffende/
Anlauf, Günter (Künstler:in)
1981
Fa. Schöning (Gießerei)
Datierungshinweise
Einweihung am 2.11. 1981
Objektgeschichte
Ersetzen die im Krieg zerstörten Brückenkopf-Bären von Begas, Boese, Götz und Piper, von 1894. Die im Verlauf der heutigen Bartningallee und der nördlich daran anschließenden, auf die Ev. St. Johannis-Kirche zuführenden Kirchstraße die Spree überquerende Moabiter Brücke hatte verschiedene Vorgängerbauten. Die erste nachweisbare Brücke, eine hölzerne Zugbrücke, stiftete 1821 der Königliche Hofrat Pierre Ballif. Diese offenbar nicht sehr haltbare Brücke wurde 1840 durch eine hölzerne Klappenbrücke ersetzt, 1868/1869 durch eine hölzerne Jochbrücke mit 13 Öffnungen. Im Auftrag des Magistrats von Berlin entwarfen und realisierten die Architekten Friedrich Krause (1856-1925) und C. Bernhard 1893-1894 die heutige Brücke in schweren neoromanischen Formen. Während die Bogenwölbungen aus Klinkerstein errichtet wurden, wurde die von der Spree und von der Straße aus sichtbare Architektur mit schwarzgrauer Basaltlava teils verkleidend. Teils massiv ausgeführt. Die vier Endstücke der beiden Brüstungsgeländer wurden als hohe, von romanisierenden Säulchen betonte, zweistufige Sockel aisgebildet, die jeweils einer bronzenen Bärenfigur als Podeste dienten. Die Bären waren in natürlicher Haltung auf ihren vier Beinen stehend formuliert. Sie hielten ihre Köpfe jeweils flusswärts zur Seite gewendet. Die Bildhauer dieser vier krass realistischen, neubarocken Tierplastiken gehörten zum künstlerischen Umkreis von Reinhold Begas (1831-1911). Wie schon bei der zwischen 1888 und 1891 errichteten Moltke-Brücke waren hier verschiedene Bildhauer beauftragt, nämlich Carl Begas (1845-1916), Johannes Boese (1856-1917), Carl Piper (1856-1914) und Johannes Götz (1865-1934). Die vier Bärenplastiken wurden während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen, die Brücke beschädigt. 1948-1950 erfolgte der Wiederaufbau der Brücke. Dabei wurden die vier oberen Sockel an den Endpunkten der Brüstungen beseitigt. Die innerhalb der Berliner Bevölkerung sehr populären Bärenfiguren, die das Berliner Wappentier in „natürlicher“ Form wiedergegeben hatten, wurden nicht neu geschaffen. „Erst nach wiederholten Anfragen seitens der Bevölkerung wurde (1979, d. Verf.) ein Künstlerwettbewerb für einen neuen Brückenschmuck ausgeschrieben. Die eingereichten Entwürfe zeigten zumeist spielende und sitzende Bären. Eine Jury entschied sich Anfang 1980 für den Entwurf von Günter Anlaufs, der vier schreitende Bären in archaisierender Form vorgeschlagen hatte. Diese wurden in Eisen von der Firma Schöning gegossen und am 2. November 1981 aufgestellt“ (Weinland, 1994, S. 186) (Jörg Kuhn, Susanne Kähler).
Verwendete Materialien
Eisen (Materialarchiv) , gefasst
Zustand
Vollständigkeit
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