Der Sämann

Der Sämann

Loeperdenkmal, Loeper-Denkmal
Foto: Nicola Vösgen, 2019, CC-BY-4.0

Auf dem ehemaligen Dorfanger in der Möllendorffstraße (der Name lautete von 1976 bis 1990 Jacques-Duclos-Straße), dem heutigen Loeperplatz (der Name lautete von 1890 bis 1914 Wilhelmplatz) steht nördlich der Alten Pfarrkirche Lichtenberg das Denkmal mit der Darstellung eines Sämanns. Über einem niedrigen Sockel erhebt sich ein massiver, hochrechteckiger Unterbau, der aus zwei Steinblöcken zusammengefügt ist. Darauf schreitet ein Sämann mit breitkrempigem Hut energisch voran. Der barfüßige Mann ist bekleidet mit locker fallender Arbeitskleidung, Hemdsärmel und Hosenbeine sind aufgekrempelt. Mit der linken Hand hält er den Saatgutbeutel, der von dem über die Schulter verlaufenden Stoffband und einem Hüftgurt getragen wird. Mit der weit nach hinten ausholenden rechten Hand verteilt er das Saatgut. Auf der nördlichen Seite des oberen Blocks ist eine hochrechteckige Aussparung zu erkennen (Nicola Vösgen).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
UnbekanntBildhauer_In1915
Objektgeschichte
Das vermutlich um 1915 errichtete Standbild "Der Sämann" trug ursprünglich an seiner langen Hauptseite das Bronzeporträtrelief für Martin Friedrich Loeper (1791-1874) oder Julius Loeper. Der Wilhelm-Platz der alten Lichtenberger Dorfaue erhielt 1914 den Namen Loeperplatz, in Erinnerung an die bekannte ortsansässige Großbauernfamilie und ihre Repräsentanten. Die darauf stehende Figur eines über einen gefurchten Acker ausschreitenden Sämann steht vermutlich überpersönlich für das Wirken der Bauern in alter Zeit. Das Reliefporträt ist nicht mehr am Sockel vorhanden. Wie viele Standbilder in Berlin reizt auch der Sämann offenbar zu einer mehr oder weniger sinnvollen künstlerischen Auseinandersetzung. (Zu einer "Kunstaktion" im Jahr 2013 siehe: Monika Arnold: "Des Sämanns neue Kleider", in: Webarchiv.org; abgerufen am 5. Januar 2019) (Jörg Kuhn). Das Denkmal erinnert an den ehemaligen Großbauern Julius Loeper. Für das Denkmal, werden in der Literatur und in den Listen der Kunstwerke in Lichtenberg unterschiedlichste Datierungen zwischen 1914 und 1935 vorgeschlagen. Die Familie Loeper (teilweise auch Löper) war im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine einflussreiche Gutsbesitzerfamilie in Lichtenberg. Martin Friedrich Loeper (10.09.1773 – 1868) hatte von 1844 bis 1861 das Amt des Dorfschulzen in Lichtenberg inne und war für die Regelung sämtlicher Gemeindeangelegenheiten zuständig. Sein jüngerer Sohn Carl Loeper (vollständiger Name: Johann Friedrich Carl, 21.05.1830 - 11.04.1902) verstarb bereits 1902. Sein älterer Sohn Julius Loeper (vollständiger Name: Friedrich Karl Julius Loeper, 29.08.1824 - 16.08.1910), der vermutlich unverheiratet blieb, hatte der Stadt Lichtenberg 1909 ein 5 Hektar großes Grundstück in der Ruschestraße im Wert von rund 800.000 Mark unter der Auflage vermacht, dass von dem Verkauf dieses Grundstücks die Dorfaue in der heutigen Möllendorffstraße, dem bisherigen Wilhelmplatz, als Schmuckplatz umgestaltet und zum Loeperplatz umbenannt wird (vgl. Die Gartenwelt, 8. Jg., H. 47, 20.11.1909, S. 564). Die Planungen für die Umgestaltungen begannen 1910 nach dem Tod von Julius Loeper. Im Verwaltungsbericht von 1910 ist zu lesen: „Die ehemalige an der Möllendorffstraße liegende Dorfaue soll dem Vermächtnis des verstorbenen Rentiers Julius Löper zufolge freigelegt und in einen öffentlichen Schmuckplatz umgewandelt werden, der den Namen Löperplatz führen soll. Wegen seiner großen Ausdehnung sind mehrere Wege entworfen, die ihn nach allen Richtungen durchkreuzen und einen geeigneten Zugang zur Kirche gewähren. Etwa in der Mitte dieser Anlagen ist ein kreisrunder Platz vorgesehen, auf welchem die Büste des Stifters dieses Platzes aufgestellt werden soll“ (vgl. Verwaltungs-Bericht der Stadt Berlin – Lichtenberg, Ausgabe 2.1909/1911, S. 55-56). 1914 wurde der Wilhelmplatz in Loeperplatz umbenannt, was darauf hinweisen könnte, dass die Umgestaltung des Platzes in diesem Jahr abgeschlossen und das Loeper-Denkmal bereits aufgestellt worden war. Auch im Adressbuch Berlin wird unter der Rubrik Gedenktafeln u.a. eine Gedenktafel für „Loeper“ auf dem „Loeperplatz an der Pfarrkirche“, in „Muschelkalk mit Bronzetafel, 1914“ erwähnt (Adressbuch Berlin, 1929, T. III, S. 253). Es muss davon ausgegangen werden, dass mit dieser Beschreibung das Denkmal mit der Bronzetafel gemeint war, da keine weitere Erinnerungstafel an Loeper überliefert ist. Die anfangs geplante Aufstellung einer Büste des Stifters ist offenbar im Verlauf der weiteren Planungen zu der Ausführung des heute vorhandenen Sämanns geändert worden. Auf historischen Fotos ist zu erkennen, dass das Denkmal ursprünglich südlich der Wegekreuzung der beiden halbkreisförmig gegeneinander versetzten Wege auf der nördliche Platzhälfte stand und von einem runden Beet mit niedrigen Sträuchern umgeben war. Ein Foto zeigt auch das ehemals in die Nordseite des Unterbaus eingelassene hochrechteckige Portraitrelief: das Brustbild eines älteren Mannes im Dreiviertelprofil, der mit einem Gehrock bekleidet ist. Unterhalb des Portraits steht die Inschrift „JULIUS LOEPER“. (Heimatmuseum Lichtenberg, Fotosammlung), auf der Rückseite handschriftlich vermerkt „errichtet zu Anfang des Jahres 1915“). (Nicola Vösgen).
Maße
UnterbauHöhe0.27 m
UnterbauBreite1.7 m
UnterbauTiefe1.2 m
Stele untenHöhe0.6 m
Stele untenBreite1.4 m
Stele untenTiefe0.95 m
Stele obenHöhe1.32 m
Stele obenBreite0.98 m
Stele obenTiefe0.73 m
ReliefnischeHöhe0.74 m
ReliefnischeBreite47 m
Verwendete Materialien
gesamtSandstein
ReliefBronze, am Ort nicht mehr vorhanden
UnterbauZiegel
UnterbauZement
Technik
reliefporträtgegossen
Sockelbehauen
Figurgemeißelt
gesamtzusammengefügt
ZustandZeitpunkt
gesamtverwittert2019
gesamtbiogener Bewuchs2019
gesamtalt geflickt2019
Unterbaurissig2019
UnterbauAbplatzungen2019
Unterbaubemoost2019
Vollständigkeit
unvollständigRelieftafel mit Porträt fehlt

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 258. hier auf 1935 datiert
  • Goder, Ernst: Plastiken, Denkmäler, Brunnen in Berlin: Gesamtverzeichnis, Katalog, Berlin, 1993, S. 29.
  • Brösicke-Istok, Sylvia: Plastiken, Denkmäler und Brunnen im Bezirk Lichtenberg, Berlin, 1993, S. 28.

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