Kriegerdenkmal

Kriegerdenkmal

Foto: Jürgen Tomisch und Barbara Anna Lutz, 2020, CC-BY-4.0

Das auf der Dorfaue Tegel befindliche Mahnmal der Opfer beider Weltkriege setzt sich aus zwei Teilen zusammen: einem breit gelagerten Muschelkalksteinsockel des Kriegerdenkmals von 1934 für die Gefallenen Tegeler Bürger des Ersten Weltkrieges und den Zutaten für die Umwidmung zu einem Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege und der Gewalt nach 1945. Der tischähnliche gestufte Sockel, auf dem einst ein bronzener „erwachender Löwe“ (Quelle: Bildwerke. In: Berliner Adressbuch 1936, S.168. https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1936/4133/) ausgestreckt lag, ist aus großen Steinquadern zusammengefügt. An die Stelle des Löwen trat wohl in den 1950er Jahren ein skulpturaler Aufsatz in Muschelkalk, der ein mit dornenkronenartigen Zacken umgebenes Eisernes Kreuz zeigt, das von den Daten beider Weltkriege – 1914-1918 und 1939-1945 – umfasst ist. Die Umwidmung für die Gefallenen beider Weltkriege machte aus dem Rest des Kriegerdenkmals eine grabähnliche Erinnerungsstätte. Zusätzlich wurden vermutlich Ende der 1980er Jahre (vgl. Schlickeiser, 2006, S. 15) auf der Vorderseite des Sockels in Richtung der Dorfkirche zwei bronzene Tafeln angebracht (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Isenbeck, LudwigKünstler_In1934
Datierungshinweise
1934: Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg nach 1945: Umgestaltung Mahnmal Opfer der Kriege und Gewalt
Objektgeschichte
Am 21.10.1934 fand die Einweihung des Kriegerdenkmals für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bürger Tegels statt (vgl. Pauls/ Tessendorf Hrsg.,1937, S. 456f.). Das von dem Berliner Bildhauer Ludwig Isenbeck geschaffene Denkmal bestand aus einem erwachenden bronzenen Löwen, der auf einem Muschelkalksteinsockel lag. Seitlich befanden sich auf dem Boden zwei langgesteckte Bronzetafeln mit den 604 Namen der Gefallenen aus Tegel (Heute befinden sich in der Eingangshalle der Dorfkirche Tegel zwei Ehrentafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges). Das Denkmal wurde in die Längsachse der Dorfkirche, westlich des Eingangsportals, gesetzt. Bereits 1922 hatte Isenbeck an einem Wettbewerb des Kriegervereins Tegel für ein Denkmal teilgenommen und war mit einem zweiten Preis prämiert worden (Quelle: "Der Baumeister", 1922, Heft 8/9 Beilage B 53f). Sein Entwurf, der an vier Ansichtsflächen Tafeln in Eisenguss mit Inschriften und figürlichen Reliefs vorsah (Vorlage (Kunst) zur Beschlußfassung, betr. Errichtung eines Kriegerdenkmals auf der Dorfaue Tegel vom 8.12.1925. In: Vorlagen für die Stadtversammlung der Stadt Berlin 1926, Nr. 1 S. 1 f.), wurde 1927 von der Berliner Stadtverordnetenversammlung abgelehnt (vgl. Saehrendt, 2004, S. 38 f.). Sein neuer bildhauerisch aufwändigerer Entwurf kam erst nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1934 zur Ausführung. Teil des Denkmals war eine umlaufende Inschrift: Hört es, denn alles andere ist Lüge. Kein Mann gedeihet ohne Vaterland. Das Zitat wurde aus einer Strophe des Gedichts „Abschied“ (1853) von Theodor Storm (Quelle: https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/Storm/abschie1.htm.) entnommen: Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen Wiege Auch noch auf diesem teuren Boden stand, Hör mich! – denn alles andere ist Lüge – Kein Mann gedeihet ohne Vaterland! Nach 1945 kam es zu einer Umwidmung und Neufassung des Denkmals, das seinen Löwen im Krieg verloren hatte. Zunächst wurde wohl in den1950er Jahren durch ein obenauf gesetztes dornenkronenartig eingefasstes Eisernes Kreuz mit den Jahreszahlen der Weltkriege den Gefallenen beider Kriege gewürdigt. Dabei blieb die reaktionäre Inschrift am Sockel unkommentiert bestehen. Auch die folgende Erweiterung zu einem Mahnmal für alle „Opfer der Kriege und Gewalt“ Ende der 1980er Jahre ließ den von Theodor Storm stammenden Sinnspruch unreflektiert. (Jürgen Tomisch, Barbara Anna Lutz)
Maße
gesamtHöhe1.22 m
Breite2.07 m
Tiefe2.09 m
Verwendete Materialien
gesamtMuschelkalk
Technik
gesamtgehauen
Inschriften
Inschriftentafeln (aus Bronze geformte (erhabene) Lettern auf Bronze Tafeln)
am Objekt
DEN OPFERN / DER KRIEGE UND DER GEWALT
Lettern (eingemeißelt in den Muschelkalkstein)
am Sockel, umlaufend
HOERT ES, (rechte Seite) DENN ALLES ANDERE (Rückseite) IST LUEGE: (linke Seite) KEIN MANN GEDEIHET OHNE VATERLAND (Vorderseite)
ZustandZeitpunkt
gesamtverschmutzt2020
biogener Bewuchs2020
verwittert, eingemeißelte Inschrift von 1934 unleserlich2020
Vollständigkeit
vollständig

  Nachweise

  • Endlich, Stefanie: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin, 1990, S. 75.
  • Endlich, Stefanie: Gedenkstätten in Berlin [In: Puvogel, Ulrike; Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd. II], Bonn, 2000, S. 150 f..
  • Endlich, Stefanie: Krieg und Denkmal im 20. Jahrhundert. [In: Dieter Hübener/Kristina Hübener/Julius Hans Schoeps (Hrsg.): Kriegerdenkmale in Brandenburg, Von den Befreiungskriegen 1813/15 bis in die Gegenwart], Berlin, 2003, S. 23 f..
  • Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung : Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 379.
  • Saehrendt, Christian: Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit (1919-1939), Bonn, 2004, S. 38 f. .
  • Schlickeiser, Klaus: Entdecken Sie Reinickendorf. Spaziergänge in Tegel, Berlin, 2006, S. 15.
  • Pauls, Walter: Der Marsch in die Heimat : Ein Heimatbuch des Bezirks Berlin-Reinickendorf / Hrsg. v. Walter Pauls ; Wilhelm Tessendorff , Berlin, 1937, S. 456 f., Abb. 22.
  • Entschiedene Preisausschreiben. [In: Der Baumeister 1922, Heft 8/9], 1922, S. Heft 8/9 Beilage B 53f..
  • Vorlage (Kunst) zur Beschlußfassung, betr. Errichtung eines Kriegerdenkmals auf der Dorfaue Tegel vom 8.12.1925. [In: Vorlagen für die Stadtversammlung der Stadt Berlin 1926], Berlin, 1926, S. Nr.1 S. 1 f..

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