Postamt W30

Postamt W30

Altes Post- und Telegrafenamt
Foto: Layla Fetzer, 2023, CC-BY-4.0

Das Postamt W 30 in der Geisberg-, Welserstraße ist ein Eckgebäude mit funktionalem Grundriss und symmetrisch strukturierter, barockisierender Fassadenfront. Der Hauptbau, mit Haupteingang in der Geisbergstraße, umfasst fünf, die Nebenbauten vier Geschosse. Die unteren Geschosse sind mit hohen, die oberen mit kleineren Fenster ausgestattet. Die Fenster der ehemaligen Fernsprechsäle sind von abgeschrägten glasierten Tonziegeln eingefasst (db, S. 294). Die Fenster im fünften Geschoss der Hauptseite sind kreisförmig.
Die Fassade ist mit überwiegend gleichfarbigen Backsteinen verblendet; die dunkler gefärbten sind zu größeren, gleichmäßigen Flächen zusammengefügt.
Gesimse und Erdgeschoss des Haupthauses sind aus hellem Stampfbeton, der unter Zugabe von Muschelkalkstein angefertigt wurde. Das zurückhaltende Hauptgesims besteht aus Muschelkalk-Kunststein. Es hat eine klare Plattenteilung, die dem Baukörper seinen Abschluss verleiht.

Die überlebensgroße Skulptur eines weit hervorspringenden Postillons auf einem Sockel betont die Gebäudeecke. Er blickt den Betrachter:innen auf der Höhe zwischen dem Sockelgeschoss und dem ersten Stockwerkes entgegen.

Die Haupteingänge sind mit bauplastischem Schmuck und Inschriften dekoriert. Über dem Haupteingang an der Südfassade, der über eine barock geschwungene Freitreppe erreicht wird, ist im Torbogen über der Doppeltür ein Reichsadler mit ausgebreiteten Schwingen eingearbeitet. Über diesem befindet sich ein Spruchband, auf dem in erhabenen Lettern: “DEUTSCHE REICHSPOST”, darunter die Datierung “ANNO DOMINI / 1925”. Das rechte von zwei kleinen Nebenportalen in der Welserstraße wird von versetzten Backsteinen (stilistisch orientiert an der märkischen Backsteingotik) gerahmt. Es trägt den erhabenen Schriftzug “POSTAMT”, darunter zwei stilisierte Tauben mit Briefen im Schnabel, dazwischen ein Schlussstein. Oberhalb des Portals, auf Höhe des zweite Geschosses, befindet sich ein Rundrelief in Form eines Kopfes, der aus der Wand zu wachsen scheint (Layla Fetzer).

  Werkdaten

SchaffendeDatierung
Hoffmann, WillyArchitekt_In1920
Oberpostbaurat
Gueffroy
Postbaurat
Schmidt, HansBildhauer_In
Objektgeschichte
Das Postamt mit der Bezeichnung W 30 in der Geisberg-, Welserstraße (früher Bayreutherstraße, s. Deutsche Bauzeitung) wurde nach Plänen des Oberpostbaurates Willy Hoffmann errichtet. Die Architektur des Eckgebäudes ist nach seinen funktionalen Erfordernissen ausgerichtet. Es beherbergte zu seiner Nutzungszeit als Post- und Fernmeldeamt die Hauptschalterhalle, Paketannahme sowie Arbeitsräume für Postbeamte. Die Entwicklung der Fassade zeigt die unterschiedlichen Nutzungsarten des Gebäudes: Die hohen Fenster der unteren Stockwerke verweisen auf den Postbetrieb, die kleiner ausgeführten Fenster in den oberen Geschossen können der Nutzung als Fernsprechamt zugeschrieben werden. Der expressionistische Dekor entsprach dem Trend der Bauzeit. Um 1923 bauten z. B. auch Peter Behrens, Fritz Höger und Hans Poelzig die Hauptwerke ihrer expressionistischen Phase. Hoffmann beließ den Bau jedoch sehr zurückhaltend, z. B. durch den gezielten Einsatz verschieden gefärbter Ziegelsteine (vgl. Posthorn und Reichsadler 1987, S. 147). Der Eckraum des Gebäudes wurde als Ladengeschäft an die Tabakwarenhandlung J.P.H. Hagedorn & Co. vermietet. Das einst silbergraue Dach, das einen farblichen Kontrast zur Fassade bildete, wurde nach kriegsbedingten Schäden durch ein flachgeneigtes Dach ersetzt, das von der Straße kaum zu sehen ist. Das Gesamtbild und der bauplastische Schmuck des Gebäudes sind bis auf Detailverluste erhalten (vgl. ebd., S. 150).
Verwendete Materialien
FassadeZiegel, Backstein-Ziegel aus den Sommerfelder Werken
Bauplastik / Gesims Kunststein, aus Beton und Muschelkalk
Technik
Bauplastik / Gesims gegossen
Bauplastik / Gesims modelliert

  Nachweise

  • Badstübner-Gröger, Sibylle: Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Berlin, München, 2000, S. 363.
  • Jaeger, Falk: Posthorn & Reichsadler. Die historischen Postbauten in Berlin, Berlin, 1987, S. 146 -151.
  • Deutsche Bauzeitung 34 , 1927, S. 289 - 295.

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